Problem von Lena - 18 Jahre

Selbsthass

hallo liebes kuka-team
zuerst mal: ich finde Eure arbeit toll!
besonders die antworten von dana finde ich immer sehr hilfreich und geben hoffnung.

Also:
ach, es fähngt schon beim ersten satz an. wie,was soll ich schreiben, damit es das, was ich fühle richtig ausdrückt? ich finde immer, alles tönt so lächerlich und albern... auf jeden fall, ich habe ziemlich probleme mit mir. ich fühle mich in mir nicht wohl und habe ständig den wunsch, vor mir selber zu fliehen. ich hasse mein aussehen, meinen charakter, ich hasse das, was ich kann und das, was ich tue. nämlich ständig das falsche. wirklich wohl fühle ich mich nur im dunkeln, weil mich dann niemand sehen kann, und ich nicht das gefühl habe, ausgeliefert zu sein. das führt dazu, das ich oft die schule (gymnasium) schwänze, weil ich es nicht ertrage, mich der gesellschaft auszuliefern. und das schlechte gewissen, die angst zu viel schulstoff zu verpassen ruft noch mehr selbsthass hervor und lähmt mich. ich schwänze ja nicht weil ich zu faul bin um in die schule zu gehen. wie soll man das einem lehrer erklären?...ich kann mich auch selten auf etwas konzentrieren weil mein selbsthass und mein wunsch, nicht ich sein zu müssen, sehr präsent ist. wie soll man da für die schule lernen??? ich weiss: such dinge die du magst an dir... aber die finde ich nicht, der selbsthass macht mich blind dafür. die charakterisierung meiner mutter von mir lautet: arogant, kalt, oberflächlich, verletzend...ja, all das bin ich. aber es ist nicht mein wahres ich. es ist nur das, was mein selbsthass zum vorschein bringt. wie soll ich nett zu anderen sein, wenn ich vor lauter hass und druck in mir fast nicht mehr atmen kann? ich bin ständig gereizt, niemals freundlich weil ich immer von hass erfüllt bin. hass über das, was ich bin. ich isoliere mich, gehe nie weg und wenn ich eingeladen bin erfinde ich ausreden. dabei habe ich verdammt gute freunde, die ich zwar unendlich lieb habe und trotzdem meide, weil ich am liebsten alleine bin. und doch die einsamkeit hasse. paradox. ich habe auch probleme mit dem essen, weil ich mich unglaublich fett und hässlich fühle, obwohl ich (oberes) normalgewicht habe. jeder verdammte tag dreht sich darum, wieviel ich esse, was ich esse, und jeden verdammten tag nehme ich mir vor nichts mehr zu essen bis ich mich akzeptieren kann. einen radikaldiät nach der andern mit anschliessendem fressen und der darauffolgende selbsthass der jeden tag grösser wird. ausgewogen essen, ich weiss... aber solange der wunsch zu hungern da ist, ist das auch sehr schwierig. in gesellschaft essen ist für mich der horror, ich schäme mich und denke das alle denken: wieso isst die, die ist doch fett. es wird jetzt sommer und wer läuft bei 26'C im kapuzenpullover rum, weil sie sich zu fett und hässlich fühlt um im t-shirt rumzulaufen? ich. und dann ständig die blöden sprüche: soll ich dir noch ne jacke holen? haben die ne ahnung??? nein, wie sollen sie auch, ich mach ja den mund nie auf!!! aber ich müsste das alles erklären und das geht doch zu weit, zumal ich mich dafür schäme. und reden- ich habs schon so oft versucht, es geht nicht. meine probleme kommen mir so lächerlich vor, wenn ich überlege, wie ich es erklären könnte. und ausserdem r**** ich und die verkratzten armen kann ich ja wohl schlecht zur schau stellen. schulsport-im kaputzenpullover bei sommertemp. am herumrennen. Nett, oder? konsequenz ist schwänzen und das gibt langsam aber sicher ärger. viele, die behaubten, ähnliche probleme zu haben, gehen trotzdem aus, laufen im sommer im tshirt rum. dann habe ich wirklich das gefühl, dass ich wohl der hässlichste mensch sein muss auf dieser welt, oder aber die grössten koplexe habe. und in der familie läuft auch alles schief. dauerkrieg mit meiner mutter. mein zwillingsbruder der keine neue lehrstelle findet, säuft was das zeug hält und neustens auch noch partydrogen konsumiert...er läuft vor dem leben weg, genau wie ich...er bedeutet mir sehr viel. und ich habe ein pferd, das ich über alles liebe und das meine mutter nicht mehr bezahlen will, weil ich angeblich zu frech bin. ja, ich bin frech, ich bin ein idiot, das weiss ich, aber ich möchte doch gar nicht so sein, ich bin doch eigentlich anders. müsste ich nicht ich sein, müsste ich mich nicht hassen, ja, dann wäre ich der mensch, der irgendwo in meiner seele wohnt, gut versteckt, damit er nicht verletzt werden kann, gut versteckt, hinter hass, selbstzweifel, rebellion, wut, schmerz und einem stück verbitterung.

