Problem von Bärbel - 42 Jahre

Wofür lebe ich ?

Hallo liebes Kummerkasten Team,
meine Überschrift klingt hart, aber ich kann mir diese Frage wirklich nicht mehr beantworten. Ich wurde sehr streng erzogen und durfte als Kind recht wenig wie andere Kinder in meinem alter. Ich wollte es immer besser machen, wenn ich eigene Kinder habe. Nun habe ich eine 11 jährige Tochter, die einen Hund hat, wir (mein Mann und ich) haben Ihr bis jetzt auch immer genügend Freiraum gelassen. Aber unsere Tochter hat trotz allem Probleme in der Schule (sowohl schulisch gesehen als auch Freunde dort...im Gegenteil, sie wird immerzui geärgert) und diesen Frust der sich da bei Ihr ansammelt, lässt sich immerzu an uns aus. Sie beschimpft uns auf übelste, wirft Begriffe durch das Haus, die ich hier besser nicht erwähnen sollte. Alle Versuche mit Ihr darüber zu Reden schlagen fehl. Sie meint wir wollen ihr was böses, schreit gleich wieder los, rennt weg und knallt die Türen zu, das wir zusammenzucken. Wir würden es gerne sehen, wenn sie sich vielleicht mal einen Ausglich sucht (z.B. Sportverein....oder dergleichen), aber sie ist quasi nur zu Hause nach der Schule....maximal draußen mit ihrem Hund. Mehr WILL sie einfach nicht. Wir wissen uns keinen Rat mehr. Wenn wir etwas unternehmen (und das kommt öfter vor) ist sie mit Feuereifer dabei und sie ist gut gelaunt, aber sobald wir zu Hause sind geht das Theater von vorne los. Wir trauen uns schon gar nicht mehr ihr eine Frage zu stellen wie "Könntest Du mir mal bitte den Käse reichen" am Essenstisch....dann käme ein gelangweiltes "jaaaaaaaaaaa...wenns sein muss...DA" - nicht mehr und nicht weniger.
Dann kommt hinzu das wir große Finanzielle Probleme haben, meinem Mann steht die Kündigung bevor (da die Firma, in der er arbeitet pleite geht). Wir werden wohl oder über höchstwahrscheinlich unser Haus verkaufen müssen, welches wir vor 7 Jahren gebaut haben. Unsere Tochter weiß davon nichts...ist vielleicht auch (noch) besser so.
Dann läuft im Schalfzimmer zwischen mir und meinem Mann auch nichts mehr ab...aber wirklich gar nichts. Wir laufen zwar immer noch Händchenhaltend durch die Strassen...hier und da gibt es mal ein Küsschen aber das war´s. Ansonsten ist er nur auf seinen Sport fixiert (er ist BVB Fan und schaut sich aber auch so sämtliche Spiele an die mit dem runden Leder zu hat) Als ich ihn kennen gelernt habe, war er noch nicht so ein Fan wie er es jetzt ist. Dann hat er auch noch mehrere Hobbys, die er ausführt und dann bleibt eben auch keine Zeit mehr für uns. Ich arbeite nur halbtags, weil ich mittags immer zu Hause bin, wenn meine Tochter aus der Schule kommt. Dann geh ich einmal pro Woche Schwimmen (meißtens mit mieiner Tochter) naja und dann der Haushalt und Familie.
Aber ich frag mich oft wozu lebe ich überhauppt???
Ich stehe morgens auf um meine Tochter zur Schule zu fahren (sie ist auch noch ein Morgenmuffel und meckert auf der Fahrt nur rum), dann weiter zur Arbeit (wo ich auch viel ärger habe), dann meine Tochter abholen, nach Hause fahren, essen kochen, Wäsche waschen, putzen und saugen, Spieleabende, die sowieso immer mit Gebrüll enden, weil unsere Tochter meint, sie würde immer gewinnen, gemeinsame Mahlzeiten, die auch immer Streit mitsichbringen, ab uns zu kommt mal ein Anruf, das unsere Tochter in der Schule nicht mitareiten will und stur ist und wenn man dann mal abends im Bett liegt, gibt es auch nur noch ein Küsschen....das war´s. Ich bin nicht mehr glücklich und weiß nicht mehr was ich tun soll. Das im Bett nichts mehr läuft liegt sicherlich an dem Stress den wir mit unserer Tochter haben (ob es nur daran liegt weiß ich nicht).....aber wenn Reden, Reden und wieder Reden überhaupt nichts hilft, was hat man dann noch für Möglichkeiten? Ich habe keine Kraft mehr und fühl mich alleine gelassen von der Familie

Anwort von Sabine

Hallo Bärbel!

