Problem von Anonym - 18 Jahre

Schüchternheit - aber extrem

Hallo
Ich leide unter extremer Schüchternheit.
Ja, ich habe absichtlich "leiden" geschrieben, da es wirklich "leiden" ist.
Ich möchte erstmal versuchen mein Problem so genau wie es geht zu äußern und dann Ereignisse welche zu dieser Schüchternheit möglicherweise geführt haben zu sammeln.
___
Meine Eltern führen ein Dorfrestaurant und ich - 18 Jahre Jung - bin mit meingem Vater in der Küche zu Gange.
Wir haben oft Besuch von vielen Dorfsvereinen, welche häufit mit Jugendliche meiner Altersklasse als Mitgleider antreten.
Einige Male wurde ich von meinem Vater aufgefordert mal nach dem Küchendienst rauszugehen, mich hinzusetzen - traue mich nicht immer, da ich (denke ich) befürchte, dass ich stark nach den Küchendämpfen rieche
und mein bepflecktes T-Shirt abschreckt - allgemein weigere ich mich mich da dazuzusetzen, da ich zum Einen nicht weiss, über was die da reden (wohne erst seit einem Jahr hier) und zum anderen, nicht was in antworten soll.
Wenn große Dorffeste sind habe ich eine Art "Menschenphobie" (was nichts mit den Dorffesten zutun hat) ich weigere mich innerlich, Sachen, jeglicher Art, dahin zu tragen, wo Menschen sind - ich meide absichtlich die Leute und wähle andere Wege, oft Umwege, um nicht gesehen zu werden.

Bis nu ist es mit der Schüchternheit so weit gutgegangen, dass ich einige Leute kennengelernt habe - aber nie wirklich zu einem vernünftigem Geschpräch komme, da ich so schüchtern bin.
Ich werde von ihnen ganz freundschaftlich und kumpelhaft gegrüßt und ich grüße zurück, aber das wars auch schon.

Mich hat eine Gruppe nun dazu rumbekommen einige Male auf ein kleines Fest zu kommen, so weit so gut, stehe aber da nur rumm, nippe an meiner Cola
(Trinke und Rauche nicht, ja, da haben meine Eltern schon eine Schankanlage und ich uneingeschrenkten Zugriff drauf und ich trinke nicht ;))
und das wars dann auch.
Hänge da, wie ein Schluck Wasser in der Linkskurve und bekomm hier und da ein gezwungenes Lächeln auf die Lippen.
Ab und zu geb ich dann mal einen Kommentar von mir, der mir dann aber persönlich total albern, dumm oder umpassend vorkommt und das wars auch schon.
Es macht tatsächlich den Eindruck, dass mir das alles keinen Spaß macht und langweilt, was nicht stimmt, kann ich es aber nicht vernünftig zeigen.

Im der vergangenen Dorfsvereinfest, welches ich aus Frust besucht hatte (Küchenstress ;)) traf ich viele dieser Freundschaften an - mitunter die Gruppe, welche mich mitgeschleift hatte.
Das Mädchen in dieser Gruppe hatte mich natürlich, von der Tanzfläche aus, gleich gesehen und wollte mich zum Tanzen aufvordern.
Ich hatte mich mehrere Male geweigert und sie ging, aber nur um mit nem Haufen Tanzwütiger Menschen wieder zu kommen (die ich alle kannte) und mich auf die Tanzfläche zu zerren.
Da ich mich nun nicht kloppen wollte bin ich mehr unfreiwillig als freiwillig mitgegangen und - naja, hab mit ihr getanzt.
Ich habe mich nicht wirklich wohlgefühlt unter den ganzen recht gut Angetrunkenen, habe einen ganz trockenen Mund bekommen und wollte soschnell wie es geht wieder da runter.
Nach der Runde hab ich mich sofort wieder hingesezt und mich wieder mit meiner Cola beschäftigt.
Nach wenigen Tanzrunden war sie wieder mich am aufvordern und ich abe mich wiederhohlt geweigert.
Dann ist sie mehr oder weniger sauer weggegangen und ich war kurze Zeit später nach hause gegangen.

Nein, sie will nichts von mir sie ist etwa 2 Jahre älter und soviel ich mich entsinnen kann vergeben, versucht mir aber bisher erfolglos die Schüchternheit auszutreiben.

