Problem von Anonym - 24 Jahre

Depressionen meines Partners

Hallo,
Ich bin jetzt 2 Jahre mit meinem Freund (32) zusammen. Er ist meine große Liebe und ich dachte ich hätte den Mann fürs Leben gefunden. Die ersten drei Monate führten wir eine Beziehung wie im Bilderbuch. Wir waren uns sicher...das wird was ganz besonderes.

Dann wurde er arbeitslos: Er hatte eine gute Position als Geschäftsführer in einer Firma und genoß die Stellung in der Gesellschaft. Er hatte einen großen Freundeskreis und schien von allen gemocht und bewundert zu werden. Er hatte keine Geldsorgen und konnte sich vieles leisten. Dies änderte sich von einen auf den anderen Tag, durch eine fristlose Kündigung. Der Tag an dem sich auch sein Verhalten gravierend veränderte.

Er kämpfte ein halbes Jahr vor Gericht gegen diese Firma, was er auch gewann. Doch sein Verhalten besserte sich dadurch nicht, es schien sich eher zu verschlechtern. Auch die Tatsache das er nach diesem halben Jahr der Arbeitslosigkeit wieder einen Job bekam, änderte nichts.

Ich habe mich schon häufig mit dem Thema Depressionen auseinandergesetzt und erkannte eindeutige Symptome: starke Stimmungsschwankungen (manchmal euphorisch, manchmal am Boden zerstört), häufig hat er sich mehrere Wochen komplett von mir abgewand, er hat den Kontakt zu Freunden mittlerweile völlig abgebrochen, sitzt nur noch zu Hause auf dem Sofa, er sieht schlecht aus (dicke Augenränder, leerer starrer Blick).

Ich habe das erste halbe Jahr sehr darunter gelitten. Dachte schon ich leide auch mittlerweile an Depressionen. Er hat mir zeitweise das Leben zur Hölle gemacht und schien vieles an mir auszulassen, da ich die einzige Person in seinem Leben bin. Wir standen des öfteren kurz vor der Trennung.

Mein Partner hat keine Familie mehr. Er hat seine Mutter (die sich nie gekümmert hat) mit 18 Jahren tot gefunden. Seine einzige Bezugsperson, sein Opa ist wenige Monate darauf ebenfalls verstorben. Seinen Vater kennt er nicht.
Nach dem Tod der Mutter war er in Therapie, diese hat ihm jedoch nichts gebracht. Er hat sich von all dem nichts annehmen wollen.

Weitere Informationen:
- wurde als Baby und Kind nur herumgereicht (Von Pflegefamilie zu den Großeltern, dann wieder zurück zur Mutter, u.s.w.),
- Hat nie Liebe erfahren, ebenso keine Grenzen
- hatte Drogenprobleme

Die Menschen die zuvor seine Freunde waren, melden sich auch gar nicht mehr. Sie versprechen immer nur sich zu melden, tun dies letztendlich aber nicht, was ihn sehr enttäuscht. Er fühlt sich sehr alleine.

In seinem neuen Job ist er ganz unglücklich, den er ein halbes Jahr ausübt.
Er bekommt Magenschmerzen bei dem Gedanken morgen arbeiten zu müssen und musste sich schon des öfteren krankschreiben lassen, da er es nicht mehr ausgehalten hat. Er kann sich aber auch nicht aufraffen sich konsequent um einen anderen Job zu bemühen und sich bewerben.

- Er weint oft zu Hause, allein. Er sagt er habe keine Selbstmordgedanken.
- Drogen nimmt er schon seit fast 10 Jahren nicht mehr.

Als ich meine Vermutung ausgesprochen habe, dass ich glaube, dass er Depressionen hat (was ziemlich lange gadauert hat, weil ich Angst vor seiner Reaktion hatte) ist er völlig ausgerastet und meinte ich wolle ihn in die Klappse bringen.
Nach mehreren Monaten hat er es jedoch selbst nicht mehr ausgehalten und ist zum Arzt bzw. Therapeuten gegangen.
Er war jetzt zweimal dort. Er hat nicht viel Hoffnung das dieser ihm helfen kann. Mein Freund kratzt an der Oberfläche seiner Probleme und denkt der Therapeut kann ihm auch keinen neuen Job verschaffen. Er sieht das und seine Geldsorgen als sein größtes und vielleicht auch einziges Problem.
Wir reden nicht sehr viel darüber. Er wird dann gleich aufbrausend und verdrängt lieber.

Zum Glück gibt es zwischendurch auch sehr schöne Momente. Mal mehr, Mal weniger. Mal länger, Mal kürzer. Er schafft es im hoffnungslosesten Moment sich zu wenden und mein perfekter Partner zu sein. Ich fühle mich für ihn verantwotlich. Ich liebe ihn, zumindest eine Seite von ihm.

Meine Fragen:
- Kann ich mir Hoffnungen machen, dass wir irgenwann glücklich sein werden und ihm geholfen wird? Es ist soviel schief gelaufen bei ihm...ist das alles aufzuarbeiten? Kann man mit so einem Menschen eine Zukunft (Kinder) aufbauen?
Was mache ich wenn er die Therapie abbricht? Er lässt sich nichts von mir sagen.
Was mache ich wenn ich es nicht mehr aushalte und mich trennen will?

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ich denke schon, dass Du Hoffnung haben kannst, dass sich alles zum Guten wendet. Warum sonst beginnt jemand eine Therpie? Sicherlich ist all das nicht von heute auf morgen zu schaffen - aber lass ihm die Zeit, sofern Du kannst. Und es gibt auch die Möglichkeit eines Paargespräches - ich denke, das kann euch beiden ein gutes Stück weiterhelfen.

Wenn er die Therapie abbricht und sich nichts verändert, wird irgendwann Deine dritte Frage zum Tragen kommen: Wenn Du es nicht mehr aushältst und Du die Trennung willst, dann wirst Du Dich trennen.

Alles Gute!
Dana