Ich könnte mir vorstellen, dass viele Frauen beim Lesen Deiner Mail fast in einen Spiegel schauen. Sicherlich ist es anstrengend, wenn die Kids einen Schritt in die Pupertät machen und dann auch noch die Probleme mitbringen, die Du genannt hast. Man selber denkt dann nur noch "im Grunde funktioniere ich nur noch". Glaube mir, auch bei mir kommen oftmals diese Gedanken auf. Es ist eine Kunst sich selber aus diesem Trott herauszuholen und hinter die Gründe zu kommen, warum sich z.B. Deiner Tochter so verhält.
Du sagst, dass Reden nicht mehr hilft. Das klingt für mich, als könnte Deine Tochter Dir auch keine Antwort auf das geben, was sie evtl. bedrückt. Es ist schade, aber oftmals ist es so, dass Kinder den Eltern immer weniger erzählen als Außenstehenden. Vielleicht schafft es ja ein Bekannter, Verwandter oder Freund Deiner Tochter herauszubekommen, was eure Tochter bedrückt. Vielleicht spürt sie aber auch, dass irgendwas zwischen euch nicht stimmt (Du schreibst von der Bettgeschichte) und reagiert deshalb so. Wissen kann ich es nicht, da ich euch überhaupt nicht kenne. Es ist eine reine Vermutung. Um das eine Problem mit eurer Tochter zu lösen, wäre es ein Möglichkeit vielleicht jemanden auf sie "anzusetzen". Vielleicht kennst Du ja jemanden, dem sie vertrauen mag (anders als euch eben) und so vielleicht mehr herauszubekommen ist, um ihr Problem in Angriff zu nehme. Das war so mein erster Gedanke. Vielleicht hilft es ein wenig.
Was Dich angeht und Deine Frage "wofür lebe ich überhaupt?", kann ich mir kaum vorstellen, dass Du es wirklich ernst meinst. Die Frage klingt eher nach einer Verzweiflung. Ich und bestimmt auch viele andere Mütter und Hausfrauen, die nebenbei arbeiten, stellen sich oftmals diese Frage, wenn der Tag abläuft wie z.B. in dem Film "und täglich grüßt das Murmeltier". Ja, dann wird es langweilig und alles kann einschlafen. Wie gesagt, es ist nicht immer einfach aus dieser Situation herauszukommen, aber es ist zu schaffen, wenn man einiges anfängt zu ändern. Ändere Deinen Rhythmus, aber behalte die Regeln bei. Ähnlich habe ich es vor Jahren gemacht. Ich habe nicht mehr jeden Tag gewischt und gebügelt. Ich habe mir Tage dafür festgesetzt. So konnte ich mir mehr Freiraum für private Dinge schaffen, mehr für mich tun und bald fühlte ich mich wohler. Vielleicht bekommst Du es auch hin. Was eure Bettgeschichte angeht, ist es wichtig, dass ihr beide am Abend den Tag besprecht, so dass ihr "unbelastet" schlafen gehen könnt und somit vielleicht am Abend den Kopf wieder füreinander frei habt. Hat sich erst einmal ein Alltag eingeschlichen, ein Trott, dann wirkt schnell alles mal langweilig. Ändere es. Du hast es in der Hand. Sage Deinem Mann offen und ehrlich, wonach Du Dich sehnst und frage ihn auch, ob er etwas vermisst in eurer Ehe und vor allem was eure Bettgeschichte angeht. Je offener man damit umgeht, um so schneller kann man den Dreh bekommen. Es ist ein Versuch und ich denke mal, dass Du das auch hinbekommen könntest.

Lieben Gruß
Sabine