Problem von Martin - 23 Jahre

Freundschaft oder Liebe?

Hallo Kuka-Team,

wenn ich Probleme habe rede ich darüber normalerweise mit meiner besten Freundin, wenn... ja wenn das Problem dieses mal nicht mir meiner Frendin zu tun hätte. Aber ich muss es endlich los werden, ich brauche eine objektive Einschätzung...

Also, meine beste Freundin... Sie ist ein Traum von einem Menschen. Sie hat einen guten Charakter, eine fröhliche Seele, einen scharfen Verstand, eine unglaublich liebenswürdige Art und die Sonne in Ihrem Herzen.
Wir kennen uns nunmehr seit über 3 Jahren. Ich kann Sie verdammt gut leiden, mit Ihr kann ich mich Stundenlang unterhalten, ich bringe Sie zum lachen, genauso wie Sie mich, wir haben in vielen Dingen die gleichen Ansichten und Anvertrauen kann ich Ihr sowieso alles.
Warum ich dann nicht schon längst mit Ihr zusammen bin? Aus einem einfachen Grund, Sie ist verheiratet. Na gut, schade, aber nicht schlimm, ihr Mann ist ein feiner Kerl, der Sie abgöttisch liebt, genauso wie Sie ihn. Die beiden führen ein gutes, zufriedenes Leben. Sie passen einfach wunderbar zusammen. Es könnte also alles so schön einfach sein.

Ist es dann aber doch nicht. Ich habe in der letzten Zeit immer häufiger Veränderungen festgestellt. Wenn wir (Sie, ihr Mann und ich) unterwegs sind bin ich froh um jede Sekunde, die ich allein mit Ihr verbringen darf. Wenn wir miteinander reden vergesse ich die Zeit um mich rum, es scheint nur noch Sie und mich zu geben, ich könnte Ihr stundenlang zuhören ohne ein Wort zu sagen und ohne das es mir langweilig würde. Wenn ich wieder einige Tage nichts mehr von Ihr gehört habe und dann z.B. wieder eine SMS von Ihr erhalte ist der gesamte restliche Tag ein einziger Freudentaumel. Und wenn ich alleine Zuhause bin ertappe ich mich immer und immer wieder dabei wie ich Minutenlang ihr Bild anschaue und mal wieder bewundernt feststellen muss, was Sie doch für ein herrlicher Mensch ist.

Das sind für mich Anzeichen, dass ich drauf und dran bin in eine große Zwickmühle zu geraten. Manchmal sitze ich die halbe Nacht vor Ihrem Foto und lass meinem Kummer freien lauf. Dem Kummer, einen ganz besonderen Menschen kennen gelernt zu haben, der für das eigene Leben verdammt wichtig geworden ist, ja, mit dem man sich sogar eine gemeinsame Zukunft vorstellen kann... und Sie doch nicht lieben zu dürfen. In diesen Momenten erschrecke ich selbst vor mir, vor meinen Gedanken. Ich liebe Sie? Habe ich das gerade wirklich ernst gemeint? Nein, das darf einfach nicht sein. Sie zu lieben würde alles kaputt machen. Denn wenn es so wäre, dann müsste ich es Ihr sagen. Alles andere wäre unfair, ihr und ihrem Mann gegenüber. Ich kann nicht mit den beiden weg gehen und einen auf Heile Welt machen und mir dabei heimlich Wünschen nur mit Ihr alleine zu sein. Das kann ich nicht. Aber sage ich es Ihr, wird unsere Freundschaft aufhören zu existieren, zumindest wird Sie nie wieder sein wie Sie jetzt ist. Aber das will ich nicht. Ich habe Freunde verloren, ich habe Kameraden verloren und auch Familienmitglieder, ohne das mich das aus der Bahn geworfen hätte. Aber diese Freundschaft zu verlieren... ich weiß nicht wie ich darauf reagieren würde. Aber allein die Vorstellung ist schon schrecklich.

Doch das bringt mich eben in die Zwickmühle: Sage ich es Ihr, verliere ich Sie. Sage ich es Ihr aber nicht, verliere ich mich. Ich habe die Angst, dass ich mich zu sehr auf Sie einlasse (oder eingelassen habe?). Denn treffe ich nette Frauen, vergleiche ich sie als erstes mit meiner Freundin, und diesem Vergelich hält keine Stand. Das jeder Mensch anderst ist und niemand genauso sein kann wie ein anderer ist mir durchaus klar. Nur blende ich das in diesen Momenten komplett aus, ignoriere es total. Es ist also durchaus möglich, das ich meiner Traumfrau über den weg laufe und es nicht merke weil ich nur an Sie denke. Aber... denke ich dann nicht schon meine Traumfrau. Es dreht sich irgenwie alles im Kreis.

Lange rede, kurzer Sinn:
Was meint ihr also? Es ihr sagen, eine tiefe und gute Freundschaft verlieren, aber dafür ein reines Gewissen und ein verletztes, aber freies Herz haben oder aber es Ihr nicht sagen, weiterhin eine wunderbare Freundschaft haben, die Gefühle zu unterdrücken mit dem Wissen, dass es dadurch nur für mich und nicht noch für die anderen ein Problem darstellt und hoffen, dass sich die Gefühle wieder normalisieren? Oder vll. sogar eine dritte, mir noch unbekannte Möglichkeit?

Viele Grüße und schonmal Danke im Vorraus,

Martin

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Martin!

Ich habe anfangs überlegt, ob Du wirklich verliebt bist oder Du eine wunderbare, innige Freundschaft mit Liebe innerlich verwechselt. Denn was Du beschreibst, kann auch die Beschreibung einer Freundschaft sein. Meine beste Freundschaft zu einem Mann würde ich in ähnliche Worte fassen; und doch bleibt es bei Freundschaft. Du sagst es in der ganzen Mail nicht einmal wirklich klar. Wahrscheinlich, weil Du vor der Gewissheit ein Stück zurüchschreckst, oder?

Einfach weitermachen wie bisher halte ich für den falschen Weg. Meiner Meinung nach kann das nicht gut ausgehen. Vielleicht hast Du schon nach ähnlichen Mails gesucht und bist dabei über diesen Satz gestolpert: Freundschaften kann man führen, wenn auch die Gefühle freundschaftlich sind. Ich schreibe es sehr oft. Mit anderen Worten: Diese Freundschaft wird leiden, wenn Du es ihr nicht sagst.

Jetzt kann ich Dich formlich hören: "Aber wenn ich es ihr sage..." - dann herrscht Klarheit, würde ich ich Dir wohl ins Wort fallen. Dann wirst Du genau wissen, wo Du bei ihr stehst. Auf eine Art weißt Du das schon jetzt; aber es macht immer einen Unterschied, es gehört zu haben und in den Augen gesehen zu haben. Dann weißt Du innerlich noch genauer, dass Du die Liebe hinter Dir lassen musst, damit vor euch wieder eine Freundschaft liegen kann.

Mein Weg wäre, es auszusprechen und mich ein Stück zurückzuziehen, um sozusagen meine Wunden zu lecken. Abstand hilft, auch wenn es schmerzt. Nur, Dich ohne ein Wort zurückzuziehen, würde bedeuten, dass sie sich Fragen stellt. Fragen, die sie verletzen und widerum die Freundschaft in Gefahr bringen.

Wie man es auch dreht und wendet, es kann erst mal nicht bleiben, wie es ist.

Alles Gute!
Dana