Problem von Cleo - 18 Jahre

Weglaufen

Hallo,

ich halte es in meinem jetzigen Umfeld einfach nicht mehr aus und da ich gesetzlich volljährig und somit als Heranwachsende/erwachsene Person angesehen werde,spiele ich mit dem Gedanken einfach wezulaufen,irgendwo anders hin,in eine andere Stadt,bloß weit weg von zu Hause. Ich kann zu Hause nicht mehr atmen,ich verstecke mich regelrecht vor meiner Familie und will nicht über persönliches reden.
Alles ist wegen der Uni, ich hatte mal in einem Fach Probleme und habe eine Klausur nicht geschafft und das verzögert mein Studium um ein jahr.Deswegen habe ich starke Depressionen bekommen.
Ich merke,dass immer wenn ich von zu Hause weg bin,es mir gut geht. Zu Hause werde ich mit Vorwürfen konfrontiert,ich sei faul und würde nix tun.Meine Mutter ist nur gut zu mir,wenn ich Leistung zeige,aber sehr abweisend wenn ich mich einfach nur entspanne,ich glaube sie kann das nicht ertragen,weil sie selbst soviel stress hat.und nun will ich weg,raus aus meiner stadt,in eine andere.ich gehe hier zur uni und arbeite auch nebenbei,ich weiß,ich bin noch jung,aber ich mache hier auch alles aus eigener kraft,warum sollte ich das nicht auch woanders schaffen.nur ist es eine frage des geldes.ich bräuchte eine eigene wohung,und muss eben alles selbst bezahle.ich traue mir zu,mein leben selbst in die hand zu nehmen,sonst wäre ich im leben nicht soweit gekommen,wie ich es bin,aber das bedeutet auch,dass ich meine familie und auch meine oma zurücklasse und ich liebe sie,aber ich kann so nicht leben.da ich zu hause fast ersticke und eigentlich auch außer haus nicht wirklich freude am leben habe,da ich keine wirklichen guten freunde habe,möchte ich mir etwas neues aufbauen.
aber wie?es gibt ein zitat von cicero,das meine situation sehr gut widerspiegelt: ich weiß wohl vor wem ich fliehen soll,aber nicht zu wem.
und genau das ist auch mein problem. wohin soll ich gehen?ich will nicht einfach als kurzschlussreaktion unüberlegt weglaufen und keinen plan haben,was ich anfangen soll.aber ich will weg und ich habe keine kraft mehr mit meiner familie darüber zu reden.ich will raus,ich halte mein leben so nicht aus. und bin an einem punkt angekommen,wo ich keinen ausweg mehr weiß.
wo kann ich denn hin? vielleicht bin ich ja auch feige,aber ich kann doch nicht nur an die gefühle anderer denken,und meine eigenen dabei vernachlässigen,ich will leben,und momentanhat nichts was ich tue mit leben zu tun,ich vegetiere nur noch so dahin,ich esse nicht richtig,ich schlafe nicht richtig und habe nur noch sporadischen kontakt zur umwelt.das muss sich ändern und dafür muss ich hier raus. bitte helft mir,an wen kann ich mich wenden...das schwierige in meinm fall ist wahrscheinlich,dass ich kind mehr bin,sondern erwachsen jedenfalls vom alter her und man meine fluchtgedanken als naiv und kindisch abstempelt.aber ich meine,mein gott,18 ist doch auch noch kein vollständig reifer mensch und ich bin auf hilfe angewiesen,das ist mir klar.und es muss sich was ändern.
und immer wenn ich meine gedanken so laufen lasse und versuche mich vorzustellen,was wäre,wenn ich hier bleiben würde,dann kommt ein entsetzliches gefühl und der dunkle verdacht,dass ich meinen 19 geburtstag nicht mehr erleben würde.ich möchte nicht übertreiben,es ist wirklich so,das sind die dinge,die ich fühle und die mir durch den kopf gehen.bitte nehmt mich ernst und sagt mir eure meinung.was soll ich tun??
ich danke euch!

Jeanett Anwort von Jeanett

Hallo Cleo,

du hast dein Problem wirklich sehr einleuchtend beschrieben. Ich kann deshalb auch gut verstehen, warum du von zu Hause weg willst.

Ein Hinderungsgrund ist jedoch nicht von der Hand zu weisen, nämlich das finanzielle Problem. Deine Eltern müssen zwar solange dein Studium dauert, finanziell für dich aufkommen. Aber das bedeutet nicht, dass sie dir eine Wohnung und deinen Auszug finanzieren müssen.

Ich kann dir deshalb nur einen guten Rat geben: Sprich noch einmal mit deinen Eltern, aber nimm dir genügend Zeit dafür. Kündige deinen Eltern an, dass du ein wichtiges Gespräch mit ihnen führen willst und frag sie, wann sie dafür mal Zeit haben. Und dann setzt euch gemeinsam hin und redet darüber. Bitte deine Eltern, dich zuerst aussprechen zu lassen, ohne dich zu unterbrechen. Auf dieses Gespräch musst du dich gut vorbereiten. Du musst genau wissen, was du willst und wissen, was du dir für ein Ergebnis von diesem Gespräch erhoffst. Sind deine Erwartungen realistisch? Ich meine, wenn du erwartest, dass sie dir eine Wohnung finanzieren und sich ohne zu murren damit abfinden, dass du sie nicht mehr sehen willst und in eine andere Stadt ziehen willst, dann fände ich diese Erwartung vielleicht ein wenig unrealistisch. Aber du kannst durchaus erwarten, dass dir deine Eltern ernsthaft zuhören, deine Probleme ernst nehmen, dich unterstützen und dir zur Seite stehen.

Alles was du hier geschrieben hast, kannst du genauso deinen Eltern sagen. Sie werden möglicherweise darüber etwas schockiert sein, aber das ist ein gutes Zeichen. Zeig ihnen, dass du genau weißt, was du willst, dass du weißt, was dir nicht gefällt und wie du dir dein Leben zu Hause vorstellst.

Ich bin überzeugt, dass du in der Lage wärst, dein Leben zu meistern. Aber wozu unnötig Steine in den Weg legen und dich mit deiner Familie verstreiten, wenn ein ruhiges sachliches Gespräch vielleicht eine bessere Lösung bringt? Versuch es mal, bereite dich gut auf das Gespräch vor und überleg dir schon vorher, wie deine Eltern reagieren könnten (du kennst sie ja schließlich am besten), damit du nicht überrascht bist. Verliere nie dein Ziel aus den Augen!

Ich wünsch dir viel Erfolg,
liebe Grüße, Jeanett