Problem von Chris - 22 Jahre

Dabei den besten Freund zu verlieren

Hi,

um mein 'Problem' zu beschreiben muss ich etwas weiter ausholen, dennoch versuche ich mal, mich so kurz wie möglich zu fassen.

Also, die Person um die es geht und ich sind seit über 4 Jahren die besten Freunde. Ich könnte ein Buch über die Freundschaft schreiben und hätte trotzdem das Gefühl, dass ich nur einen Bruchteil davon niedergeschrieben zu haben. Es gibt wohl keine Person in meinem Leben, die insgesamt mehr über mich weiß als er ? und auch umgekehrt. Wir haben beide ?unabhängig voneinander- schon viel Scheiße in unserem Leben erleben müssen und es tat gut darüber zu reden und so manches gemeinsam durchzustehen. Kurz gesagt: Es ist eine der wichtigsten Personen in meinem Leben und dies beruht auf Gegenseitigkeit. Zumindest war dem mal so?

Jetzt habe ich aber seit längerem das Gefühl, dass sich die Freundschaft dem Ende neigt. Unser Kontakt flaut nun schon über Monate hinweg mehr und mehr ab. Einen genauen Grund gibt es nicht. Jedes mal, wenn ich das Thema anzusprechen versuche, weicht er mehr oder weniger aus, wirkt angepisst und gibt an, dass er im Moment, neben dem Abi, dem Führerschein, seiner Freundin usw., nicht viel Zeit hat. Es klingt auf den ersten Blick zwar alles recht Plausibel. Aber für mich kommt es wie ein Vorwand vor, denn früher hatte es auch funktioniert. Und gerade in der heutigen Zeit gibt es Dank Handy und Internet IMMER die Möglichkeit sich mal zu melden. Vor einigen Wochen habe ich ihm gesagt, dass man für seinen besten Freund zumindest einen Tag in der Woche Zeit haben sollte! Mehr verlange ich auch gar nicht. Er schien mein Problem auch zu verstehen, meinte dass es ihm auch aufgefallen ist, willigte ein und gelobte Besserung. Ich war happy, denn endlich hatten wir nach langer Zeit mal wieder ein fruchtbares Gespräch. In den ersten Tagen nach diesem Gespräch schien auch alles besser zu werden. Wir hatten wieder mehr Kontakt und sprachen wieder öfter miteinander. Es war zwar nicht annähernd so wie früher, aber es genügte mir. Doch leider hielt diese Besserung nur wenige Tage an. Danach herrschte wieder Funkstille - von beiden Seiten aus. Einen Grund dafür gab es nicht wirklich. Den vorläufigen Höhepunkt erreichten wir vor knapp einer Woche: Er ging für eine Woche auf Studienfahrt und hatte es nicht einmal nötig sich zu verabschieden. Es fiel KEIN Wort. Er war einfach weg... Das das ein Schlag ins Gesicht für mich war, steht wohl außer Frage. Ob es ihm bewusst ist, kann ich nicht sagen.

Zwei Tage nach seiner Rückkehr schrieb er mich dann mal wieder an und wollte mir Bilder zeigen. Ich lehnte ab mit den Worten "Steck sie dir doch sonst wo hin.." Und seitdem herrscht, wie nicht anders zu erwarten, wieder Funkstille. Nachgefragt, was los sei, hatte er nicht ? ob er es sich denken kann? Ich weiß es nicht! War meine Reaktion übertrieben? Auch das weiß ich nicht. Ich weiß eigentlich gar nichts mehr?

Ich habe nach dieser Aktion auch keine Lust mehr, mich bei ihm zu melden, weil ich davon ausgehe, dass ihm an der Freundschaft nicht mehr allzu viel liegt. Ich denke dass er von sich aus auch keine Lust hat sich zu melden. Und wenn er sich melden würde, dann spielt er die Situation bestimmt herunter oder geht erst gar nicht drauf ein.

