Problem von Anonym - 34 Jahre

Scheidungskind

Ich weiß nicht, ob es überhaupt ein "Problem" ist, bin vielleicht auch zu empfindlich zur Zeit, mache mir aber Sorgen um meinen Sohn,9J.Mein Mann und ich haben uns vor knapp 4Jahren getrennt, sind seit 1Jahr geschieden, die Kinder leben bei Ihrem Vater.Das haben wir so beschlossen, da ich in eine kleine Stadtwohnung ziehen musste, aus finanziellen Gründen, die Kids aber in Ihrer gewohnten ländlichen Umgebung bleiben sollten.Es gab nie gross Stress nach der Trennung.Alles läuft viel ruhiger ab zwischen mir und meinem Exmann.Natürlich vermisse ich die Kinder extrem und mein Sohn mich.Er hängt sehr an mir und alles belastet ihn wohl sehr.Er wirkt sehr eifersüchtig u aggresssiv seiner Schwester, 7J, gegenüber und er ist immer öfter auch stark wütend wenn er bei mir ist.rabiat, wütend, aggressiv.Fühle mich manchmal regelrecht überfordert.Ich weiß das er auch Probleme mit seinem Vater hat, ich weiß er würde lieber zu mir ziehen,er möchte aber auch die Schule nicht wechseln.Er tut mir so leid und es geht mir schlecht wenn wir so ein doch schlechte-Laune-Wochenende verbringen.Wie soll ich damit umgehen?!

Anwort von Sabine

Hallo!

Offene Gespräche zwischen Dir und Deinem Jungen sind sehr wichtig. Auch Gespräche zwischen Dir und Deinem Exmann über das Verhalten eures Sohnes während Deiner Abwesenheit. Gemeinsam könnt ihr ihn beobachten und vielleicht herausfinden, was es wirklich ist, was ihn stört oder warum er sich so entwickelt hat. Sucht er Aufmerksamkeit oder ist es gar was anderes. Ich bin kein Psychologe und kann es nich sagen. So tiefgründig kann ich darauf nicht eingehen und verstehe es auch nicht. Wie gesagt, wären lange und viele Gespräche und Forschungen nötig um es herauszufinden. Nur anhand Deiner Mail kann ich es nicht sagen. Doch bitte lies auch diesen Beitrag, den wir unter der Soforthilfe aufgeführt haben:

Hallo Mama, Hallo Papa,

Vergesst nie: ich bin das Kind von euch beiden. Ich habe jetzt zwar ein Elternteil, bei dem ich hauptsächlich wohne und der die meiste Zeit für mich sorgt, aber ich brauche den anderen genauso.

Fragt mich nicht, wen von euch beiden ich lieber mag. Ich habe euch beide gleich lieb. Mach den anderen also nicht schlecht vor mir, denn das tut mir weh.

Helft mir, zu dem Elternteil, bei dem ich nicht ständig bin, Kontakt zu halten. Wählt für mich seine Telefonnummer oder schreibt die Adresse auf einen Briefumschlag.

Helft mir, zu Weihnachten oder zum Geburtstag ein schönes Geschenk für den anderen zu basteln oder zu kaufen. Macht von den neuen Fotos von mir immer einen Abzug für den anderen mit.

Redet miteinander wie erwachsene Menschen, aber redet und benutzt mich nicht als Boten zwischen euch ? besonders nicht für Botschaften, die den anderen wütend oder traurig machen.

Seid nicht traurig, wenn ich zum anderen gehe. Der, von dem ich weggehe, soll auch nicht denken, dass ich es in den nächsten Tagen schlecht habe. Am liebsten würde ich ja immer bei euch beiden sein. Aber ich kann mich nicht in zwei Stücke reißen ? nur weil ihr unsere Familie auseinander gerissen habt.

