Problem von Anonym - 17 Jahre

Meine schulische Laufbahn

Hallo..

kurz zu meiner Person um das Antworten möglichst einfach zu gestalten. Ich bin 17 Jahre alt, ein in Russland geborenes Spätaussiedlerkind, lebe irgendwo in Bayern und besuche im Moment das letzte Schuljahr einer Bayerischen Wirtschaftsschule welche ich in 6 Wochen mit der Mittleren Reife beenden soll. Ich lebe bei meinen verheirateten Eltern welche schon im Vergleich zu mir relativ alt sind (meine Vater war 40 als ich geboren wurde) und demnach auch relativ konservativ und typisch anstrengend wie alte Menschen die ihr Leben lang nichts anderes gesehen haben als die sibirische Einöde. Meine Probleme gliedern sich in viele mehr oder minder große Probleme und demnach auch leicht unüberschaulich. Ich weiß eigentlich garnicht wo ich anfangen soll und bin mir schon sicher das diese Worte sehr verzweifel klingen (werden). Manchmal glaube ich, ich mache mich zu sehr verrückt und sollte es einfach so hinnehmen wie es ist, da ich ja sowieso die eingeschlagene Richtung nicht mehr wechseln kann. Ich entschuldige mich im Vorraus bei dem fleißiegen Leser, dass es so viel Text geworden ist.

Vor gut 10 Jahre begann wohl meine schulische Karriere auf einer gewöhnlichen Grundschule. Leider habe ich - dank meiner Eltern - nur gut ein Jahr in einem Kindergarten verbracht und formte damit wohl schon meine ersten Probleme - ich konnte nur schwer mit neuen Menschen umgehen. Glücklicherweise fand ich aber bei meiner Einschulung 4 gute Freunde und den ein oder anderen netten Bekannten.

Das erste Jahr an der Grundschule machte mir viel Spaß und ich freute mich jeden morgen regelrecht wenn ich in die Schule durfte. Ich habe mir vor meiner Einschulung aus Neugierde das Lesen beigebracht mit Unterstützung von Eltern und anderen Verwandten und in Mathematik war ich auch nicht ganz so unbewandert und bekam gute Bewertungen und Lob im Zeugnis. Das zweite Schuljahr überstand ich ebenso fröhlich und mit guter Leistung. Ab dem dritten Schuljahr kamen die ersten Einbrüche. Alle nach einander zogen 3 der 4 guten Freunde mit denen ich mich prima verstand weg. Ich hatte keinen Kontakt mehr zu Ihnen. Ich fand das weniger schön und fühlte mich auch entsprechend wollte mich aber nicht unterkriegen lassen. Das nächste Gebrechen kam aber im selben Jahr. Ich hatte einen Klassenlehrer den ich nicht ausstehen konnte wie er mich genauso wenig. Diese Person war für mich der Inbegriff allen menschlichen Übels. Er brummte mir öfters vor der Klasse strafen auf obwohl es offensichtlich war das ich das womit er mich beschuldigt hatte nicht gemacht habe - und so trimmte er mich über diese 2 Jahre so weit bis ich keine Lust mehr auf den Unterricht hatte. Meine Noten sanken und ich schaffte es nichtmal auf die Realschule - was weder ich noch meine Eltern damals als schlimm befanden, da ich es aufgrund meines Alters und meine Erzeuger es wegen ihrer Unwissenheit über das deutsche Schulsystem nicht zuordnen konnten. Mir ging es zu dieser Zeit seelisch sehr schlecht und ich begann langsam Aufgrund von Frustfressen oder sonstigem unerklärlichem Übergewicht oder auch genannt Adipositas I - was meine Eltern aber aber auch nicht interessierte.