Wenn jetzt nicht bald etwas geschieht, dann wird diese Freundschaft wohl im Sande verlaufen. Und wenn ich daran denke, dann könnte ich kotzen! Dazu war und ist mir die Freundschaft einfach viel zu wichtig! Mit ihm reden kann ich auch nicht, weil ich jetzt endlich mal einen Schritt aus seiner Ecke erwarte ? was genau kann ich nicht sagen! Aber wenn nichts kommt, dann muss ich die Freundschaft konsequenterweise beenden. Alles andere wäre ein Betrug an ihm und an mir. Mir ist schon klar, dass im Leben Freunde kommen und gehen und dass man sich manchmal ungewollt auseinanderlebt. Aber manchmal kann man das nicht so leicht akzeptieren?

Ich sollte noch erwähnen, dass wir sehr weit auseinander wohnen und ein persönliches Treffen zur Zeit so gut wie unmöglich ist! Aber er hat über das Internet 24 Stunden am Tag die Möglichkeit sich zu melden!

Was meint ihr? Hat die Freundschaft noch eine Chance? Wenn nicht, wie beendet man so eine Freundschaft, so das es für alle Beteiligten am besten ist? Und wie lange wird es wohl dauern bis alle damit endgültig abgeschlossen haben? Ich möchte die Freundschaft nicht beenden - aber habe ich eine andere Wahl?


Ich hoffe, dass es mir gelungen ist, die Situation wenigstens einigermaßen zu erläutern und warte auf eine Antwort?

Gruß..

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Chris!

Ich gebe Dir recht: Wenn nicht bald was passiert und ihr euch wieder annähert, dann wird diese Freundschaft im Sande verlaufen. Das ist aber nicht das, was Du willst. Sein Verhalten kannst Du kaum beeinflussen; Du kannst nicht machen, dass er Dir heute eine Mail schreibst. Aber Du kannst Dein Verhalten beeinflussen und über Deinen Schatten springen, den Stolz über Bord werfen und Dich melden.

Er hat sich vor der Studienfahrt nicht verabschiedet. Okay, das hat Dich sauer gemacht. Er aber hat vielleicht gedacht: Ist ja nur 'ne Woche und wir haben immer mal 7 Tage am Stück keinen Kontakt. Ist ja auch ein nachvollziehbarer Gedankengang. Dann meldet er sich und bekommt eine für ihn völlig unerwartete Abfuhr. Jetzt ist er sauer, weil Du keine Interesse hast an dem, was er während der Fahrt erlebt hat. Seid ihr jetzt nicht quitt? Wer ist im Recht? Ich würde sagen: Beide.

Tolle, feste, tiefe Freundschaften findet man nicht alle Tage. Bekanntschaften kann man viele haben, auch Freundschaften. Aber es gibt Freundschaften, die sind etwas ganz besonderes. Und Du hast mir eigentlich sehr deutlich gemacht, dass das hier eine solche ist. Und die willst Du hergeben, weil Du zu stolz bist, Dich jetzt zu melden? Weil Du willst, dass er sich meldet anstatt versuchen, das gerade zu biegen und einander wieder zu verstehen?

Ich habe auch so eine besondere Freundschaft und bin gerade auch auf ihn etwas angesäuert. Habe ihm nun schon 4 x den AB vollgequasselt, ohne dass er sich mal zurückmeldete. Und weißt Du was? Ich werde es auch ein fünftes und sechstes Mal tun. Denn ich weiß, dass er im Moment im Dienst viel Stress hat und die Freizeit lieber auf dem Motorrad verbringt als zu Hause. Weil ich versuche zu verstehen, dass ich (über 400 km Entfernung) zurückstecken muss, da er sich dort einen Freundeskreis aufbauen muss, den pflegen muss.

Wie gesagt, Du kannst nur Dein Verhalten beeinflussen. Wenn Du das nicht möchtest, dann lasse die Freundschaft im Sand verlaufen. Aber auch das willst Du nicht. Entscheide Dich.

Alles Gute!
Dana