Problem von Aylin - 31 Jahre

Ich fühle mich nicht mehr wohl in meiner Beziehung

Hallo liebes Kummer Kasten-Team,

ich bin seit 6 Jahren mit meinem Freund liiert und wohnen seit ca. 4 Jahren zusammen. Am Anfang unserer Beziehung hat es schon Probleme gegeben (Eifersucht), ich dachte aber, das liegt nur an der Entfernung und weil wir uns selten gesehen haben. Als wir uns kennen gelernt haben, hatte ich auch keinen Kontakt zu meiner Familie.
Nachdem wir zusammengezogen sind, ging es eine Weile mit dem bekannten Problem weiter und es kamen noch neue Probleme (Arbeit, GV, Familie usw.) hinzu. Das alles habe ich darauf geführt, dass wir uns noch nicht gut kannten. Nach einer längeren Zeit, hatte ich auch wieder Kontakt zu meiner Familie, er nicht. Dies kam dann ebenfalls nach einer gewissen Zeit. Aber sehr distanziert. Er sagt, er tut das mir zu liebe, verhält sich aber sehr zurückhaltend und manchmal sogar undiszipliniert, in dem er sie nicht beachtet. Er geht sehr selten zu ihnen, wenn sie zu uns kommen, verhält er sich wie bereits geschrieben. Dabei haben sie uns sehr geholfen. Das sieht er aber nicht mehr. Seine Eltern sind in der Türkei. Er hat hier niemanden.

Inzwischen ist Eifersucht kein Problem mehr (wahrscheinlich weil es mir egal geworden ist), alles andere ist solange kein Problem, bis ich etwas sage. Denn gerade wenn es um meine Familie geht, ist er sehr egoistisch und verlangt sogar von mir, dass ich meine Schwester nicht mehr sehe (hier ist mehrmals etwas vorgefallen, und er habe kein Verständnis mehr dafür). Für mich ist das eher eine Ausrede. Wir haben nämlich auch keine richtigen Freunde, zu denen wir hingehen oder das mal uns jemand besuchen kommt. Er ist sehr ungesellig und hat kein Problem damit. Wenn ich das mal anspreche, meckert er gleich, dass er so viel arbeitet. Dabei ist es wirklich nicht mehr und weniger wie bei anderen Männern (eher soager weniger). Er macht auch deswegen zu Hause keinen Finger krumm, weil er "angeblich" so viel arbeitet. Finanziell haben wir keine Probleme, haben auch seit Anfang des Jahres ein Haus mit Garten gekauft, weil wir zwei Hunde haben. Den zweiten Hund haben wir gekauft, weil er es wollte und mir vesprochen hat, hierbei zu Helfen (gassi gehen, Erziehung). Wenn ich nun sage, dass wir mit den Hunden rausgehen müssten, kommt wieder die Ausrede, er ist ja gerade von der Arbeit gekommen und sei sehr geschafft. Ob ich das nicht verstehen könne. Ich arbeite teilzeit, vier Tage die Woche. Daher denke ich manchmal, das ich kein Recht habe, von ihm das zu verlangen. Aber ich kann leider mit zwei großen Hunden nicht alleine raus.

Wie gesagt, zu Hause macht er ja auch nichts, wirklich gar nichts. Nicht einmal den Tisch abräumen. Mir würde es auch reichen, wenn er wenigsten keinen zusätzlichen Dreck oder Unordnung machen würde und nicht so rücksichtslos wäre. Aber wenn ich was sage, bin ich ein undankbarer Mensch. Weil ich alles hab´und auch kriege, was ich will (materiell). Inzwischen denke ich sogar, dass er das tut, damit ich von ihm nichts verlange, was mit sozialität und Hausarbeit zu tun haben könnte. Er kommt nach Hause, isst was, setzt sich an den PC und geht anschliessend ins Bett. So sieht unser Tagesablauf aus. Eine weitere Ausrede von ihm ist, dass wir Anfangs sehr oft (alle 3-6 Monate) über das Wochende in Freizeitparks gegangen sind. Wenn ich sage, dass wir Bekanntschaften machen sollten, damit wir uns ein Freundeskreis aufbauen, hat er die Ausrede, dass bestimmt niemand soviel rumgekommen ist wie ich (damit meint er die Freizeitparks) und ich immer noch nicht genug kriege.

