Meine Eltern halten mich für einen Satanisten
Hio liebes kummerkastn team,
ich bin ziemlich verzwifelt gerade weil meine eltern mich als satanist abgestempelt haben und auch meine umwelt so behandelt es vergeht kein tag an dem ich nich deswegen gemobbt werd. es setzt mich seelisch und moralisch schachmatt! woran liegt das das man nicht von der gesellschaft akzeptiert/tolleriert wird nur weil man "anderst" dazu kommt noch das meine eltern mich rausgeworfen haben ich entlassen wurd weil ich meinen arbeitgeber angeschnautzt hab weil er sich lustig über mich gemacht hat. ich hab schon oft genug versucht den menschen zu erklären das ich ein goth bin aber irgentwie hört mir keiner zu und dann bekomm ich sowas wie ... geh heulen oder verpiss dich du gehörst nicht zu uns! ist sowas fair? dazu kommt noch das der richter beschlossen hat keine ahung warum das ich zu keinem meiner familie kontakt aufnehmen soll sonst drohen mir 2 jahre haft da ich eine gefahr für meine familie bin weil ich schon mal ausgerastet bin deswegen! gemobbt von seinem eigenen fleisch und blut das ist nicht schön :( ich hoffe ihr könnt mir helfen
Anwort von Dana
Grüße Dich, Finn!
Was macht Dich so wütend? So wütend, dass Du ausrastet und so sehr die Kontrolle verlierst, dass Dein Chef Dich kündigt und Deine Eltern eine richterliche Verfügung erwirken, dass Du keinen Kontakt aufnehmen darfst? Ich denke mal, dass es so war - irgendwie muss der Richter ja zu der Meinung gekommen sein, Du gefährdest Deine Familie; aus den Fingern hat er es sich sicher nicht gesaugt - er wird Aussagen, Fakten gehabt haben.
Aber zurück: Was macht Dich so wütend? Ist es wirklich die Tatsache, dass die Menschen um Dich rum Dein Outfit falsch interpretieren? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es das allein ist. Ich raste nicht komplett aus, wenn mich jemand aufgrund meiner Haarfarbe abstempelt. Und ich raste auch nicht aus, wenn ich höre: Na, fährst Du wieder zum albernen Kostümfest? ( ich fahre auf Mittelalterfestivals und das eben in Gewandung). Vorurteile sind lästig, und Vorurteile sind nicht schön und falsch - aber sie sind kein Grund wirklich auszurasten. Denn damit gibst Du den anderen nur Feuer für ihre Kanonen. Oder wurde es je besser, wenn Du dann laut geworfen bist, um Dich geschlagen hast, ausfallend wurdest, Gewalt angewendet hast (das ist das, was ich unter ausrasten verstehe)?
Du hast Dich entschieden, so auszusehen, das ist Dein Ding, Du möchtest anders sein. Das ist Dein gutes Recht und absolut in Ordnung - aber: Wer anders sein will, darf sich nicht wundern, wenn die Gesellschaft auch anders reagiert. Das nehmen wir alle in Kauf, wenn wir uns von der breiten Masse abheben. Wenn Du das nicht ertragen kannst, dann hinterfrage Dich selbst einmal, ob die Entscheidung, Goth zu sein, wirklich die richtige für Dich war. Harte Worte, ich weiß. Aber es gehört dazu.
Wo lebst Du eigentlich im Moment? Gibt es Ansprechpartner? Gibt es jemanden, dem Du von Deinen Sorgen erzählen kannst? Betreuer? Erzieher? Das Jugendamt? Scheue nicht zurück und bitte sie einfach um ein Gespräch, damit Du Dir mal alles von der Seele reden kannst - ich denke immer noch, da steckt mehr dahinter...
Ich hoffe, es kommt jetzt nicht so an, als wolle ich auf Dir rumhacken: Es gibt Situationen, an denen sind andere Schuld. Und es gibt Situationen, die habe ich mit beeinflusst. Ich sehe nicht unbedingt den 'blöde Chef, der Dich gefeuert hat' - ich sehe jemanden, der in einem nicht gerechtfertigten Ton, unhöflich mit seinem Chef spricht. Die Konsequenz dafür ist die Kündigung - hart, aber wahr. Zum Erwachsenwerden und -sein gehört auch immer, die Konsequenzen für das eigene Tun zu tragen.
Vielleicht schaffst Du es mal ein wenig, Dich selbst und Dein Verhalten zu durchleuchten und Dich selbst zu fragen, ob Du selbst Dich so verhältst, wie Du es Dir von anderen wünschst. Bist Du immer so fair? Würdest Du Dich selbst als besten Kumpel haben wollen? Könntest Du selbst als jemand anderes mit Deinen Ausrastern umgehen? Ich sage das nicht, weil ich die alleinige Schuld bei Dir sehe - ich sage das, weil wir alle immer nur uns selbst verändern können; eine Auge auf uns selbst haben sollten. Und meist ist es so, dass wenn wir uns selbst verändern, sich auch die Menschen um uns herum mitverändern.
Alles Gute!
Dana