Problem von Anonym - 22 Jahre

Mein Bruder

Hallo,
ich bzw. wir haben ein Problem mit meinem Bruder (29).

Er wohnt immer noch zuhause. Sein Zimmer ist ein wahrer Saustall. Er hat seid Jahren nicht gestaubsaugt, geschweige denn geputzt. Die Schmutzwäsche stapelt sich und überall gammeln Lebensmittelreste in den Ecken und Ungeziefer haust im Teppich. Er hat seid mindestens drei Jahren die Zähne nicht geputzt.
Er ist Hörgeschädigt (auf einem Ohr ganz taub auf dem anderen hört etwas mehr wie 50%) und ist nicht Krankenversichert.

Noch dazu lügt er so gut wie immer, auch wenn es nur belanglose Kleinigkeiten sind.
Er hat zwar Landmaschinenmechaniker gelernt. Arbeitet aber nur gelegentlich in irgendwelchen 400? Jobs.
Man weiß nie ob er wirklich arbeit hat oder nicht, eben weil er ständig lügt.
Er hat sehr große Schulden beim Arbeitsamt und bei einem Krankenhaus.
Und ich möchte nicht wissen wo sonst noch.

Weil er zuhause wohnt soll er eigentlich Geld dazu beisteuern. Was er nicht tut auch wenn er welches zur Verfügung hat.
Meine Eltern kriechen förmlich unter der Grasnarbe lang weil sie mit dem Geld was sie haben nicht über die Runden kommen.

Er bedient sich von hinten bis vorne hier im Haushalt. Er hilft auch nicht mit auffräumen oder Spülen, oder ähnliches. Wenn er hilft hat er wieder irgend etwas verbrochen,
Wir müssen das Haushaltsgeld verstecken, weil er es stiehlt.
Er geht an unsere Voräte. Und das schlimmste ist, wenn er sich was zu essen nimmt ist das ja nicht verboten, aber er isst so aus dem Topf. Vieleicht mit der Gabel aber auch mit den Fingern oder er tunkt mit brot in irgend welche Soßen. Wir können dann natürlich hinterher alles wegwerfen.

Meine Eltern haben ihn vor einem halben Jahr einmal den Haustürschlüssel weg genommen. Und er ist Nachts durch sein Schlafzimmerfenster wieder eingestiegen (das hatte er mit 16 schonmal aufgebrochen).

Er war als kleiner Junge in der Kinderpsychiatrie weil er so schlimm war. Meine Eltern hatten damals entschlossen ihn doch wieder mit zunehmen, weil es ihm nicht gut ging.
Ich kann mich noch daran erinnern das er vor vielen Jahren zu meiner Mutter sagte, dass er Ihnen das nie verzeihen wir, dass er in der Psychiatrie war.

Meine Mutter hatte (nachweisbar) durch Ihn letztes Jahr einen Herzinfarkt. Und leidet an Herzinsufizienz.Ich habe auch angst das meine Mutter noch wieder so eine Herzattacke bekommt. Sie kommt jetzt schon kaum alleine klar. sie schaft kaum die Dinge im Haushalt die sie gerne schaffen möchte. Und mein Vater vieleicht auch noch krank daran wird. Er regt sich auch immer so über ihn auf.

Mittlerweile ist er so gut wie immer betrunken wenn er nach hause kommt. Ich habe auch schon Drogen in seinem Zimmer gefunden.

Wir wissen mit ihm einfach nicht weiter.
Was kann man mit Ihm machen? Wenn wir ihn einfach auf die Straße setzen glaub ich, kommt er nicht weit. Er nimmt auch keine Hilfe an.
Kann man ihn nicht zu einer Therapie zwingen? Oder was sollen wir tun?

Aber jedes mal wenn er zuhause ist und mich nur anspricht reagiere ich schon gereizt. Auch wenn ich das garnicht will. Irgendwo mag ich ihn ja schließlich doch. Und das ist mit meinen Eltern auch so.

Ich selber bin auch leider Arbeits- und Ausbildungslos, bekomme keine unterstützungen vom Staat und momentan nicht mal Kindergeld. Ich helfe im Haushalt wo ich kann und unterstütze meine Eltern.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ich habe Deine Mail heute morgen zwei mal gelesen - und ich muss sagen, mir fällt kaum etwas ein, als der Rat "sucht euch Hilfe von außen". Das kann z.B. euer Hausarzt sein, dem ihr erzählt, wie die Situation ist. Auch zum Thema "zur Therapie zwingen" wird er euch informieren können. Meines Wissens nach bringt das wenig; denn eine Therapie kann dann Erfolg haben, wenn der Patient auch ändern will. Aber ich mag mich irren.

Ihr könnt auch zur Familienberatung in eurer Stadt, um dort Beistand zu bekommen. Ich denke, die Menschen dort mit ihrer Ausbildung und Erfahrung haben eine Tipps für euch, die ihr im Alltag umsetzen könnt.

Ich persönlich (weder Psychologin noch Therapeutin) denke, es ist an der Zeit, dass er Konsequenzen für sein Verhalten spürt. Keine finanziellen 'Spritzen'; wer nicht arbeitet, hat kein Geld. Die Haushaltskasse nach wie vor verstecken, und wenn er sie findet, denkt darüber nach, ihn anzuzeigen (so schlimm der Gedanke sein mag; aber eine Anzeige ist die logische Folge von Diebstahl). Wenn er sein Zimmer so mag, bitteschön, aber alles, was er in 'eurem Bereich' der Wohnung liegen lässt, kommt weg. Nicht hinterhertragen, sondern wirklich weg. Wenn er Dinge achtlos liegen lässt, braucht er sie wohl nicht. Und so nebenbei: was machst Du in seinem Zimmer? Hast Du die Drogen beim Aufräumen gefunden? Es durchsucht?

Und so würde ich aus allem eine Konsequenz ziehen, die er auch spürt. Eine Konsequenz, die aus seinem Verhalten hervor geht. Ich weiß, ziemlich hart und verdammt schwer umzusetzen. Aber irgendwie denke ich, dass er aus dem Alter raus ist, in dem man mit viel liebevoller Zuwendung einiges erreichen kann, oder?

Das alles natürlich immer nach dem Gespräch. Alles einmal erklären und dann gut. Keine Diskussionen mehr. Standpunkt erläutern und dann den Rückzug aus der Situation.

Aber wie gesagt, Hilfe von außen empfinde ich als absolute Notwendigkeit.

Alles Gute!
Dana