Problem von Anonym - 15 Jahre

Gesichtslähmung und Prüfungsangst

Hey ich bin?s nochmal.

Ich habe mich wirklich sehr über eure Antwort gefreut und danke euch dafür. Naja ich will dich (Phine) nicht beängstigen aber gegen Borriolose kann man sich eigentlich nicht wirklich schützen? Ich weiß dass durch meinen Vater der ja Arzt ist. Ich war auch dagegen geimpft jedoch bleibt immer noch ein gewisses Restrisiko da. Aber ich kann dich ja beruhigen ? bei dir oben in Hamburg ;) gibt?s diesen beschissenen Borriolose-Erreger noch nicht.

Ich habe ja geschrieben das sich die Lähmung bis zu 50% zurückentwickelt hat ? naja in meiner Verzweiflung war dies ein wenig übertrieben. Ja ich denke dass sich die Lähmung bis zu 60-70% wieder zurückentwickelt hat. Ich habe halt noch kleinere Probleme mit meinem Auge und meinem Mund? Ich habe erst vor kurzem noch mal mit meinen Vater darüber gesprochen und ich bekam dann auch endlich meinen lang ersehnten Termin in einem Neurologen. Dieser wird jetzt mal meine rechte Gesichtshälfte genauer anschauen und ich hoffe dass es noch nicht zu spät ist um etwas zu unternehmen.

Ich möchte mich auch noch mal für die aufmunternden Worte und Komplimente von dir bedanken. Die bekommen ich vor allem von meiner Familie fast nie zu hören? Es tut mal wieder richtig gut solche netten Worte zu hören:)

Aber ich möchte euch gerne noch mal eins meiner Probleme schildern.
Und zwar ? Seit ich in der 4. Klasse bin habe ich panische Prüfungsangst. Es fing bei mir eigentlich an als ins Gespräch kam dass ich eventuell auf die Realschule müsste? Damals ist für mich eine Welt zusammengebrochen. Sicherlich hört sich das jetzt wirklich naiv und lächerlich an aber meine ganzen Freunde sind auch auf das Gymnasium gekommen und ich wollte nicht als ?Looser? dastehen. Also habe ich mich richtig ins Zeugsgelegt und kam dann schließlich auf das Gymnasium. Dort war ich wirklich dann nur noch auf die Noten und Klassenarbeiten fixiert dass ich mein Umfeld völlig vernachlässigte und mich nur noch auf die Schule konzentrierte. Meine Freunde, was ich auch verstehen konnte, wollten nichts mehr mit mir zu tun haben und ignorierten mich regelrecht. Dies war mir bis dato auch ziemlich egal? ich hatte ja meine Schulaufgaben. Jedoch lief alles aus dem Ruder. Ich fing an mich schon Wochen vor Arbeiten seelisch und auch körperlich fertig zu machen. Die 2 Tage vor der Arbeit waren einfach nur der reinste Horror für mich selbst und auch meine Familie. Ich flennte in Panik rum wie ein Kleinkind und am Tag der Prüfung war?s dann richtig heftig. Ich schlief natürlich nur knappe 3 Stunden am Stück da ich bis nachts lernte. Ich konnte eig. immer alles nur ich wollte eine gewisse Sicherheit haben. Naja ich ging dann frühstücken und musste mich dann gleich anschließend übergeben. Ich ging dann in die Schule und flennte natürlich vor allen rum. Naja die machten sich dann verständlicher Weise über mich lächerlich. Ich bekam dann immer meine guten Noten und stand natürlich als verweichtlicher Streber da? Die Jungs machten mich psychisch fertig von wegen S********* und so was. (Ich bin keinesfalls schwul!) Ich habe alles in mich rein gefressen und mit niemanden darüber gesprochen. Jedoch bleibt so was ja nicht unbemerkt und meine Lehrer fragten mich dann ob ich von zuhause Stress bekommen würde, ob mich meine Eltern verschlagen würden etc. DIES WAR ABER NIE DER FALL GEWESEN!!! Meine Eltern waren einfach nur schockiert darüber da ich mir ja selber den Stress mache und sie dafür verantwortlicht gemacht werden.

