Problem von Petra - 28 Jahre

habe Angst, alles wegwerfen zu müssen

Hallo lieber Kummerkasten,

ich weiß gar nicht, wei ich anfangen soll...
Mit meinem Freund bin ich seit fast viereinhalb Jahren zusammen, seit ca. drei Jahren haben wir auch eine gemeinsame Wohnung.
Es war immer total schön mit ihm, er war verrückt nach mir! in jeder freien Minute wollte er mich knuddeln...
Das ist jetzt seit ca. fünf Monaten nicht mehr so.
Und ich weiß einfach nicht warum!
Ständig versuche ich, mit ihm darüber zu reden, aber er blockt ab. Wenn ich zärtlich sein will, weist er mich ab. Von ihm kommt gar nichts mehr. Wenn wir zusammen schlafen, muss ich die initiative ergreifen und habe das gefühl, er ist nicht bei der Sache.
Eben noch hatten wir deswegen eine Auseinandersetzung. Ich sagte ihm, dass ich ohne Liebe und Zuneigung nicht so weiter machen könne. Er sagte, dass ich erst mal mein Leben in den Griff bekommen solle, dann würden wir weiter sehen.
Ich muss dazu folgendes sagen:
Ich bin Grundschullehrerin und mit meiner Klasse, die ich momentan leite, sehr unglücklich. Der Schulleiter steht nicht hinter mir, aggrissive Kinder usw.
Darüber rede ich natürlich auch mit meinem Partner, so nach dem Motto: Ich möchte weg von der Schule, bekomme keine Unterstützung etc.
Und genau DAS wirft er mir jetzt vor; dass ich ihm ständig alles vorheule, was in meinem Leben schief läuft!
Ja, mein Gott! Ist DAS denn wirklich ein Grund, sich so abweisend zu verhalten??!! Ich dachte immer, der Partner ist auch dazu da, um Probleme mit zu meistern und einen zu unterstützen!!!

Also, wenn das so weitergeht, dann werde ich wohl oder übel Schluss machen. Seit Monaten schon fresse ich alles in mich hinein, beuge mich den "launen" meines Partners. Aber irgendwann ist doch Schluss!
Was meinst du? Sehe ich alles zu schwarz? Bin ich selber Schuld?

Petra

Vanessa Anwort von Vanessa

Hallo Petra,

Danke, für dein Vertrauen uns das alles hier zu schreiben.
Aus deiner Mail lese ich heraus, dass du dir eine Verbesserung deiner Lebensqualität auf zwei Ebenen wünscht: Im beruflichen und vor allem im Beziehungsbereich.
Ich möchte dennoch zuerst auf deine berufliche Situation eingehen: Es kling so, als wenn du dich ganz schön allein gelassen fühlst und dir auch keine richtigen Handlungsstrategien auf der Hand liegen, wie du mit deiner Klasse umgehen kannst. Sicher wirkt sich das auch auf deine Stimmung und deinen privaten Bereich aus. Außerdem klingst du gestresst. Tu dir selbst was Gutes und ändere was daran - einfach, damit du selbst es dir leichter machst. Höre dich mal nach einem Supervisor um - also jemanden, der dazu da ist, deine beruflichen/fachlcihen Probleme mit dir zu besprechen (ohne, dass die Schulleitung davon etwas bemerkt) und dir den Rücken stärkt. Du musst für diese Klasse stark sein und kannst so sicherlich noch einiges an Selbstvertrauen und Handlungskompetenzen gewinnen - was du ja noch Jahre lang in deinem Beruf brauchen wirst. Wage einfach den Schritt, führe ein Vorgespräch und frage auch danach, was ihr erreichen könntet. Sicher wird das auch finanziell in deine Tasche greifen (vllt kann man sowas aber auch irgendwie in den Steuern geltend machen -da musst du den Supervisor selbst fragen) - aber überlege dir, was dir lieber ist: Geld ausgeben und den Versuch wagen, sich zu stärken, oder alles so zu lassen, wie es ist.

Nun zu deiner Beziehung. Es schein, als habe sich in der letzten Zeit etwas zwischen euch geschoben - schwebt dir da was vor Augen? Ich bin mir sicher, dass es in jeder Beziehung mal schwierige Phasen gibt, die es zu überwinden gilt. Allerdings hast du Recht: Sich in diesen Phasen anzuschweigen, kann Gift sein. Es ist dir wichtig, dass alles gut läuft und du brauchst dein stabiles, schönes Privatleben. Sowas kann nicht immer funktionieren - aber Gespräche sollten auch durch schwere Zeiten führen, um den Kontakt zueinander nicht zu verlieren. In diesem Sinne geht dein Partner da leider ein Risiko ein...
Vielleicht fühlt er sich eingeengt, weil er selbst nicht weiß, was mit ihm los ist. Vielleicht kann er deshalb nicht reden - weil er das nicht so sagen will. Vielleicht erlebt er selbst eine anstrengede Zeit im Beruf - alles nur Mutmaßungen.
Das Wichtigste ist wohl, dass ihr wieder miteinander reden könnt - ohne Vorwürfe und ohne Druck. Glaubst du, du kannst in diesem Punkt für dich selbst die Verantwortung übernehemn und ihm ruhig (ohne Vorwurf) mitteilen, dass es dir wichtig ist, mit ihm über eure Situation zu reden? Vielleicht hilft es ihm, wenn du sagst, dass du das gefühl hast, dass er zu einem Gespräch nicht bereit ist und dass er dazu im Moment auch keine Lust zu haben scheint - und dass du auch darauf warten würdest. Dass es für dich aber vllt. wichtig wäre, wenn er dir sagt, was ihn überhaupt an einem Gespräch hindert?

Ich hoffe, dass dir/euch einige Impulse weiterhelfen werden!
Hier noch weitere Infos: www.paartherapie4you.de

Liebe Grüße und alles Gute! Vanessa