Problem von Silke - 34 Jahre

Mein Mann akzeptiert unsere Tochter nicht

Hallo liebes Team!

Ich habe ein großes Problem in meiner Familie, das vor allem meinen Mann betrifft.

Wir haben 2 Kinder, Florian (10) und Leonie (6).
Das Problem ist, dass mein Mann unsere Tochter nicht akzeptiert bzw. sie nicht als Tochter annimmt. Sie kam als Frühchen zur Welt und ist von Geburt an taub. Im Prinzip ist das "kein" Problem oder zumindest kein großes. Sie kommt gut zurecht, kann sich sehr gut ausdrücken und ist eigentlich auch sehr "gesprächig". Mein Mann war aber von Anfang an sehr distanziert und kühl unserer Tochter gegenüber, natürlich anfangs war ich auch ein wenig geschockt und musste mich erst an die Situation und den Gedanken gewöhnen, aber immerhin ist sie unsere Tochter, egal wie sie ist oder nicht ist. Er wollte sie auch kaum auf den Arm nehmen oder sich mit ihr befassen, bei unserem Sohn war das damals komplett anders. Die Gebärdensprache wollte er nicht lernen, denn "wenn das Kind taub ist, kann man ohnehin nicht mit ihm sprechen". Er hat es dann zwar auf mein Drängen teilweise gelernt, aber auch nicht richtig und anwenden tut er es sowieso nicht. Unsere Kleine ist ein sehr verschmustes Kind, sucht überall Nähe und Wärme und sie tut mir einfach so Leid, wenn mein Mann sie ignorriert, ihr die Kalte Schulter zeigt oder ihr nur halbe Aufmerksam schenkt. Wenn er irgendwas mit ihr macht, dann auch nur auf mein Bitten oder Drängen, und dann sehr halbherzig. Oder er überredet unseren Sohn, dass für ihn zu "übernehmen". Vorallem ist es so, dass er mit unserem Sohn total gerne Fußball spielt oder ihn auch mitnimmt zu seinen Fußballspielen usw., wenn ich möchte,dass er unsere Tochter auch mitnimmt, lässt er lieber beide daheim, als dass er beide mitnimmt. Ich verstehe schon, dass es schwierig ist ein Kind mit einer körperlichen Einschränkung groß zuziehen, aber wenn man sich damit abfindet und sich darauf einstellt, ist es genauso und nci8ht weniger gut möglich. Ich habe einfach das Gefühl, dass er kaum etwas für sie empfindet und er kann mir auch nicht ins Gesicht sagen dass er sie lieb hat. Wir haben oft Streit deswegen, und wenn ich ihn direkt frage weicht er aus oder meint, er will auf sowas nicht antworten. Ich weiß, dass unsere Tochter bewusst seine Aufmerksam sucht und sich teilweise an ihn klammert, aber das bleibt immer erfolglos. Außerdem merke ich, dass unser Sohn, das Verhalten seines Vaters immer mehr übernimmt. Es ist nicht so, dass ich ihn bitte oder gar zwinge mit seiner Schwester zu spielen, aber wenn ich ab und an mal sage, dass er doch kurz mal mit ihr spielen soll (z.B. im Auto) möchte er das auf gar keinen Fall. "Mit der kann man nicht richtig spielen". Das war aber nicht immer so, die beiden hatten bis vor kurzem richtig viel Spaß zusammen, aber je älter er wird um so schlechter wird die Situation. Ich weiß, dass es viele Menschen gibt, die etwas gegen Leute mit Behinderungen oder Beeinträchtigungen haben, aber ich dachte, meine Kinder so zuerzogen haben,d ass sie nicht so sind. Und es macht mich immer unglücklicher, dass sich mein Mann, der erwachsen ist, nicht zusammen nehmen kann und so ist. Ich weiß einfach nicht was ich tun soll

Anwort von Sabine

Hallo Silke!

Ich kann Deine Verzweiflung sehr gut verstehen und die ganze Zeit beim Lesen habe ich überlegt, wie man ihn an eure Tochter ranbringen kann. Fakt ist, dass es ein Problem zwischen den beiden (überwiegend seinerseits) gibt, das er sicherlich noch nie ausgesprochen hat und ich finde, dass man genau dieses Eis brechen sollte. Ob es wirklich ihre Behinderung ist oder weil sie ein Mädchen ist (manche Männer wünschen sich nur Söhne) oder irgendwas vorgefallen ist, dass ihn so geprägt hat, dass weiß ich nicht. Ich möchte ehrlich sein Silke, denn ich weiß mir keinen Rat, wenn den Gesprächen ausweicht. Ich als Außenstehende kann hier nämlich nur raten, dass Du mit ihm darüber sprichst. Er wird aber wohl, wie Du es beschreibst, alles blocken und auf kein Gespräch eingehen. Wie gesagt, die ganze Zeit beim Lesen habe ich überlegt, was ich machen würde, wenn ich Du wäre. Ich glaube, ich würde mit einem Fachmann darüber sprechen. Jemand, der sich mit Kinderpsychologie auskennt ode gar einen Psychologen befragen, der sich mit der Psyche des Menschen auskennt. Diese Menschen fragen, wie man an Deinen Mann herankommen kann. Mit ihm zusammen zu arbeiten, bringt wohl nicht, wie Du es beschrieben hast und deswegen würde ich, wenn ich Du wäre , auf eigene Faust losgehen und mir Infos einholen, warum Menschen so reagieren oder warum sie so sind. Vielleicht bringt es Dich etwas weiter oder vielleicht kannst Du so Anregungen bekommen, wie Du ein Band zwischen den beiden wieder herstellen kannst.

Lieben Gruß
Sabine