Problem von Anonym - 26 Jahre

Was tun? (Teil 2)

Hallo Dana

Ich wende mich erneut an Dich, weil ich langsam aber sicher nicht mehr kann. Das letzte Mal konntest Du mir sehr viel Mut machen, mit dem was Du geschrieben hast (->http://mein-kummerkasten.de/103276/Was-tun.html). Aber nun bin ich wirklich am Ende, obwohl ich mich immer noch kämpferisch gebe und nicht aufgeben möchte. Ich kann einfach nicht aufgeben, weil ich mir so sehr sicher bin, dass da was ist (das ich mir nicht einbilde!).
Inzwischen reden wir auch sehr oft miteinander, was ich sehr schön finde. Wir warten aufeinander, wenn wir zur gleichen Zeit nach Hause gehen, nur um den kurzen Weg von etwa 3 Min. zum Bahnhof zusammen zugehen. Neulich hat er sogar mit mir meine Mittagszeit verbracht, obwohl er längst woanders hätte sein sollen. Das sind alles solche Sachen, die man meiner Meinung nach nicht macht, wenn man für den andern nichts empfindet bzw. nur Freundschaft möchte und schon gar nicht, wenn man sich nicht so gut kennt. Ich meine ja nicht, dass er so viel für mich empfindet wie ich für ihn. Denn so ist es , denke ich, schon nicht. Aber es ist auf jeden Fall mehr da als nur Freundschaft. Das sieht man doch an seinem Verhalten? Die Art wie er mich immer ansieht. Manchmal beobachte ich ihn (ohne ihn direkt anzuschauen) und da habe ich auch schon mehrmals bemerkt, dass er mich ebenfalls beobachtet und dabei ganz süss lächelt. Natürlich sind da auch noch die Blicke, die ich im ersten Brief bereits erwähnt habe. Klar, ist es schwierig, sich solche Blicke vorzustellen, wenn man's nicht selber sieht. Ich kanns aber auch nicht recht erklären. Er strahlt einfach über's ganze Gesicht, wenn er mich sieht.
Bei unserm letzten längeren Gespräch hatte er mir gesagt, dass er seit 5 Jahren Single sei und dass das auch in nächster Zeit so bleiben wird, weil er sich angeblich wohl dabei fühlt. Der Grund dafür, dass er so lange Single ist und keine Freundin möchte ist, dass er schlechte Erfahrungen gemacht hat und sehr enttäuscht wurde. Ich glaube, dass das Problem aber darin liegt, dass er Angst vor einer neuen Beziehung hat und auch dass er wieder enttäuscht wird. Die Garantie, dass er bei mir nicht enttäuscht wird kann ich ihm nicht geben, da man ja nie weiss was kommt. Aber er kann doch auch nicht sein Leben lang davor weglaufen. Jeder macht mal schlechte Erfahrungen?!
Ich würde ihn gerne auf seine Angst ansprechen, habe aber richtig Schiss davor, dass ich ihm damit zu nahe trete.
Kannst Du mir sagen, was ich machen soll?
Ihm einen Brief schreiben? Dies finde ich zwar recht peindlich, da wir ja keine Teenager mehr sind, aber wenn das was bringen sollte, dann werde ich mich dafür auch gerne blamieren!!!
Ich möchte, dass er endlich merkt, wie ernst es mir ist. Er soll ernsthaft darüber anchdenken und ich möchte auch mit ihm darüber reden. Er soll wissen, dass er mit mir über alles reden kann und keine Angst haben muss, dass ich ihn auslache oder für ein Weichei halten werde.
Weisst Du, mir geht es nämlich ähnlich wie ihm. Auch ich habe Angst vor einer neuen Beziehung, u.a. weil ich seit 8 Jahren Single bin. Da kannst Du Dir sicher auch vorstellen, dass ich in Sachen Beziehung nicht sehr viele Erfahrungen habe. Aber ich renne wenigstens nicht vor meiner Angst weg. Mir wäre es aber recht, wenn es nicht zu schnell gehen würde. Aber so weit sind wir ja (noch) nicht. Vielleicht würde es ihm aber etwas helfen, wenn er das weiss?
Ich muss einfach etwas unternehmen, aber ich weiss nicht was. Nun hoffe ich natürlich, dass Du meine Situation verstehen kannst und dass Du mir vielleicht einen Rat geben kannst. Auf keinen Fall werde ich aufgeben!!!

Herzliche Grüsse und Danke

PS: Sein verhalten mir gegenüber finden übrigens viele, die ihn kennen recht komisch. Meine Kollegen denken das selbe wie ich, dass dieses Verhalten nicht normal ist für jemanden der nur Freundschaft möchte! Von div. Männer habe ich auch erfahren, dass dies typisch für Männer ist die Angst haben. Und da sie dies nicht gerne zu geben, sagen sie lieber Nein.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ja, ich würde auch sagen, dass es positive Zeichen sind, wenn ihr aufeinander wartet usw. Aber ihr seid immer noch in einem Stadium, in dem alles passieren kann. Beziehung, Freundschaft, nichts dergleichen. So richtig gefestigt erscheint mir das alles noch nicht. Und genau da würde ich erst mal ansetzen: Sehen, dass ich ihn auch privat öfter mal sehe.

Brauchst Du nicht zufällig Hilfe bei etwas, was er kann? Rechner einrichten? Regal aufbauen? Wohnzimmer streichen? Irgendetwas in der Art? Und wenn Du sie nicht zufällig gerade brauchst, schau doch mal, ob sich so ein Zufall nicht herbeiführen lässt ;-) Der Mann an sich mag es, wenn man ihn um Hilfe bittet und kann selten "Nein" sagen. Und zum Dank bekochst Du ihn oder ihr geht essen. Zwei Treffen mit einem Schlag.

Und dann immer weiter ausbauen. Ein Kinofilm, ein Konzert, der neue Italiener um die Ecke, der getestet werden muss und so weiter und so fort. Achte dann darauf, ob Vorschläge auch mal von ihm kommen. Wenn diese Dinge über einen längeren Zeitraum nur von einem kommen, sind es schlechte Zeichen.

Und diese Abende sind es dann die Gelegenheiten, um tiefere Gespräche über Beziehungen, Vorstellungen und Wünsche an das Leben zu führen. Auf dem Weg zum Bahnhof passen sie wahrscheinlich eher wenig. Zumal die Zeit ja auch sehr begrenzt ist.

Kleiner Trick: Frage nicht nach seinen Ängsten, sondern erzähle von den eigenen. Von den Gefühlen des anderen erfährt man immer dann am ehesten etwas, wenn man die eigenen auch preisgibt. Einer muss sich zuerst schwach und verletzlich machen, dann fällt es dem zweiten leichter.

Briefe halte ich immer dann für eine gute Idee, wenn der andere nicht reden möchte oder aber es Dinge sind, die man nicht laut aussprechen kann. Bei euch sehe ich das so nicht, oder? Alles, was ihr braucht, ist gemeinsame Zeit -geplante gemeinsame Zeit- um euch irgendwie näher zu kommen.

Ich kenne niemanden, der im Beziehungsleben noch keine derbe Enttäuschung einstecken musste. Und ich kenne auch niemanden, der sich danach nie wieder auf das Abenteuer Beziehung eingelassen hat. Den Vorsatz "nie wieder" haben sie alle gefasst und verworfen. Das Abenteuer Beziehung ist einfach zu reizvoll, als dass man es auf immer aus dem Leben bannt.

Alles Gute!
Dana


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