ist kompliziert und lang geworden, tut mir leid. vielleicht lest ihr es trotzdem...
leibe gruess lena

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Lena!

Vorweg Dank für Dein liebes Lob! Kann die Beschreibung arrogant, kalt, oberflächlich und verletzend auf jemanden passen, der sich durch diese Seite gelesen hat? Vielleicht zum Teil - aber im Kern muss noch was anderes stecken, denn sonst hätte als das Dich nicht im geringsten interessiert. Wärst Du oberflächlich, wäre es Dir egal, wie es im Inneren ausschaut. Arrogant bedeutet doch auch ein Stück, eingebildet zu sein, darauf zu schauen und zu zeigen, was man kann und hat. Kalt bedeutet ohne Liebe; das kommt auch nicht hin. Verletzend? Kann ich nicht beurteilen. Ist es Gegenwehr?

Du steckst in einer Spirale, in einem Teufelskreis. Du gehst nicht zur Schule, weil Du Dich nicht in die Gruppe begeben möchtest, dann kommt das schlechte Gewissen und neue Ängste dazu, also gehst Du wieder nicht zur Schule. Du isolierst Dich und so bauen sich auch wieder neue Ängste auf und Du bleibst noch mehr zu Hause. Ich wünsche Dir die Kraft, diesen Kreis zu durchbrechen. Ich denke, es ist klar, wo dazu anzusetzen ist? Die Ängste über Bord und überwinden, einfach machen und von mal zu mal wird es leichter werden, denn es kommt nichts neues dazu, was blockieren könnte.

Hass ist nicht das Gegenteil von Liebe. Das wäre Egal-sein. Hass ist immer noch ein zu starkes Gefühl, geprägt von Zuneigung, die nicht erfüllt wird. Nur, wer wichtig ist, kann man hassen. Hast Du Deine eigene Wichtigkeit noch im Blick?

Ich denke, ich muss jetzt gar nicht damit anfangen, was Du Dir selbst antust, wenn Du nichts isst. Du weißt es, kannst es nur nicht für Dich umsetzen. So viele Blockaden in Dir, die gelöst werden wollen, damit Du leben kannst. Wirklich leben...

Ich weiß nicht, ob Du all diese Blockaden in Dir allein bewältigen kannst. Ich kenne Dich nicht. Aber ich zweifele daran. Essstörungen, SVV - allein das reicht, um zu sagen: Hol Dir fachliche Hilfe ins Boot. Dazu kommen all diese negativen Gefühle, Dir selbst gegenüber. Was, wenn nicht die Liebe, kann Kraft speisen? Wenn Du selbst sagst, Du bist den Kampf nicht wert - muss es jemand anderes tun. Ich sage es. Nimm diesen Kampf auf. Nicht allein, sondern mit therapeutischer Hilfe. Spreche mit einem Arzt.

Und sage nicht: es klingt alles so klein und unbedeutend, wenn ich es ausspreche. Das tut es nämlich ganz und gar nicht. Das eigene Bild ist oft verzerrt - ich habe gelesen, was Du von Deinen Problemen schreibst und kann sagen: es klingt wichtig, es ist wichtig, dass Du daran arbeitest.

Alles Gute!
Dana