Problem von Aenne - 22 Jahre

Meine Schwester muss sterben - 2

Liebe Sabine,
ich danke dir für deine Antwort. Deine Worte haben mich ein wenig aufgebaut und mir Mut gemacht. Vielen, lieben Dank.
Ich habe mich schlussendlich auch dafür entschieden Mara zu erklären, wie es um sie steht und was passiert oder passieren wird. Es war das schlimmste was ich je tun musste, aber ich hatte auch Unterstützung von einer sehr tollen Ärztin, die draußen gewartet hat und die mir jeder Zeit geholfen hätte, wenn ich es wollte. Es war sehr erstaunlich, meine Schwester hat es "gut" aufgenommen, wenn man soetwas gut aufnehmen kann. Sie hat gesagt, dass sie es geahnt hat. Ich weiß nicht wie ich sagen soll, sie ist ein schrecklich lebensfroher Mensch. Egal wie schlecht es ihr auch gehen mag, sie versteht es trotzdem allen Menschen um sie herum Mut zu machen, zu helfen oder auch einfach nur etwas nettes zu sagen. Egal was passiert, sie ist immer fröhlich, glücklich und genau das tut mir so weh. Es ist unfair, dass sie sterben muss, dass sie Schmerzen haben muss, dass sie diese Krankheit haben muss. Es tut so weh, zu wissen sie zu verlieren.
Ich hatte heute ein langes Gespräch mit dem Arzt der sie schon mal behandelt hat, danach wurde uns aber jemand anderes zu geteilt. Er meint, man könnte
noch eine Chemo versuchen, er sei sich sicher, dass es keine 100%ige Heilung gibt, aber man könnte einige Monate raus holen. Genau das ist jetzt auch mein Problem, ich weiß nicht was ich tun soll. Natürlich, ich muss noch weitere, unabhängige Meinungen einholen, was eine weitere Therapie erreichen würde. Die Ärztin bei der meine Schwester in Behandlung ist, gibt ihr maximal 10-12 Wochen, mit Chemo wären es vielleicht sogar 1 Jahr. Ich weiß, dass meine Schwester jetzt sehr schwach ist und die letzte Therapie für sie auch sehr anstrengend, schmerzhaft war. Ich weiß nicht, ob man ihr das nocheinmal zumuten kann oder ob ich ihr das an tun kann. Natürlich, ich werde mit ihr darüber reden, aber kann eine 12jährige so eine Entscheidung treffen. Oder kann ich so eine Entscheidung über einen anderen Menschen treffen. Ich habe das Gefühl, dass egal wie auch immer ich mich entscheiden würde, es trotzdem falsch ist. Es ist einfach eine unsagbar schwere Last, ich möchte das gar nicht entscheiden müssen, ich möchte nicht darüber nachdenken müssen. Ich habe Angst, dass ich meine Schwester noch viel eher hergeben müsste, als ich es ohnehin schon muss. Ich weiß nicht, möglicherweise habe ich die Situation noch nicht richtig realisiert. Vielleicht kannst du mir noch einmal helfen, auch wenn ich weiß dass ihr alle viel um die Ohren habt. Und ich danke dir nochmal für deine letzte Antwort, es hat gut getan. Danke

http://mein-kummerkasten.de/110464/meine-Schwester-muss-sterben.html

Anwort von Sabine

Hallol Aenne!

Sicherlich ist es eine schwere Entscheidung. Gerade, wenn es um andere geht und man um sie entscheiden muß.
Du hast geschrieben, dass Du mit ihr darüber sprechen willst. Das finde ich gut. Ja, sie ist zwar erst 12 Jahre, aber ich denke schon, dass man sie wissen lassen sollte, was man machen könnte und was es bedeutet. Besprichst Du es nicht mit ihr, wirst Du Dir vielleicht irgendwann Vorwürfe machen. Ihr versteht euch gut und ihr habt euch lieb. Es ist wichtig, dass ihr gerade jetzt in dieser Zeit voneinander wisst, was in euch vorgeht, damit ihr euch nicht gegenseitig was vormacht. Sie lässt Dich wissen, wenn sie traurig ist und Du solltest es sie auch wissen lassen. Stark zu sein ist wunderbar, aber auch Schwäche ist in solchen Fällen erlaubt und nichts, weswegen man sich schämen muß. Sprich offen undehrlich mit ihr. Du weißt, dass Du die Hilfe einer Fachärztin im Hintergrund hast und das ist gut so. Bist Du Dir nicht sicher, sprich zuerst mit der Ärztin. Deine Schwester ist eine tapfere kleine Schwester und ich denke schon, dass sie ein wenig mitentscheiden kann oder erfahren sollte, was es für Möglichkeiten gibt oder nicht. Inwieweit Du es ihr schildern kannst oder solltest, könntest Du auch mit der Ärztin absprechen. Sie hat damit auch ihre Erfahrungen.
Kopf hoch Aenne.

Lieben Gruß
Sabine