Problem von Flo - 27 Jahre

Ich hasse mein Leben

Hallo,

ich bin der Flo, 27 Jahre alt, und ich habe ein großes Problem. Also ich erzähl erstmal: Ich war immer etwas "anders", konnte nie gut mit meiner Umwelt umgehen, hatte immer Probleme deswegen. Ich ging schon nicht in den Kindergarten, wollte nicht mit anderen, die ich nicht kenne, zusammen sein. Auch Schule mochte ich nie, hatte (und hab) aber immer gute Freunde, die Mitmenschen mögen mich im Allgemeinen, aber ich kann nicht gut unter Leuten sein und bin seeeehr stressempfindlich. Ich leide (wahrscheinlich) deshalb schon seit Kindheit an immer wieder mal unter den unvorstellbar schlimmsten und bösartigsten Migräneanfällen.
Als Kind hatte ich sehr große Probleme, in den letzten paar Jahren hab ich gelernt, mich mit meiner Persönlichkeit viel auseinanderzusetzen, hab gelernt, mich selbst zu mögen und komme jetzt besser klar.

Aber mein größtes Problem ist jetzt, daß ich meine Arbeit hasse. Ich hab eine Lehre zum Kfz-Mechaniker gemacht, weil ich mich immer für Autos interessierte. Ich habe während der Lehre gemerkt, daß das nichts für mich ist, die komplexe Technik/Elektonik im Auto steigt mir über den Kopf, hab meine Lehre aber trotzdem erfolgreich abgeschlossen. Im Lehrbetrieb wurde ich eigentlich nur als Handlanger und als Werkstatt-Putzfrau gebraucht, der immer als letzter ging, fürs Zusperren nach Feierabend verantwortlich war, niemals dafür Zeitausgleich oder Geld bekam, sondern ganz im Gegenteil, sogar vom Chef noch zusätzlich mit angeblichen "Minusstunden durch Berufsschule" um sehr viel Freizeit betrogen wurde. Ein weiteres Arbeiten als Kfz-Mechaniker stand für mich nicht zur Debatte, da ich zu wenig konnte und man eh kaum was verdient als solcher. Man schuftet sich ab, läßt sich ständig blöd vom Chef anreden, usw., trägt Verantwortung für die Menschen die in ihrem Auto evtl mit 200 km/h über die Straße donnern, nachdem man dran rumgeschraubt hat, und das alles für einen Hungerlohn. Der Chef fährt im sündhaft teuren Audi und im Keller steht sein Porsche als Zweitwagen, und selbst fährt man 15 Jahre alte Schinken, bis sie auseinanderrosten und schweißt sie dann wieder zusammen, weil man sich nix besseres leisten kann....

Danach war ich Lagerist in einem anderen Autohaus, der Chef war ebenfalls ein ziemliches Arschloch. Ich verdiente schlecht, hatte Streß ohne Ende, und das jeden Tag ab der 1. Minute, hätte täglich gleich 5 Minuten nach Arbeitsbeginn am liebsten wieder alles hingeschmissen. Ich hatte keine Freude an nichts mehr, freute mich fast nur noch auf meine Wasserpfeife, die mich zu Hause empfangen hat. Hab zu dieser Zeit (zu) viel gekifft, hatte einen derartigen Hass auf diesen Stress in der Arbeit, ich war ein nervliches Wrack. Wenn ich bei meinen Eltern war und nach Hause fuhr, dachte ich auf einer langen Geraden der Strecke oft daran, wie es wohl wär, einfach Vollgas zu geben, den Gurt abzunehmen und mit 180 km/h einen Baum anzuvisieren, daran zu zerschellen, zu sterben und endlich Ruhe zu haben von dieser ganzen Scheiße. Damals war es hauptsächlich der Gedanke daran, meinen geliebten Wohnungskater nicht alleine lassen zu wollen, der mich daran hinderte, es zu tun.

Dann war ich Zivi im Behinderten-, Alten- und Krankenfahrdienst. Meine nervliche Situation besserte sich, ich machte diese Arbeit gern, obwohl der Chef und der Disponent ohne Ende nervten und ich kaum Geld hatte zu dieser Zeit.