In der 5. Klasse in der Hauptschule fand mein bester Freund (der vierte) über den Freund seiner älteren Schwester neue Freunde. Zuerst schleppten sie mich überall mithin... Allerdings gefiehlen mir diese Leute nicht. Sie rauchten und lebten ihren Alkoholismus aus - was ich damals wie heute als 'sich selbst vergiften' deklariere und mich davon fernhalte. Dies gefiehl ihnen nicht mehr und mein damals noch so guter Kumpel hielt sich ab da nun auch von mir fern. Ob dies freiwillig war oder von den anderen angestiftet weiß ich bis heute nicht - und werde es auch nicht erfahren. Ich verstehe das nicht.. Wir hatten so viel Gemeinsam - selbst am selben Tag Geburtstag hatten wir! Wir machten so viel miteinander. Und dann kam sowas und alles zerbröselte.
Zurück zum schulischen Part. In der Paralellklasse traf ich ein Mädchen welches ich noch aus dem Kindergarten kannte. Sie war leider weniger nett zu mir und machte mir klar das sie mich nicht mehr leiden kann. Menschen verändern sich dachte ich mir.. Aufgrund meiner damaligen starken Verschlossenheit und einigen komischen Gestalten in der Klasse fand ich keinen Anschluss an die Klassengemeinschaft. Ich hatte zwar 1000 Kumpels aber keinen richtigen Freund mehr mit dem ich mich unterhalten konnte oder Gemeinsamkeiten teilte.
ALLERDINGS - und ich glaube es selber kaum - begann ich wieder gute Noten zu schreiben und viel mehr Leistung zu bringen. Mein damaliger Lehrer war ein Engel in Person. Er hatte viel Verständnis für seine Schüler und konnte in jeden hineinblicken. Er konnte jeden individuell fördern aber auch entsprechend trimmen und er schaffte es wirklich immer die Dinge richtig rüberzubringen. Ich bewundere diese Person. Er war einer der wenigen Lehrer, wenn nicht der einzige, von dem ich sagen will das er seine Sache gut tat. Aber zurück zu mir. Meine Noten gingen bergauf, ich hatte einen sehr guten Durchschnitt in der 5. Klasse und hätte theoretisch aufs Gymnasium können. THEORETISCH. Bei meinen Eltern war Funkstille - meine Informationsquellen waren im zarten Alter von 10/11 sehr eingeschränkt - und an der Schule wurde allgemein wenig darüber geredet. Die Freundin aus dem Kindergarten verabschiedete sich nach der 5. Klasse allerdings wieder und ging auf das besagte Gymnasium was mich aber weniger interessierte. In der sechsten Klasse beim selbigen Lehrer klärte dieser uns irgendwann in der Mitte des Jahres über unsere schulischen Möglichkeiten auf. Die einzige richtige Möglichkeit, auf Realschulniveau Hauptfächer zu haben war in Bayern die Wirtschaftsschule. Was dies damals hieß realisierte ich nicht - ich hatte aber die Mittlere Reife im Auge. Nun rannte ich zu meinen Eltern und sagte ihnen das ich da doch gerne hin wollte. Gesagt, getan, ein halbes Jahr später war ich in der 7. Klasse der Wirtschaftsschule.

Ich entwickelte in diesen Jahren einen gewissen Hang zu Computern Ich brachte mir selber das Programmieren bei und interessiere mich allgemein sehr viel für das professionellere Umgehen mit dem Rechner.

Euphorisch bereitete ich mich in diesem Jahr auf die Schule vor - bevor ich die Wahrheit sah. Beinahe 40 unmotivierte Schüler in einem kleinen Klassenzimmer.
Ich fühlte mich unwohl. Wieder eine fremde Klasse und total anders und ungewohnt. Die Schüler waren weniger aufs Lernen aus was mich leider mitzog. In diesem Jahr fiehl mir auf das unser Lehrer in Mathematik letztes Jahr einiges an Stoff ausgelassen hat, was meiner Mathematiknote der 7. Klasse schadete. Dies zog mich in der selben Klasse hin zu einer sehr dämlichen Fehlentscheidung. An Wirtschaftsschulen gibt es zwei Wahlpflichtfächergruppen und ich Idiot ließ mir die ohne Mathe mit verstärkten Augenmerk auf wirtschaftswissenschaftliche Fächer (die mir absolut nicht liegen!) von meiner Mathematiklehrerin regelrecht aufdrängen. Bei Meinen Eltern wieder das typische "Alles ist in Ordnung"-Klima.