Plant nie etwas für die Zeit, die mir mit dem anderen Elternteil gehört. Ein Teil meiner Zeit gehört meiner Mutter und mir, ein Teil gehört meinem Vater und mir. Haltet euch bitte konsequent daran.

Seid nicht enttäuscht oder böse, wenn ich beim anderen bin und mich bei euch nicht melde. Ich habe jetzt zwei Zuhause. Die muss ich gut auseinander halten ? sonst kenne ich mich in meinem Leben überhaupt nicht mehr aus.

Gebt mich nicht wie ein Paket vor der Haustür des anderen ab. Bittet den anderen für einen kurzen Moment rein und redet darüber, wie ihr mein schwieriges Leben einfacher machen könnt.
Wenn ich abgeholt oder gebracht werde, gibt es kurze Momente, in denen ich euch beide habe. Zerstört das nicht dadurch, dass ihr euch anödet oder zankt.

Lasst mich vom Kindergarten oder bei Freunden abholen, wenn ihr den Anblick des anderen nicht ertragen könnt.

Streitet euch nicht vor mir. Seid wenigstens so höflich miteinander, wie ihr es zu anderen Menschen seid und wie ihr es auch von mir verlangt.

Erzählt mir nichts von Dingen, die ich noch nicht verstehen kann. Sprecht darüber mit anderen Erwachsenen, aber nicht mit mir.

Lasst mich meine Freunde zu beiden von euch mitbringen. Ich wünsche mir ja, dass sie meine Mutter und meinen Vater kennen und toll finden.

Einigt euch fair übers Geld. Ich möchte nicht, dass einer von euch viel Geld hat und der andere ganz wenig. Es soll euch beiden gut gehen, dass ich es bei euch beiden gleich gemütlich habe.

Versucht nicht mich um die Wette zu verwöhnen. Soviel Schokolade kann ich nämlich gar nicht essen, wie ich euch beide lieb habe.

Sagt mir offen, wenn ihr mal mit dem Geld nicht klarkommt. Für mich ist Zeit ohnehin viel wichtiger als Geld. Von einem lustigen gemeinsamen Spiel habe ich viel mehr als von einem neuen Spielzeug.

Macht nicht immer soviel ?Action? mit mir. Es muss nicht immer was Tolles oder Neues sein, wenn ihr etwas mit mir unternehmt. Am schönsten ist es für mich, wenn wir einfach fröhlich sind, spielen und ein bisschen Ruhe haben.

Lasst möglichst viel in meinem Leben, so wie es vor eurer Trennung war. Das fängt bei meinem Kinderzimmer an und hört auf bei den kleinen Dingen, die ich ganz alleine mit meinem Vater oder meiner Mutter gemacht habe.

Seid lieb zu den anderen Großeltern ? auch wenn sie bei eurer Trennung mehr zu ihrem eigenen Kind gehalten haben. Ihr würdet doch auch zu mir halten, wenn es mir schlecht ginge! Ich will nicht auch ohne meine Großeltern verlieren.

Seid fair zu dem neuen Partner, der einen von euch findet oder schon gefunden hat. Mit diesem Menschen muss ich mich ja auch arrangieren. Das kann ich besser, wenn ihr euch nicht gegenseitig eifersüchtig belauert. Es wäre sowieso am besten für mich, wenn ihr beide bald jemanden zum Liebhaben findet. Dann seid ihr nicht mehr so böse aufeinander.

Seid optimistisch. Eure Ehe habt ihr nicht hingekriegt ? aber lasst uns wenigstens die Zeit danach gut hinbekommen.

Geht mal meine Bitten an euch durch. Vielleicht redet ihr miteinander darüber. Aber streitet nicht. Benutzt meine Bitten nicht dazu, dem anderen vorzuwerfen, wie schlecht er zu mir ist. Wenn ihr das macht, habt ihr nicht kapiert, wie es mir jetzt geht und was ich brauche, um mich wohler zu fühlen.

Einen lieben Gruß,
euer Kind


Lieben Gruß
Sabine