Problem von Doris - 25 Jahre

Kein Vertrauen

Hallo!

Ich bin 25 und habe seit 5 Monaten einen sehr lieben Freund. Wir lieben uns
sehr, doch trotzdem empfinde ich die Beziehung manchmal als zermürbend.
Dazu muss ich vielleicht sagen, wenn ich eine Beziehung eingehe, dann soll
es eine ernsthafte, möglicherweise auch dauerhafte sein. Bisher hatte ich
zwei Beziehungen. Der erste Mann war sehr lieb und nett und hofierte mich.
Doch er war ein "Träumer". Ein ewig arbeitsloser Informatiker, der zwar viele
Kinder und mich heiraten wollte, aber sich doch keine Arbeit suchte. Er träumte er von "dem großen Durchbruch" als Selbstständiger. Diese Beziehung habe
ich zwar beendet, doch ich habe noch lange darunter gelitten. Ich habe ihn zwar geliebt, aber auch wenn eh selbst beruflich auf eigenen Beinen stehe,
möchte ich einen Mann "mit Zukunft" haben. Der zweite Freund war beruflich sehr ehrgeizig und auch intelligent. Das imponierte mir so, dass ich mir sehr
viel von ihm gefallen ließ. Er schlug mich zwar nicht, doch verbal tat er mir viel
Gewalt an. Als ich dann von mir selbst schließlich fast nichts mehr hielt (er kritisierte praktisch alles an mir), trennte ich mich von ihm. Ich wollte mich
retten. Tja. Das war auch nicht leicht, da er mich noch viele Monate mit Nachrichten und Anrufen bombadierte. Er flehte und weinte, dass er alles wieder gut machen würde. Zum Glück konnte ich hart bleiben. 4 Monate darauf lernte ich meinen jetzigen Freund kennen. Ich war froh. Er hatte einen Job und behandelte mich nicht wie Abschaum. Und trotzdem gibt es für mich wieder ganz gravierende Punkte, die mich stören und fast den Schlaf rauben. Das Problem ist, dass er sehr unordentlich ist, und ich nur mit viel Schimpfen erreicht habe, dass er halt einigermaßen zusammenräumt. Nur ich denke halt, mir zuliebe. Das zweite Problem ist für mich fast noch schlimmer. Er kann nicht so gut mit Geld umgehen, wie ich mir das vorstelle. Einerseits ist seine Klospülung schon ewig kaputt, zögert das ewig hinaus wegen des Geldes, andererseits kauft er sich aber einen ipod um 140 Euro!!! Wenn ich mich dann aufrege, dann sieht er das zwar gleich völlig ein, (er hat den ipod zurückgeschickt) doch später jammert er dann ständig, dass der ipod ja so toll wäre, er bräuche den unbedingt...usw. Er versucht dann zwar zu sparen und ich unterstütze ihn dabei, wo ich kann. (Gehen weniger aus, gebe ihm den
Tipp beim Discounter einzukaufen...usw.) Manchmal komme ich mir vor wie seine Mutter, dabei will ich das gar nicht. Ich hasse mich dafür. Ich komme mir da gemein vor. Dabei kann ich aber nicht anders. Ich habe manchmal das Gefühl, dass er sonst total hilflos wäre. Obwohl er schon auch "vernünftige" Dinge macht und plant. Er hat beispielsweise seit seinem 17. Lebensjahr schon eine Lebensversicherung abgeschlossen. (Jetzt ist er 27). Sonst läuft unsere Beziehung eigentlich sehr gut. Ein weiteres Problem das ich in jeder Beziehung habe, ist die Eifersucht. Dabei spielt eine grundlegende Verlustangst natürlich auch eine große Rolle. Da wir uns aber von seinem Wesen her sehr ähnlich sind, fühle ich auch, dass er ähnliche Ängste hat. Wir
reden auch wirklich über alles. Doch manchmal habe ich das Gefühl, wir stehen
uns dann nur noch unserer eigenen Hilflosigkeit gegenüber. Keiner weiß, wie
er mit den Ansichten und Gefühlen des anderen umgehen soll. Wir reden, reden und reden dann. Bis wir das Thema wohl zerredet haben. Im Moment
geht es mir dann hinterher zwar besser, doch im Endeffekt bleibt bei mir ein
Gefühl der Erschöpfung. Aber wenn ich mit ihm auch darüber auch noch reden
wollte/müsste, dann würden wir uns wohl gegenseitig zermürben. Und dann kommt immer das Gefühl, ausbrechen zu müssen.
Ihr denkt wohl, jetzt, dass ich total durchgeknallt bin!

Aber vielleicht kann mir jemand den Weg in die richtige Richtung weisen.

Eure Doris

Anwort von Sabine

Hallo Doris,

ich weiß nichtk ob ich Dir den Weg in die richtige Richtung zeigen kann, aber ich kann Stellung zu Deiner Mail nehmen.
Mir kam beim Lesen der Anschein, als erwartest Du von Deinem Partner, dass er denkt und handelt,wie Du es tun würdest. Es klingt, als hättest Du Schwierigkeiten damit einen Menschen zu akzeptieren, wie er eigentlich ist. Klar, in einer Beziehung ist es ein Geben und Nehmen und man lehrt sich gewisse Dinge auch, aber man sollte nie nie nie nie nie versuchen einen Menschen umzuerziehen. Die Liebe und Gefühle für einander die führen eine Beziehung von ganz alleine. Ob arm oder reich, ob mit oder ohne heiler Klospülung oder mit oder ohne Ipod. Er reagiert auf Dich, weil er Dich liebt, aber ist er wirklich glücklich dabei und will er es auch so? Oder hat er schweren Herzens seinen Wunsch wieder zurückgeschickt und stattdessen die Spülung reparieren lassen? Was ich sagen möchte, ist , dass es wirklich nur schlecht funktionieren kann, wenn Du die Rolle übernimmst, die Du doch gar nicht magst. Einen wirklich perfekten Menschen, den kenne ich nicht. Jeder hat seine Macken. Das sind aber Macken, die man dann eigentlich auch lieben könnte oder sollte und die nicht ein Hindernis in einer Beziehung sind. Oh je, es ist so schwer die passende Erklärung zu finden für das, was ich sagen möchte.
Kurz gesagt: Lass ihn einfach er sein, damit Du ihn erkennen kannst. Du hast ihn so kennengelernt und so lieben gelernt. Ändere ihn nicht. Jemand, der so ist wie Du, den brauchst Du nicht suchen. Du hast Dich doch ständig um Dich. Gegensätze ziehen sich an.
Es sei denn (!!!!!) er steht darauf.

Lieben Gruß
Sabine