Ich habe letztes Jahr als einziger aus meiner alten Schule die Schule gewechselt da ich mich für das sprachliche Profil entschieden hab. Nun bin ich in einer neuen Klasse mit wirklich sehr guten Schülern? Ich hoffte dass ich einen Neuanfang starten könnte jedoch ohne erfolg? es fing alles wieder von vorne an und mittlerweile bin ich bei meinen Klassenkameraden wieder unten durch. Die Panikattacken sind nicht mehr so schlimm wie früher jedoch hab ich sie noch immer. Ich war deswegen schon in psychologischer Behandlung (2 Jahre) jedoch hat dies auch nichts gebracht. Meine Eltern wissen sich auch nicht mehr zu helfen. Ich sitze den ganzen Tag alleine daheim rum und mache entweder Sachen für die Schule oder langweile mich zu Tode. Ich habe einen Zeugnisdurchschnitt von 1,2 und ich selber weiß selber nicht mehr weiter. Ich bin zwar noch in meinem Tennisverein und ich spiele auch Klavier aber sonst habe ich keinen wirklichen Kontakt mehr zu Außenwelt. Hört sich jetzt echt krass an ist aber so. Ich werde wieder von Leuten gehänselt und schikaniert ich habe zwar ein paar Freunde jedoch unternehmen ich nichts mit ihnen?

Ich habe Angst später keinen Beruf zu bekommen und von Hartz4 abhängig zu sein. Ich möchte später Jura oder Architektur studieren aber mein Traum bleibt noch immer im Außenministerium in Berlin arbeiten zu dürfen. Jedoch brauche ich dafür einen sehr, sehr guten Zeugnisdurchschnitt. Ich habe Angst dass mir die Leute aus meiner Klasse den Beruf vor der Nase wegschnappen werden ? Hört sich alles bescheuert an doch ich habe regelrechte Zukunftsängste. Sicherlich zählen nicht nur die Noten doch sie tragen eine Menge dazu bei und der Arbeitgeber hat sicherlich einen besseren Eindruck wenn man ich z.B. Deutsch eine 1 anstatt einer 4 hat?

Doch ist das dass alles wert? Ich hasse mein Leben! Ich lebe an meiner Jugend vorbei! Ich weiß mir nicht mehr zu helfen. Ich halte das alles nicht mehr aus! Ich werde nur noch gehänselt und fertig gemach und dadurch habe ich mein komplettes Selbstvertrauen verloren (Lähmung spielt sicherlich auch eine große Rolle). Ich habe oft mit Selbstmordgedanken und Depressionen. Ich weiß mir einfach nicht mehr zu helfen. Ich habe keine Jugend, keine Freunde und auf meine Familie kann ich nicht wirklich zählen. Doch Selbstmord?! Soll ich vor meinen Problemen einfach davon rennen? Ich will mich endlich meinen Ängsten stellen und was dagegen unternehmen dass mein Leben wieder lebenswert wird. Ich möchte Freunde und Spaß am Leben haben jedoch meine Zeilstrebigkeit auch respektieren...

Ich hoffe dass ich euch mit meinen Problemen nicht allzu arg störe doch langsam weiß ich nicht mehr weiter? Ich habe euch schon mehrmals von meiner Prüfungsangst erzählt doch niemals eine Antwort bekommen. Würde mich um eine Antwort von euch abermals tierisch freuen :)

Mit freundlichen Grüßen D.


PS: Meine Prüfungsanst hat sich stark zum Positiven entwickelt... also ist nicht mehr so krass wie oben beschrieben jedoch hab ich diese Panikattakcen und machnmal auch Heulkrämpfe noch immer... leider

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Hab Dank für Deine lieben Worte!

