Problem von Anonym - 25 Jahre 02.06.05

reagiere ich zu impulsiv?

Hallihallo liebes Kummerkasten-Team..... :-)

Per Zufall bin ich auf eure Seite gestossen und möchte euch vorneweg ein grosses Lob aussprechen. Ich finde ihr macht das super und bin mir sicher, dass eure guten Ratschläge schon manch einer/einem weiterhelfen konnte.

So nutze ich nun auch meinerseits die Gelegenheit, um mir eure Meinung zu meinem persönlichen Problem anzuhören. Ich bin schon jetzt gespannt auf die sicher weiterhelfende Antwort euerseits und danke euch zum Voraus bestens.

Zu meiner Person:

Ich bin 25 Jahre alt. Fröhlichkeit, Spontanität, Offenheit, Kontaktfreudigkeit, Direktheit und Ehrlichkeit prägen unter anderem meinen Charakter. Nach einer langjährigen Beziehung (5 1/2 Jahre), genoss und lebte ich die vergangenen 3 Jahre ganz bewusst mein Singledasein. Mir war klar, dass zu Beziehungskriesen immer zwei gehören und war mir meiner Fehler wohl bewusst. Dies ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb ich mir wirklich 3 Jahre Zeit gab, um vor einer neuen Beziehung auch etwas an mir und meinen Macken zu arbeiten. Es war ein langer und harter Weg aber mit Stolz konnte ich nach der Zeit des Alleinseins sagen, dass ich meine Eifersucht, meine besitzergreifende Art und meine doch oft ausrastende Kommunikationsweise sehr gut in den Griff bekommen habe. Jetzt hatte ich gelernt auch Alleinsein zu können, mein Selbstbewusstsein war gestärkt und ich fühlte mich bereit für eine neue Beziehung. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass mir die Bedeutungen von Betrug, Untreue, Gefühlskälte und Verlogenheit von Seiten meines Ex-Freundes her wohl bekannt waren und mein Verhalten doch in mancher Situation dannzumal für viele nachvollziehbar war.

Zur momentanen Situation:

Ich bin seit 4 Monaten glücklich verliebt und habe das Gefühl in meinem jetzigen Freund einen Seelenverwandten gefunden zu haben. Ich kann mit ihm eigentlich über alles diskutieren, bin sehr wohl in seinem familiären Umfeld und wurde von seiner Clique sofort gut aufgenommen und akzeptiert, was im Übrigen umgekehrt ebenfalls der Fall ist. Es freuen sich alle für uns, wir sind wirklich glücklich und ich habe das tolle Gefühl ihn schon Jahrhunderte zu kennen.

Zu seiner Person:

Er ist 24 Jahre alt und "erst" seit 8 Monaten von seiner Ex-Freundin getrennt mit der er 4 Jahren zusammen war. Sie wohnten zusammen und trennten sich schlussentlich in beidseitigem Einverständnis, also in Frieden. Da die beiden den selben Kollegenkreis pflegen, habe ich sie natürlich auch bald einmal kennengelernt. Sie verhaltet sich mir gegenüber sehr offen und nett und ich finde sie ist eine hübsche, intelligente und wirklich sympathische junge Frau. Zudem mag ich es den Beiden wirklich gönnen, dass sie sich immer noch so gut verstehen. Klar, dass ich ihr zu Anfang mit einer gewissen Unsicherheit gegenüber trat. Diese legte sich jedoch rasch, nachdem sie ganz locker und ungezwungen mit mir umging, von sich aus auf mich zu kam und meine Anwesenheit nicht scheute. Mein Freund liess es mich Anfangs sogar stets zum Voraus wissen, wenn sie bei einem der Cliquentreffe mitdabei war, bis ich ihm Mal sagte, dass es für mich kein Problem sei und er mich nicht ständig darauf vorbereiten müsse. Zudem weiss er auch, dass ich nichts dagegen haben, wenn er hie und da alleine mit ihr etwas trinken geht oder sonst etwas zu zweit unternimmt, einfach um Mal wieder Gesprächsstoff auszutauschen. Das ist okay, denn immerhin waren sie ja lange zusammen und manchmal wünsche ich mir, ich könnte das mit meinem Ex-Freund ebenso, ohne jegliche Hintergedanken.

Zum eigentlichen Problem:

ich habe das Gefühl, dass ich mich in Sachen Beziehung wirklich um 180 Grad geändert habe. Ich kann vertrauen, loslassen und stehe nicht ständig unter Strohm, wenn mein Liebster auch Mal in weiblicher Begleitung ist. Zudem lässt er mich genügend und stark spüren, dass er mich wirklich liebt. Die alten Gefühle kommen aber dennoch in mir hoch, wenn er mit einer Kollegin alleine unterwegs ist, die ich noch nicht kenne bzw. er mir noch nicht vorgestellt hat. Es zerreisst mich dann innerlich fast und es kommt mir vor als ob in meinem Hirn Engelchen und Teufelchen Wortspiele veranstalten und mich hin und her schubsen: "Du kannst ihm doch vertrauen, du weisst er liebt dich!" "vergiss es, wieso muss er sich mit jemandem treffen, wenn er doch mich hat? bis jetzt hat sich noch jeder irgendwann als Betrüger geoutet!". Zudem habe ich ein Riesenproblem damit, dass er seine Ex-Freundin zur Begrüssung auf den Mund küsst oder wie letzthin, als ich während eines Weekends abwesend war und seine Ex nach einem Fest nicht mehr nach Hause kam, er sie mit zu sich nimmt um zu übernachten. Sie schläft dann nicht bei seiner Schwester, was mich nicht stören würde, nein sie schläft in seinem Bett! Er verschweigt mir dies nicht, da er immerzu mit offenen Karten spielt und weil in seinen Augen ja nichts dabei ist, schliesslich kennen sie sich ja und haben schon oft nebeneinander geschlafen. Ich glaube ihm, dass da nichts läuft, aber muss denn das unbedingt sein? Bis jetzt habe ich mich noch zurückgehalten, habe aber das Gefühl, dass ich irgendwann Mal wieder ausrasten werde. Freundschaft gut und recht, auch die ständige Anwesenheit seiner Ex-Freundin im Ausgang ist kein Problem, aber irgendwo gibt es doch Grenzen, oder sehe ich das zu theatralisch? Vielleicht bin ich ja auch nur enttäuscht über mich selbst, dass die Gefühle, welche ich über drei Jahre versucht habe in den Griff zu bekommen nun in gewissen Situationen wieder zum Vorschein kommen? Habe ich versagt?
Wie gesagt, ich bin ein sehr direkter und offener Mensch. Spreche Gedanken, Wünsche und Ängste direkt an, aber in diesem Fall ziehe ich mich zurück, ohne mir etwas anmerken zu lassen, meist noch nett und freundlich auch ihr gegenüber und studiere ob ich wohl diejenige bin, die überreagiert?

Ich bin froh, dass ich mir dies hier bei euch einmal von der Seele schreiben konnte. MERCI