Viele aus meiner Klasse fiehlen in diesem Jahr durch bzw. mussten die Schule wieder verlassen. So ging es in der achten Klasse auch mit dem Unterschied das die Leute hier schon ein KLEINES STÜCKCHEN verträglicher waren aber trotzdem noch nicht die Art von Mensch die ich schätzen konnte. Dies blieb leider auch bis heute so. In der neunten Klasse wurde es um längen Erträglicher und es war eigentlich das beste Jahr hier was meine Leistung und meine Beziehungen zu den Menschen betraf. Ich wählte Mathematik als Wahlpflichtfach und das Fach gefiehl mir wieder sehr. Den fehlenden Stoff der Hauptschule habe ich nachgeholt und ich hatte viel Spaß am Unterricht in den 3 Stunden pro Woche. Langsam kamen diese Arbeitsamtmenschen zu uns. Mich wunderte es vorerst wozu sie überhaupt kamen; In diesem Alter sind einem mächtige Medien wie das Internet weniger fremd und man findet sich gut zu recht im Internet und auch im BIZ des Arbeitsamtes fanden sich viele Informationen. Diese Leute konnten mir leider auch nichts sagen was ich noch nicht wusste. Mir war allerdings trotzdem klar das ich mich langsam mal beruflich orientieren sollte. Ich strebte auf der anderen Seite aber auch schon nach höherem und hätte doch gerne wenigstens das Fachabitur. So schrieb ich aus Lust und Laune eine einzige Bewerbung - mit viel Aufwand und sehr ordentlich - welche allerdings abgelehnt wurde. Das Wort 'Wirtschaftsschule' in einer Bewerbung eignete sich wohl nicht so für einen technischen Beruf. Ich entschied mich für weitere 2 Jahre schule an einer Fachoberschule mit der Fächergruppe Wirtschaft, da mir in den anderen beiden angebotenen Gruppen keine Chancen zugerechnet wurden.

In diesem Jahr zog übrigens auch Nummer 4 von oben ins Ausland - seine Mutter hatte einen neuen Mann. Ohne Verabschiedung und ohne das ich ihn ein letztes mal sehen konnte (das letzte wirkliche mal ist auch schon länger her). Ich hatte aber schon lange niemanden mehr zum aussprechen ausser die ein oder andere flüchtige Bekanntschaft aus der leider nie was wurde.

Im hier und jetzt befinde ich mich im 10. Jahr meiner Schulbidung. Ich hatte oft Selbstmordgedanken; Allerdings denke/dachte ich das dies in diesem Altern in einem gesunden Ausmaß normal ist und keinen Schaden anrichten kann. Gründe gab es viele dazu. Ich hatte im Leben nichts was mich auf Dauer richtig glücklich machte. Es gab keine Person. Mein einzig wirkliches Hobby wurde von meinen Eltern verhasst - ich war den ganzen Tag zu Hause (dies wurde langsam ungesund, ich habe im Moment einen BMI von ~32). Und in der Schule war ich dieses Jahr auch nicht wirklich gut. In einigen Fächern eher mehr, aber die Wirtschaftsfächer kann ich naturgemäß nicht ab und habe entsprechende Zensuren. Langsam steuert alles auf die Abschlussprüfungen zu; meine Motivation zu lernen ist leider nicht allzuhoch, aber ich tue was ich kann. Ich habe nur Angst, das ich dieses Jahr nicht die entsprechenden Noten habe. Meine Eltern würden mich köpfen wenn ich durchfliege (das haben sie mir öfters indirekt mitgeteilt); Es WÄRE ein Weltuntergang und ich wüsste dann auch nichts mit mir anzufangen. Allein bei dem Gedanken fühle ich mich so schlecht und minderwertig. Ein wirkliches Problem sind eher meine Sorgen über die Fachoberschule die ich nächstes Jahr besuchen werde. Ich bereite mich entsprechend vor mit einigen Büchern, allerdings wirkt alles so neu und unüberschaulich auf mich und ich weiß nicht wie ich das nächstes Jahr anfangen soll. Mir fehlen die Ideen wie ich mich mental richtig darauf vorbereiten kann ohne den Kopf zu verlieren.

Würde ich meinen Eltern irgendwas über meine Probleme erzählen würden sie mich nicht ernstnehmen. Ich habe es einmal mit etwas einfacherem versucht und genau dieses 'belächeln' traf ein. Ansonsten habe ich leider keine anderen direkten Verwandten. Gegen mein Übergewicht habe ich vor einigen Tagen eine Diät und 5 mal die Woche 20-30 Minuten Joggen angefangen, ich weiß nur nicht ob mich meine Motivation diesmal so lange bei Laune hält...

