Problem von Anna - 14 Jahre

Mama lässt mich im Stich..

Hallo,
ich habe ein riesiges Problem und weiß derzeitig einfach nicht wie ich damit fertig werde: Und das obwohl ich immer so eine selbstbewusste und starke Person bin. Es geht um meine Mutter. Die ganze Geschichte beginnt im Frühling letzten Jahres. Meine Eltern sind seit 5 Jahren geschieden - obwohl meine Mum nie mehr einen neuen Mann wollte, verliebt sie sich durch's Internet ( Chat ) in eine neuen Mann - einen Italiener der auch in Italien wohnt. Aus anfänglichen Chatereien wird bald mehr: Eine webcam wird angeschafft, ein neues Handy usw. Anfangs hatte ich da wirklich kein Problem mit. Im Gegenteil: Ich freue mich für meine Mum das sie endlich wieder jemanden gefunden hatte.
Schon bald merkte ich aber wie sie meine Mum immer mehr veränderte: Sie fühlte sich wie 16 und benahm sich auch so. Flippige Klamotten, Tatoo's und Piercings und natürlich ab ins Sonnenstudio ( meine Mum ist 50! ) und gleich hat sie auch ganze 20 Kilo abgenommen - wegen bzw. für den Italiener. Es dauerte nicht lange da war sie blind vor Liebe. Den ganzen Tag saß sie vor dem Pc und chattete mit ihrem Italiener. Wir ( ich habe 3 Geschwister ) wurden ihr immer mehr egal.
3 Monate später fuhr sie dann für 5 Tage nach Italien: Und ließ uns unbeaufsichtigt zuhause! Meine schwester ist erst 9... Mein Vater ( mit dem ich ab und zu telefoniere, zu dem ich aber keinen allzuguten Draht habe ) schaltete daraufhin das Jugendamt ein - da es während dieser Zeit zu einer Überschwemmung in unsereer Wohnung kam und meine Schwester sich verletzt hatte. Meine Mum interessierte das wenig - im Gegenteil es wurde nur noch schlimmer! Nur 1 Monat später fuhr sie wieder nach Italien. Damit das Jugendamt diesmal nichts mitbekam meinte sie zu uns Kindern, sie würde nur das Auto in die Werkstatt fahren: Ganze 3 Tage kam sie von diesem Besuch aber nicht wieder! Erst im Nachhinein erfuhr ich, das sie wieder in Italien war und uns unbeaufsichtigt zuhause gelassen hatte.
Beim Jugendamt passierte dann das, was ich nie gedacht hätte: Meine Mutter meinte dreist vor uns Kindern, sie hätte ihr Leben lang Kinder gehabt und wir wären ihr nur noch ein Klotz am Bein. Sie wolle nach Italien ziehen und wir sollten zu meinem Dad.
Ich habe die ganze nacht nur geweint: Sowas von der eigenen Mutter zu hören... Mein Vater hat nun das sorgerecht und ich habe natürlich versucht mit meinem Dad auf einen Nenner zu kommen: Fehlanzeige.

Bei meiner Mum gings immer recht locker zu, ich musste nie irgendwo helfen und durfte bis spät abends weg. Bei meinem Dad gibts nur eins: Anstand und Disziplin. Keinen Fernseher im zimmer, den ganzen tag hausaufgaben und lernen und natürlich 2 stunden täglich im haushalt helfen. Für jemanden der soetwas nicht gewohnt ist, ist das total viel. Und mein dad lässt sich nicht kleinkriegen, andauernd streiten wir uns.

Derzeitig sieht es so aus, das meine Mum den ganzen tag vorm pc sitzt und chattet und alle 2 wochen nach italien fährt: und uns allein lässt. Vom Kindergeld kauft sie sich Designersachen, ich habe nur eine Hose. Mein Konfirmationsgeld hat sie eingesackt und zum geburtstag habe ich nichts bekommen. Mein Leben ist so grausam und ich weiß nicht mehr ein noch aus: Ich habe keine verwandte zu denenn ich könnte.. Ich weiß einfach nicht mehr wie's weitergehen soll mit so einer mutter und so einem vater..

lg,
anna

Anwort von Sabine

Hallo Anna!

