Problem von Anonym - 22 Jahre

Liebe um die halbe Welt

Ich habe ich mich vor einem halben Jahr in einen Venezolaner verliebt. Wir haben uns bis heute nie getroffen udn er empfindet das gleiche für mich. Er ist studierter Künstler und gehört somit einer recht armen Schicht dort an, dass er keine Möglichkeit hat, irgendwie hierher zu kommen, obwohl es das ist, was wir beide uns am meisten wünschen. Er hat vor, ab nächstes Jahr in Deutschland weiterzustudieren und künstlerisch in Europa Fuß zu fassen, doch wir wollten beide nicht bis nächstes Jahr warten und er meint, er würde so lange dafür kämpfen und sich den Allerwertesten aufreissen, damit er im August hier sein kann. Dass er hierherkommt war eigentlich schon seit April geplant und wir wollten es die ganze Zeit so schnell wie möglich und es hat nie irgendwie eine Möglichkeit gegeben. Und ich sitze hier in Deutschland und kann nichts dafür tun, ausser warten, da ich auch nicht die finanziellen Mittel habe ihm einen Flug zu bezahlen. Er versucht mir schon immer Mut zu machen, aber da ich jetzt schon ein halbes Jahr warte, habe ich einfach die Motivation verloren und habe Angst aufzuhören, daran zu glauben, obwohl ich immernoch verliebt bin (wenn man das in so einer Situation sagen kann). Er ist das woran ich als erstes am Tag und als letztes am Abend denke und ich glaube, dadurch mich selbst total vergessen zu haben. Mir macht nichts mehr Spass, ich kann mein Leben nicht mehr geniessen, mir ist alles, was ich mache egal und habe grosse Schwierigkeiten, mich überhaupt auf meine eigenen Ziele und meinen Alltag zu konzentrieren. Ich glaube, ich habe mich von der Situation dermassen abhängig gemacht, dass ich keinen Ausweg mehr sehe und beginne, an mir selbst zu zweifeln. ich habe ihm das schon erklärt, dass es mir schwer fällt, weiterhin warten zu müssen und dass ich Angst habe, mich selbst zu verlieren oder emotional abzustumpfen, weil ich es nicht mehr ertragen kann und will. Er hat mir dann gesagt, wenn er mich verlieren würde, würde er das nicht aushalten und er will, das ich an ihn und an uns glaube. Ausserdem meinte er, wenn ich "aufgeben" würde, würde er weiter für mich kämpfen.
Er ist mir sehr wichtig, aber ich bin auch ein realistischer Mensch und habe ihm gesagt, dass er nicht erwarten soll, in mir einen perfekten Menschen zu treffen, wenn er mich zum ersten Mal trifft, weil er mir immer sagt, ich sei seine große Liebe und er kann nicht ohne mich usw. Ich habe Angst, dass er herkommt und ich seinen Ansprüchen nicht gerecht werden kann. Oder was, wenn er nicht das ist, was ich mir in ihm vorstelle? Würde er mich dann unter Druck setzen, ich MUSS mit ihm zusammensein?
Ich will so sehr, dass er da ist, dass ich an nichts anderes mehr denken kann und nur noch von einer Zimmerecke in die andere laufe und das schon seit Monaten. Aber ich habe auch so große Angst davor, dass ich mich mit ihm vielleicht nicht wohlfühlen könnte oder er mich unter Druck setzt, wenn es so wäre. Ich würde das aber gerne riskieren, weil er mir einfach zu viel bedeutet. Und es gibt noch keine Lösung dafür, dass es irgendwie doch bis Ende August klappt und ich weiss nicht, wie lange ich noch mit dieser Ungewissheit und diesen ganzen Widersprüchen lklarkommen soll und wie ich vor allem wieder zu mir selbst finde und mein eigenes Leben führen kann, so wie es vorher immer war, ohne ihn zu vergessen. Ich bekomme zeitweise große Depressionen, weil ich nichts mehr mit mir anzufangen weiß und keinen Sinn mehr im Alltag sehe und keine Beschäftigung habe, die mich von den ganzen Gedanken ablenken könnte. ich möchte nicht mehr den ganzen Tag darauf warten, dass ich übers Internet mit ihm sprechen kann, da mich ja nicht einmal das mehr zufriedenstellt nach einem halben Jahr und ich möchte nicht mehr die ganze Zeit nur traurig sein, dass er nicht da ist und dass ich es mir selbst nicht mehr wert bin, mich mit etwas anderen zu beschäftigen. Ich möchte wieder einen Anreiz und Lebensmotivation haben, aber weiß nicht wie ich die finde. Und mit meinen Freunden habe ich auch schon gesprochen, aber die haben langsam die Nase voll, dass ich nur noch von IHM rede. Ich weiss einfach nicht mehr, was ich machen soll und vor allem was richtig und falsch ist von dem, was ich mache. Und ich weiß nicht, wie ich aufhören kann, an mir selbst zu zweifeln und mir wieder alltäglichen Dinge zutraue zu tun und auch von ihnen zufriedengestellt zu werden :'(

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ich fürchte, die Zweifel, ob diese Beziehung in Deutschland Bestand haben kann, wirst Du nur auf zwei Wegen los: jetzt beenden oder es erleben. Für die Zeit dazwischen gilt es, offen mit ihm darüber zu sprechen. Die Zweifel aussprechen, erzählen, wie es zusammen sein kann oder sein würde; von gegenseitigen Erwartungen sprechen, um zu sehen, ob man sie erfüllen kann.

Alles hat seine Zeit im Leben; so auch die Gedanken rund um die Beziehung und Dein eigenes Leben. Wenn Du weiterhin nichts anderes tust, als an ihn zu denken, wirst Du Dich vielleicht in diesem Gedankenstrudel verlieren. Eine Menge von der unternehmungslustigen, zielorientierten Frau (setze ich mal so voraus) in die sich Dein Freund einmal verliebt hat...

Du bist wichtig - für ihn und besonders auch für Dich. Denke daran und kämpfe für das 'Ich'. Ich weiß nicht, wie ich Dir Motivation geben kann, wieder wirklich am Leben teilzuhaben und Dein Leben zu legen, Dich um Dich zu kümmern. Teile Deine Zeit ein: jetzt ist mein Freund und alle Gedanken um ihn dran - und dann bin ich und alle Gedanken um mich dran.

Ich weiß nicht, wie Deine berufliche oder schulische Situation aussieht; vielleicht passt ein Nebenjob (putzen, Zeitungen austragen, kellnern) doch in den Tagesplan? Dieses Geld kannst Du für ein Flugticket zur Seite legen - ob nun von D nach Venezuela oder umgekehrt, ist dann die nächste Überlegung.

Ich denke, bevor er wirklich alle Zelte abbricht, solltet ihr euch doch zumindest gesehen haben. Das sagt die Vernunft (bricht er eigentlich die Zelte wegen Dir ab, oder wegen des Studiums, seines Traums?).

Alles Gute!
Dana