Problem von Anonym - 21 Jahre

Was ist Krieg für euch?

Hallo,
irgendwie verstehe ich die Welt nicht mehr. War sie doch so heil für mich, in einer Zeit in der ich so sorgenfrei war, die Zeit der Kindheit. Freunde wenden sich ab, die Familie versteht einen nicht, will nichts von den Problemen wissen und die eigene Freundin entfremdet sich mir gegenüber.
Krieg, was ist Krieg für euch?! Ich weiß es nicht, denn jeder empfindet Krieg anderes, die einen erleben ihn am Fernsehn bei CNN und die anderen erleben ihn hautnah. Sie vergessen die Bilder die sie sahen nie wieder, werden die Schreie der verwundeten nie vergessen. Ich bin einer derjenigen, die Krieg hautnah erlebt haben. Jede Nacht kommen die Bilder hoch und ich wache mit Tränen auf. Ich gehe durch die Stadt und beobachte die Menschen, wie sie so durch die Stadt gehen, so sicher. Die meisten können sich gar nicht vorstellen, wie es ist durch eine Stadt zu gehen, in der man beschossen wird, in denen Menschen sterben. Und für was?! Für ihr Land? Für Geld?
Ich komme mit mit diesem Teilabschnitt meines noch so junges lebens nicht klar, bin überfordert. Freunde sind nicht wirklich welche da und die die da sind wollen nichts hören von Krieg und Sorgen. Die Psychologen wollen einen nur mit Medikamenten voll stopfen. Ich fühle mich so alleine mit meinen Problemen. Ich habe schon über Selbstmord nachgedacht, doch diese Idee wieder verworfen, denn ich hänge zu sehr an meinem Leben. Ist das Leben doch etwas wunderbares. Doch ich möchte diese Bilder aus meinem Kopf bekommen. Möchte nicht mehr alleine sein!!!

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ich habe seit meiner Kindheit immer mehr und mehr von der Welt verstanden; wie jeder andere wohl auch. Aber für einen Krieg kann und will ich bis heute keine 'Grund' akzeptieren. Es gibt keinen annehmbaren Grund für Gewalt. Ich kann Dir die Frage nach dem "Wofür" nicht beantworten.

Ich schätze mich selbst glücklich, dass ich zu den Menschen gehörte, die nie den Krieg am eigenen Leib erfahren mussten. Ich habe viele Berichte gehört; die im Fernsehen natürlich, aber auch von Menschen, denen es nicht so gut erging. Meist die, die in Kriegsgebieten Dienst taten. Niemand von ihnen konnte die Bilder einfach in eine innerliche Schublade packen und weitermachen.

Psychologen wollen Dich nicht mit Medikamenten vollstopfen - darum geht es nicht. Es geht darum, dass Deine Seele die medikamentöse Hilfe braucht, um zur Ruhe zu kommen. Die Tabletten sind eine Hilfe - keine Ruhigstellung, damit sich keiner mit Dir und dem Erlebten auseinander setzen muss. Schlage diese Hilfe für die Seele nicht einfach aus. Psychologische Hilfe ist das einzige, wozu ich Dir raten kann.

Und natürlich solltest Du darüber sprechen. Alles, was Du über die Worte hinaus lässt, kann sich innen nicht mehr gar so sehr festfressen. Vielleicht gibt es auch eine Art Selbsthilfegruppe? Krankenkassen, Pro Familia, Psychologen usw. haben darüber oft Informationen. Und wenn Du nichts findest, könntest Du versuchen, eine ins Leben zu rufen. Bespreche es einfach mal mit einem Arzt. Menschen, die die gleichen Erfahrungen machen mussten, verstehen Dich wohl besser, als all die wohl behüteten...

Ich weiß nicht, ob Du die Bilde je ganz loswerden kannst. Viel mehr wirst Du lernen, mit ihnen besser und anders umgehen zu können; ihnen die Wichtikeit in Deiner Seele zu nehmen. Sie werden nicht ganz und gar schwinden; aber sie werden blasser und die Last kleiner.

Alles Gute!
Dana