Problem von Nicole - 19 Jahre

Für alle unglücklich Verliebten

Hallo zusammen.

Viele Beiträge in diesem Forum haben mir gezeigt, wie blind und teilweise auch verstockt das Gefühl macht, das die Menschen "Liebe" nennen. Einige sind frisch getrennt, haben ihren Partner verlassen oder und wurden von ihm/ihr verlassen. Andere führen einen ständigen Kampf mit sich selbst, weil sie ihre Gefühle nicht gestehen können oder wollen. Wiederum andere lassen sich auf eine Affäre ein, in die sich trotz der besten Vorsätze verlieben, bis sie irgendwann einmal feststellen, dass die Affäre in der Regel eine Affäre bleibt, gleichgültig, wie oft man sich einredet, es würde irgendwann einmal eine feste Beziehung werden. Das war nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Repertoire derjenigen, die unter Liebeskummer leiden. Aber er zeigt dennoch, was Liebe NICHT ist: Sinnloses Leiden. Die einfachste Formel oder Beschreibung für den Begriff "Liebe" habe ich in einer Zeitschrift gelesen, trotz seiner Einfachheit drückt er das aus, was sich Verliebte und Liebende oft nicht klar machen (wollen):

"Liebe ist, wenn jemand lieb zu einem ist."

Heutzutage verstecken immer Menschen ihre wahren Empfindungen hinter einer Fassade aus Gleichgültigkeit, Desinteresse, sogar Arroganz, Schüchternheit oder dem Beharren auf der traditionellen Rollenverteilung. Und dennoch lässt sich nicht leugnen, dass der Großteil von ihnen im tiefsten Inneren bis heute darauf hofft, eines Tages den oder die Richtige/n zu treffen und mit ihm/ihr den Rest seines Lebens zu verbringen. Doch der Mythos "der/die Richtige" ist ein Mythos, denn jeder Mensch hat seine eigene Vergangenheit, die ihn unwiderruflich prägt, die seinen Charakter und seine Eigenschaften, seine Ziele und Träume, seine Einstellung und seine Art zu leben, zu denken, zu fühlen und zu handeln bestimmt. Niemand kann sich diesem Einfluss entziehen und kein menschliches Wesen kann demnach ein Idealwesen verkörpern. Bevor man sich entschließt, eine dauerhafte Bindung einzugehen, damit meine ich nicht die Ehe, sondern eine Beziehung allgemein, sollte man sich fragen, ob der Partner wirklich die Eigenschaften besitzt, die man selbst unabdinglich braucht, um glücklich zu werden.

Ein Beispiel:
Es treffen eine Frau und ein Mann aufeinander, sie verlieben sich, kommen zusammen, ziehen später auch in eine gemeinsame Wohnung. Allerdings hat er ihr nie gesagt, dass er auf keinen Fall Kinder haben will, und sie wiederum hat ihm nie gesagt, dass sie sich auf jeden Fall Kinder wünscht. Wenn nun keiner der beiden nachgeben will, so ergeben sich verschiedene Möglichkeiten: a) Die beiden trennen sich und suchen Partner, die ihre Wünsche akzeptieren. b) Die Frau rückt von ihrem Kinderwunsch ab. c) Der Mann lässt sich überreden, Kinder in die Welt zu setzen.
Im ersten Fall haben beide noch die Chance (abhängig davon, wie wichtig ihnen ihr Wunsch gewesen ist) glücklich zu werden; im zweiten und dritten Fall jedoch muss einer von beiden auf etwas verzichten, was ihm vielleicht wahres Glück bedeutet und seine Erfüllung darstellt. Über kurz oder lang - natürlich sollte man nicht einfach verallgemeinern, aber in diesem Fall spreche ich von der Tendenz - wächst die Unzufriedenheit des Partners, dessen Wunsch nicht erfüllt wurde, an und sie/er wird sich auf Dauer gesehen von seiner Partnerin/seinem Partner entfernen, sei es nun emotional, physisch oder sogar räumlich. Es wird oftmals auf eine Trennung hinauslaufen.

Was will ich mit diesem Beispiel aussagen? Viele Menschen suchen sich unbewusst die falschen Partner aus, Partner, die sie verletzen, sie betrügen und hintergehen, ihre Bedürfnisse ignorieren, herunterspielen und sich beinahe ausschließlich für sich selbst interessieren (wiederum nur ein kleiner Ausschnitt). Der Mensch sucht immer nach seinem Gegenstück, seiner fehlenden Hälfte, er sucht nach Ergänzung, beispielsweise Eigenschaften oder Fähigkeiten, die man selbst nicht besitzt, um dann später völlig am Boden zerstört festzustellen, dass die Beziehung an genau diesen Differenzen gescheitert ist, weil es ihrer zu viele waren oder die wenigen zu schwer wogen (wie der Kinderwunsch in obigem Beispiel). Jetzt könnte man natürlich argumentieren, dass man seine Gefühle schließlich nicht steuern könnte, aber wie oft hat man im Nachhinein gemerkt, dass es letztlich nicht viel mehr als die Abhängigkeit oder Gewohnheit war, die einen in die Arme des Partners getrieben hat? Der Mensch strebt nach dem, was ihm unerreichbar scheint, er idealisiert das Objekt seines Begehrens und setzt sich selbst so weit herab, dass sogar seine Umgebung glaubt, er sei es nicht wert, jemanden wie die gewollte Person für sich zu gewinnen.
"Verliebt" euch nicht in den falschen Menschen, das ist leicht gesagt. Aber wahrlich nicht so schwer getan, wie viele glauben. Offenheit ist das Zauberwort, es bedeutet, sich auch auf andere Menschen einzulassen, die nicht dem Idealwesen entsprechen. Es gibt keine Vollkommenheit im menschlichen Wesen, aber es gibt durchaus ihr Gegenteil. Lauft niemandem nach, der euch immer wieder betrügt, euch ins Gesicht lügt, während ihr mit Tränen in den Augen beteuert, ihr könntet ohne ihn/sie nicht leben. Ihr könnt! Und wie ihr das könnt! So lange ihr es wollt, könnt ihr wieder aufstehen, euer verletztes Herz wieder aufheben und es gesund pflegen, um es beim nächsten Mal demjenigen/derjenigen zu geben, der/die darauf achtgibt und es nicht mit Füßen tritt. Hierbei geht es nicht nur um den Stolz eines Menschen, sondern um euer eigenes Lebensglück, das nun einmal auch daraus besteht, einen Menschen an eurer Seite zu haben, dem ihr vertraut und der umgekehrt euch vertraut. Oft sagt euch euer Gefühl bereits, ob er/sie eucht gut tut oder nicht, doch wie oft wird diese innere Stimme zum Schweigen gebracht!

"Liebe ist, wenn jemand lieb zu euch ist."
Ganz so einfach ist es nicht. Aber viel schwerer auch nicht. Denkt daran, es geht um den einzigen Menschen, für dessen Glück ihr wahrhaftig zuständig seid: um euch.

Liebe Grüße
Nicole

PS: Ihr seid ein tolles Kummerkastenteam und lese wirklich gerne auf eurer Seite, macht weiter so und helft denen, die sich selbst nicht zu helfen wissen.

Anwort von Sabine

Hallo Nicole

und danke für Deinen Beitrag.

Lieben Gruß
Sabine