_____

Das zum Problem, hoffe es ist ausreichend um in Etwa nachzufühlen wie ich mich öfters fühle und um das "leiden " nachzuvollziehen

Nun zu den Ereignisse, welche ich als Grund für diese Schüchternheit sehe:

___

Meine Eltern sind schon seit Ewigkeiten selbstständig.
Als ich etwa 8 Jahre alt war wurde ich bei wenig Betrieb an die Registrierkasse eines Kleinimbisses mit Eiscaffee gestellt und hatte da zutun, was zutun war, wärend mein Vater in einem anderen Geschäft nach dem Rechten schaute.
An Wochenendtagen und Ferienzeiten musste ich oftmals bis zum Schluss dableiben und mit meinem Vater Feierabend machen, wärend meine Mutter zu Hause Hausarbeiten erledigt hatte.
Somit musste ich öffters Freunden absagen, da ich gegen Nachmittag, wenn meine Mutter zu dem Kleinimbiss arbeiten ging, mit musste.
Alleine zu hause konnte ich nicht bleiben, da ich ja noch zu Jung war (was ein quatsch oO) und dieser besagte Kleinimbiss etwa 20 Minuten Autoweg weg war.
Soweit sogut, habe eine kleine Schwester bekommen und als sie etwas älter war, war meine Pflicht auf sie aufzupassen.
Das war von nach der Schule, Nachmittags, bis Abends als meine Mutter wieder zu Hause war.
Das ging etwa 12 Monate so - in der Zeit musste ich wiedermal Freunden absagen; deren Anrufe wurden weniger und meine Lust bei freien Tagen immer und immer gerindern.

Als ich nun nach vielen freien Monate und viele einsamen Stunden vorm PC und sehr wenige Stunden mit Freunden ferbracht hatte musste ich zum ersten Mal umziehen (war zu meinem 15. Geb.)
Da ich nie Erfahrungen mit dem Kennenlehrnen von Menschen gemacht hatte und ich nicht nur eine Ecke, sondern 200km weit weg gezogen war, viel mir das Bekanntschaften machen sehr sehr schwer.

Meine Zuflucht ->Computer

Leztendendes hatte ich einen Freund gefunden, welcher in meine Klasse ging; mit ihm hatte ich mich oft getroffen - jedoch nicht real, sondern Virtuell - ja, scheiß Computer. *grr*
Nach etwa 1 1/2 - 2 Jahren war wieder ein Umzug angesagt - gerade, als die Freundschaften mit anderen zu Keimen angefangen hatten.

Nun bin ich hier angekommen, die Situation mit den Freundschaften ist im Grunde besser - jedoch die, mit der Schüchternheit umso schlimmer und sie wird immer schlimmer und schlimmer und schlimmer....

__

Was kann ich nun tun?
Bin ich ein extremfall und muss zum Psychiater?
Oder ist alles verloren?


Danke

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Alles verloren und hoffnungslos ist es im Leben nie. Denn das Leben hat die Eigenart, dass es immer irgendwie weitergeht. Und es hat die Eigenart, ein Selbstläufer werden zu können, wenn man nur ein wenig mehr nachgibt und es auch zulässt.

Ich weiß, gerade das ist es, was Dir so schwer fällt. Aber schau Dir die Situation einfach mal aus einem anderen Blickwinkel an:

- wenn diese Gruppe nichts mit Dir zu tun haben möchte, würde sie sich komplett anders verhalten, oder?
- Wer in der Küche arbeitet, riecht nach Küche; glaubst Du wirklich, das stört die anderen? Stört es Dich, wenn ein Maler nach Lack riecht und Flecke auf der Arbeitskleidung hat? Mich nicht und ich kenne auch niemanden. Abgesehen davon, riechen nach einem ausgiebigen Kneipenbesuch alle nach Rauch und die Dämpfe aus der Küche bleiben selten auch dort. Sie riechen alle so.
- die anderen mühen sich ab, Dich mehr einzubinden, Dich lachen zu sehen, mitmachen zu sehen. Gebe ihnen die Chance auf Erfolg

Weißt Du, in so einem Dorf habe ich auch mal gewohnt und ich hätte sonstwas dafür gegeben, wenn die Gruppe so auf mich zugekommen wäre. Du kannst Dich mit der Situation fast glücklich schätzen. Sie wollen Dich in ihrer Mitte, sie wollen Dich dabei haben, auch wenn Du still bist und nicht allzu viel erzählst. Sie wollen Dich so wie Du bist dabei haben; das ist so viel wert. Schau Dir diese Seite der Medaille mal in aller Ruhe an und genieße das Gefühl: sie wollen mich als Freund.

Tanzen ist nicht jedermanns Sache - in solchen Situation kannst Du das auch einfach sagen. Gebe nicht einfach einen Korb, sondern andere Varianten: "Tanzen möchte ich nicht, aber wir können gerne etwas zusammen an der Bar trinken". Was würdest Du gern machen an solchen Abenden? Mein Mann z.B. ist so ein Kartenspieler, wäre das was? Versuche, nicht nur abzublocken, sondern sie zu einer kleinen Tür auch wieder hereinzulassen.

Wenn Du das nicht allein schaffst, dann wäre eine Möglichkeit, mit einem Therapeuten zu sprechen. Nicht, weil Du ein hoffnungslosser Fall bist, sondern weil Du die Dinge verändern willst und dafür auch Hilfe annimmst.

Alles Gute!
Dana