Ich habe dieses Jahr auch ein sehr nettes Mädchen kennengelernt, welches leider am anderen Ende Deutschlands lebt. Ich bin nun glücklich mit ihr zusammen und wir telefonieren auch täglich. Ich bin sehr glücklich das ich sie habe und sie mag mich wohl auch sehr. Allerdings fürchte ich mich manchmal vor einigen Dingen.. Sie ist schulisch so viel besser als ich. Ihre Eltern sind einige soziale Schichten höher als meine was sich auch entsprechend aufs Geld auswirkt. Sie macht mir immerwieder klar das ihr das nicht so wichtig ist.. Allerdings ist sie ja noch genauso jung wie ich und Menschen verändern sich.. Ich fürchte mich davor das sie das in ein paar Jahren anders sieht. Bei dem Problem denke ich immer an ein russisches Sprichtwort "Bis 25 heiratet man mit dem Herzen, danach mit dem Geldbeutel". Die Vorstellung ich könnte so einen wichtigen Menschen wegen meinem eigenen Handeln (oder kurz: meiner eigenen Dummheit) verlieren macht mir sehr zu schaffen. Ich fürchte mich so sehr vor dem Tag an dem sie mich ihren Eltern vorstellen würde. Darüber rede ich aber nicht mit ihr - es erscheint mir peinlich. Allerdings merkt sie mir an, dass mich etwas belastet und sagt mir das auch. Ich weiß nicht was ich in so einer Situation tun soll. Etwas in mir sagt, das es nur anständig wäre ihr keine Traumwelt vorzuspielen und mit offenen Karten zu spielen. Etwas anderes in mir sagt ich soll damit warten. Dieses hinauszögern bringt aber auch irgendwie nichts.. im Endeffekt wird sie es früher oder später sowieso erfahren müssen.

Diese Themen.. Schule.. Übergewicht.. Freundin. machen mich weitaus sehr traurig. Ich habe öfters schlimme Konflikte mit meinem eigenen Verstand und quäle mich mit Gedanken in den Schlaf. Ich denke leider viel zu viel über Selbstmordmöglichkeiten nach; Ich bin mir im klaren das es der falsche Weg wäre. Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden. Nennt man das Verzweiflung? Mir fehlt einfach ein Stück Universalrat.

Danke fürs Lesen und für die mögliche Antwort und den ein oder anderen Tipp.

Anwort von Sylvia

Grüß dich,

ich würde spontan sagen, du machst Dir viel zu viele Sorgen, bevor überhaupt irgendwas passiert ist. Du machst Dir jetzt schon Sorgen, dass ihre Eltern dich nicht mögen könnten, dass sie dich verlässt, weil du nicht perfekt bist. Deine Freundin liebt dich doch, meinst du wirklich, sie würde dich verlassen, weil nicht alles perfekt ist? Kein Mensch ist perfekt. Warum redest du mit deiner Freundin nicht über das Thema Eltern? Es ist ganz normal, dass man Angst hat, die Eltern könnten einen nicht mögen. Peinlich finde ich daran gar nichts. Ich fände es ehr sehr aufmerksam, wenn mein Freund sich Gedanken machen würde, wie er bei meinen Eltern ankommt. Das heißt ja nämlich auch, er hat wirklich Interesse an mir.

Ich finde bei deiner Schule machst du Dir auch viel zu viel Gedanken, was könnte alles sein. Natürlich ist sich Gedanken machen nichts verkehrtes, aber solang du mit der neuen Schule noch nicht mal angefangen hast, würde ich mir noch nicht all zu viel Sorgen machen. Lass es einfach mal auf dich zukommen.

Wegen dem Abnehmen: Das größte Problem ist bei allen die Motivation, das Durchhalten. Wenn du es wirklich willst, kannst du es auch schaffen, keine Frage, du solltest es nur zum Anfang gerade nicht übertreiben sondern langsam anfangen. Das hilft auch um einem Durchhänger vorzubeugen. Und denk immer wieder an deine Ziele.

Ich wünsch Dir alles Liebe
Sylvia