Danach kam ich nach 3monatiger Arbeitslosigkeit dahin, wo ich jetzt schon das 4. Jahr bin, in ein großes Werk als Lagerarbeiter, Staplerfahrer,... Hier verdiene ich halbwegs, aber wirklich nur halbwegs..., komme zwar gut über die Runden, aber große Sprünge liegen in weiter Ferne. Seit mein Vorarbeiter gegangen ist, wurde mir dessen Betriebstelefon aufgedrückt, an dem mich ständig wer belästigt, ich muß allgemein viel mehr machen, auch Papierkrieg mit Lieferscheinen bei der LKW-Beladung,.... so Sachen, die vorher nicht meine Aufgaben waren. Auf eine Lohnerhöhung für seine Mehr-Arbeit/Fähigkeit kann man in dieser Drecksfirma als ein kleiner Arbeiterwicht und Fußabtreter, wie ich es bin, lange warten, da kassiert man höchstens einen blöden Kommentar, oder überhaupt keine Reaktion. Davon abgesehen ist es eine Scheissarbeit, ich mag sie nicht, werde immer wieder blöd angeredet und verantwortlich gemacht, wenn bei einem Auftrag was nicht gestimmt hat, derweil passieren die Fehler meist eh nur, wenn durch kurzfristige Aufträge, die alle eilig fertig sein müssen, gleichzeitig hängt einem ein LKW-Fahrer im Nacken, der etwas laden muß und nicht lange warten will, wenns blöd kommt noch ein zweiter, oder ein LKW, der entlader werden muß, der Papierkrieg mit den Lieferscheinen soll erledigt werden, und am besten soll alles sofort oder schon gestern geschehen sein. Also da bin ich dann immer der totale Arsch, weiß nicht mehr wo mir der Kopf steht, und passiert dann irgendwo ein Missgeschick, und ein Kunde reklamiert, bin ich halt dann wieder der Depp, kann mich vom Abteilungschef zusammenscheissen lassen und bevor ich was dazu sagen kann, hat er sich umgedreht und ist auch schon wieder weg.
Ich habe das alles so satt, mir graut es jeden morgen, schon bevor ich zur Arbeit gefahren bin, frage ich mich schon, warum kann es nicht schon Feierabend sein? Den ganzen Tag ärgere ich mich mit irgendso einem Scheissdreck herum, der mich nicht interessiert, komme um 16.30 Uhr hundemüde heim, mache Brotzeit, schlafe dann wider Willen vorm Fernseher ein, brauche später ewig um wieder Kraft zu sammeln und dann, wenn ich mich fit und gut fühle, Lust und Kraft hätte, was zu unternehmen, ist es bereits so spät, daß ich ins Bett gehen muß, um am nächsten morgen wieder total lustlos und kaputt aufzustehen, und die Scheisse beginnt von vorn.

Ich habe es satt, ich mag nicht mehr, schon lange nicht mehr, aber weiß halt nicht, was ich sonst tun sollte... Es gibt keine Arbeit/Beruf, was mich interessiert. Manchmal denke ich, daß es auch heute nur meine (jetzt) 2 Wohnungstiger sind, die mich davon abhalten, alles hinzuschmeissen, und was weiß ich, abzuhauen, zu tun was Freude macht -"I wanna rock and roll all nite and party every day!"- einen sozialen Absturz zu riskieren und wenns nicht mehr geht, mich von dieser Welt zu verabschieden... Aber wahrscheinlich wäre ich dafür eh zu feige.

Trost finde ich eigentlich nur bei ein paar guten Freunden, die meine Probleme nachvollziehen können, durch meine Katzen und durch Hören meiner geliebten Heavy/Rockmusik.

Die "normalen" Menschen um mich rum, verstehen meine Probleme nicht, auch meine Eltern verstehen es absolut nicht, wenn ich ihnen sowas alles erzählen würde, kämen nur wieder jede Menge Vorwürfe, die sagen, daß ich selbst schuld bin, oder daß man sich halt damit abfinden muß,...bla bla bla....

Mich damit abfinden? Mein Leben lang so dahinvegitieren? Nein!

Was meint Ihr zu meinem Problem? Was würdet Ihr mir raten?

Danke und schöne Grüße

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Flo!

Es reicht selten, aufzulisten, was alles schief läuft, was nicht gefällt, was nervt und ankotzt. Du wirst, um eine Veränderung zu bekommen, einen Schritt weitergehen müssen und Dich damit auseinandersetzen, wie es sein soll. Das ist wichtiger und wird Dich auch viel eher zum Ziel bringen. Was möchtest Du? Wie soll Dein Leben sein? Was erwartest Du vom Leben? Und dann Schritt drei: wie kann ich es bekommen?

Setz Dich einfach mal hin und mache Dir eine Liste mit den Dingen, die Du verändert haben möchtest. Was stört? Wie soll es sein? Wie kann ich es erreichen? Schwarz auf weiß gewinnen die Dinge oft mehr Gewicht und auch Glaubwürdigkeit. Und Du bist innerlich gezwungen, die Gedanken auch zu Ende zu denken, um es dann aufzuschreiben und bleibst nicht wieder bei dem hängen, was Du als mies empfindest.

Es ist Dein Leben - und es ist Deine Aufgabe, es zu gestalten, dass Du Dich wohl fühlst. Es wird sich dann etwas verändern, wenn Du etwas veränderst.

Alles Gute!
Dana