Ich bin geschockt und kann Dich sehr gut verstehen. Muß aber auch dazu sagen, dass ich auch Deine Mutter ein wenig, ein ganz kleines wenig verstehen kann. Geschockt bin ich in erster Linie über ihre Art, die sie beim Jugendamt ans Tageslicht gebracht hat.
Nachdem, wie Du das Verhalten Deiner Mutter beschreibst, hat sie sich definitiv für ein Leben in Italien entschieden. Ich kann sie verstehen, dass sie verliebt ist und endlich wieder glücklich sein möchte. Es ist ihre Entscheidung, welchen Weg sie dazu wählt und wie sie ihn wählt. Die Konsequenzen tragen nur leider mehrere Betroffene. Was die Sehnsüchte Deiner Mutter betrifft, kann ich es nachvollziehen, aber alles andere, was Du in Deiner Mail schreibst, schockt mich ein wenig.
Ich denke aber schon, dass Du bei Deinem Vater gut aufgehoben bist. Naütrlich gibt es in jedem Haushalt Regeln und Ordnungen an die man sich halten muß, damit das Miteinander klappt. Bisher warst Du so ziemlich auf Dich alleine getellt und konntest tun und lassen was Du wolltest, aber ich denke mit 14 sollte man schon noch lernen, dass es Regeln gibt, an die man sich zu halten kann. Diese Regeln sind zwar vielleicht im Moment nervig und anstrengend und passen Dir gar nicht, aber im Grunde bereiten sie Dich auf das Leben vor. Das Leben, das Berufsleben und auf alles weitere in Deiner Zukunft. Du wirst bald einen Beruf wählen und dort wird es auch Regeln und Vorschriften geben. Im Grunde ist es im Haushalt bei Deinem Vater nicht anders. Um mit mehreren Personen in einem Haushalt auszukommen, ist dies oft erforderlich. Ich weiß, dass es betimmt im Moment schwer zu verstehen ist, vielleicht denkst Du noch einmal darüber nach.
Dein Vater hat das Sorgerecht nun bekommen und ich denke, dass es auch für ihn eine große Umstellung ist. Es bringt jetzt nichts gegeneinander zu arbeiten. Ihr solltet jetzt lernen an einem Strang zu ziehen. Wenn es sich dann eingespielt hat, dann wirst Du mit Sicherheit auch wieder Deine Freiheiten spüren können. Es ist für alle eine Umstellung. Für Dich und für ihn. Glaubst Du denn, dass es Dir bei Verwandten besser gehen würde? Hättest Du dort mehr Freiheiten? Ich denke nicht, denn in jedem Haushalt gibt es Regeln und Ordnung. Bei Deiner Mutter war es extrem locker und wenn ich ehrlich bin, für 3 Kinder und eines davon erst 9 Jahre fast schon zu locker. Halte mich jetzt für spießig oder hasse wegen meiner auch meine Einstellung, aber ich weiß heute, warum es gut ist. Ich war auch mal 14 und ich habe mir auch oft gewünscht freier zu sein, als es mir erlaubt war. Erst Jahre später habe ich verstanden warum es gut war, auch wenn ich mich damals sehr darüber geärgert habe. Heute bin ich selber Mutter und glaube mir, da denkt man oft an seine Kindheit zurück und fragt sich, wie man es damals empfunden hat.
Anna, ich denke schon, dass Du glücklich werden kannst bei Deinem Vater zusammen mit Deinen Geschwistern. Gib Dir noch ein wenig Zeit um es zu verstehen und versuche nicht dagegen anzukämpfen, sondern vielmehr damit auszukommen und ich bin mir sicher, dass es sich eines Tages ganz anders anfühlen wird als jetzt.

Ich wünsche Dir alles Gute und

lieben Gruß.