Im Bett fühl ich schon lange nichts mehr, dabei kann er täglich. Habe sogar auch die Meinung, dass es bei ihm nicht um das sexuelle geht sondern nur eine Gewohnheit ist. Er befriedigt sich nämlich täglich selber, manchmal mehrmals am Tag.

Ihr seit bestimmt "auch" der Meinung, dass ich mich trennen sollte, aber mein Problem ist,
1. dass ich eine Türkin bin und ich meiner Familie nicht schon wieder sagen lassen möchte, dass ich es mir selber zu zuschreiben habe. Sie waren nämlich gegen diese Beziehung. Davor hatte ich zwei weitere Beziehungen, was bei Türken ja nicht gern gesehen wird.
2. dass wir das Haus gekauft haben, was mir gehört. Nach der Trennung könnte ich das nicht zahlen.
3. dass wir die Hunde haben. Ich möchte nicht noch einmal wg. der Beziehung die Hunde hergeben. Alleine kann ich sie aber auch nicht behalten.
4. ich habe Angst vor einem Neuanfang.

Mit ihm darüber reden, geht leider nicht. Heute hatten wir z. B. schon wieder das Problem mit meiner Schwester. Sie war mit meiner Mutter bei mir. Er meinte, sollte ich weiterhin mich mit ihr treffen wollen, können wir auch die Beziehung beenden.
Überhaupt kommt er jedesmal mit dieser Drohung, wenn ich meine Unzufriedenheit zur Sprache bringe. Ich bin normalerweise wirklich ein sehr umgänglicher Mensch. Gehe auch jeglichem Streit aus dem Weg, weil ich das nicht mag. Lieber sag´ ich ja und Amen, als das ein dicker Luft in der Beziehung herrscht. Und das nützt er aus, ist mir auch bewusst.

Inzwischen habe ich keine Lust am Leben mehr. Bin ständig müde und ausgelaugt, obwohl ich nichts mache. Bin mir nicht sicher, ob das daher kommt. Aber irgend etwas muss sich änder, das weiss ich.

Ich wäre euch über einen Lösungsweg sehr dankbar. Habe auch schon überlegt, einen Psychologen aufzusuchen. Weiss einfach nicht mehr weiter.

Vielen Dank im voraus.

Anwort von Sylvia

Grüß dich Aylin,

du hast es schon selber erkannt: Für dich geht es mit der jetzigen Situation nicht weiter. Es tut Dir nicht gut, mit ihm zusammen zu sein und das sollte eine Beziehung ja eigentlich. Sicherlich gibt es überall kleine Diskrepanzen. Aber solange die schönene Zeiten überwiegen, ist man auch gerne bereit das in Kauf zu nehmen. Aber was tut man, wenn der Partner so gar nicht ist, wie man es sich gedacht hat. Wenn ich ehrlich sein soll, gut auch wenn er mehr arbeitet als du, ist das ein Grund, das er zu Hause nichst machen muss? Ist das wirklich Grund genug nicht auch mal den Tisch abzuräumen. Und was sollen diese Drohungen? Er nutzt es wahrscheinlich wirklich aus, dass du darauf anspringst. Klar, wem wird nicht komisch, wenn einem mit dem Aus gedroht wird.

Du musst natürlich für dich selber entscheiden, wie du Dir die Zukunft vorstellst. Ob du es weiterhin versuchen willst oder für dich irgendwann der Punkt kommt an dem es nicht weiter geht. Und wenn der Punkt kommt, dann sollte man ihn auch in die Tat umsetzen. Du hast dich bisher immer wieder mit deiner Familie zusammen gerauft, sie mögen ihn ja auch nicht besonders, ich würde glaube ich an deiner Stelle schonmal vorab sowas in die Richtung andeuten, damit man mal gucken kann wie sie reagieren. Ein Haus kann man auch wieder verkaufen. Für die Hunde lässt sich auch eine Lösung finden, sie sind zu zweit, man kann Hunde grade wenn sie Gesellschaft haben auch mal ein bisschen alleine lassen. Und liebe Aylin, jeder hat Angst vor einem Neuanfang, ich glaub jeder kennt die Angst vor dem Ungewissen, aber was ist, wenn er Dir glückt, und da bin ich mir ziemlich sicher und es wird alles gut und besser als vorher? Ich denke den Versuch ist es schon wert.

Liebe Grüße
Sylvia