Kurz noch einmal zu Deiner Gesichtslähmung: Es nimmt jetzt alles seinen Lauf; den Termin beim Neurologen hast Du. Mehr kannst Du da wohl im Moment nicht machen. Und wenn ich Dinge gerade nicht lösen kann, schiebe ich sie innerlich weg. Warum soll etwas belasten, was nur auf einen Termin wartet?

In meiner Zeit als Arzthelferin habe ich viele Menschen kennengelernt - von einigen war ich regelrecht begeistert. Sie meisterten ihre Erkrankungen und waren tatsächlich glücklich. Und das nicht nur gespielt. Natürlich hatten auch sie ihr Loch, in das sie nach der Diagnose gefallen sind - aber als sie wieder herauskamen, waren sie wirkich stark. Ich kann mich z.B. an eine junge Frau erinnern, die nach einem schweren Autounfall jeden Gefühl im Beckenbereich verloren hatte; d.h. sie konnte auch den Urin nicht mehr halten. Und auch an einen meiner Lieblingspatienten, der aufgrund einer schweren Darmentzündung einen künstlichen Darmausgang bekam. Sie litten, keine Frage - aber sie kamen zurück ins richtige Leben und fanden alle großes Glück. Und genauso sehe ich innerlich auch Dein Leben - trotz der Lähmung. Dich macht doch viel mehr aus!

Auf die Mails ob der Prüfungsangst haben wir wahrscheinlich nie geantwortet, weil Du bereits alles hast, was wir raten können. Therapie ist erfolgt, Dein Vater ist Mediziner - Du erwartest eine Menge, wenn wir da 'noch einen drauf setzen' können. In vielen Fällen können wir einfach nur an die ausgebildeten Menschen verweisen; das sind wir nun mal nicht.

Mache Dir ganz deutlich, was Du uns auch geschrieben hast: es ist schon besser. Du bist auf dem richtigen Weg.


Es gibt eine Atemübung, die Kraft gibt (klingt immer etwas komisch, aber mir hilft's): Tief durch die Nase einatmen - kräftig durch den Mund ausatmen und dabei den Bauchnabel zur Wirbelsäule ziehen. Wenn Du das in Momenten der Angst, drei-vier mal machst, bekommst Du den Kopf eher frei.

Oder aber stelle Dich vor den Spiegel und schaue Dir tief in die Augen, mit einem festen Blick. Straffe die Schultern und sage Dir selbst laut: Ich schaffe das.

Natürlich ist es so, dass wir uns alle auch Gedanken um unsere Zukunft machen - aber wie am Anfang schon gesagt: Warum soll im Heute etwas belasten, was gar nicht in meinen Händen liegt. In Deinen Händen liegt im Moment nur die Schule und die meisterst Du offensichtlich. Versuche einmal, Dir die Zukunft vorzustellen und auszumalen, ohne alles schwarz zu sehen. Sondern so, wie Du sie gern hättest. Der Blick nach vorn sollte keine Angst machen, sondern Kraft geben. Und auch das liegt in Dir; denn Du selbst bist Herr Deiner Gedanken.

Ich teile mir meine Zeit oft wirklich ein, damit weder Pflicht noch Vergnügen zu kurz kommen. Zum Beispiel: Zwei Stunden des Nachmittags für die Schule, der Rest für das Vergnügen. So lässt sich Freizeit auch gleich doppelt genießen, weil keine Pflicht mehr auf einen wartet.

Du hast Freunde - aber mit denen machst Du nie was. Das lässt sich doch eigentlich leicht ändern: Frag sie, ob sie nicht Lust haben mit Dir *** zu machen. Pack es an. Schau hin, wo und wie Dein Leben sich verändern sollte -gerade auf den Freundeskreis bezogen- und dann überlege, wie Du es in Dein Leben holen kannst. Freunde nach Unternehmungen fragen oder nach dem Tennis einfach mal, ob jemand Lust hat, noch was trinken zu gehen? Im Archiv findest Du eine Menge Beiträge, wenn Du "neue Freunde finden" in die Suchfunktion eingibst.

Alles Gute und *kopfhoch*!
Dana