Problem von Xaver - 31 Jahre

Verliebt in eine Kollegin, aber wir leben beide in einer festen Beziehung

Lieber Kummerkasten,

ich schreibe heute weil ich seit längerem ein Problem habe, dass ich aus gutem Grund bisher leider nur mit einer guten Freundin besprechen konnte und ansonsten es mir nicht möglich war eine weitere Meinung einzuholen:
Ich habe seit knapp 9 Jahren eine feste Lebenspartnerin. Ich arbeite seit fast 6 Jahren im gleichen Unternehmen und kenne seitdem eine sehr nette Arbeitskollegin. Diese Kollegin ist mir bis letzten Herbst nie ernsthaft aufgefallen. Wir haben uns immer gut verstanden und häufig auch mal ?freundschaftlich? geflirtet, aber der Kontakt mit ihr hat nie meine eigene Beziehung belastet, oder irgendwelche Folgen gehabt. Es wurde immer herzhaft gelacht und das war es dann auch.
Ende letzten Sommer bzw. Anfang Herbst hat das Flirten allerdings eine andere Qualität bekommen und ich habe ca. Anfang diesen Jahres gemerkt, dass sie erstens offenbar mindestens in mich ?verknallt? ist und auch ich sehr viel für sie empfinde. Das Problem ist dabei, dass auch sie seit ca. 6 Jahren in einer festen Beziehung lebt. Es ist seit Anfang des Jahres kein Tag vergangen, an dem ich nicht an sie gedacht habe. Auch als ich mit meiner Partnerin 2 Wochen im Urlaub war, bin ich gedanklich nicht von der Kollegin losgekommen. Wir haben uns dann Mitte diesen Jahres zum ersten Mal zum Essen verabredet. Es war sehr nett und am späten Abend konnte ich nicht mehr anders und habe ich ihr dann meine Gefühle eingestanden. Sie hat mir damals mitgeteilt, dass sie schon lange genauso empfindet, dass sie aber in einer funktionierenden Beziehung lebt und sie nicht weiß was sie denken und tun soll. Prinzipiell habe ich natürlich das gleiche Problem, aber irgendetwas gibt es an dieser Person, was mich sehr an sie bindet. Außer einer Aussprache ist an diesem Abend nichts weiter passiert. Ein paar Wochen später haben wir uns wieder verabredet und hatten einen sehr romantischen Abend, u.a. mit spontanem Ausflug zu einem See. Es war dort eine Szene mit ihr wie aus einem Kitschroman. Wir haben damals erneut über unsere Gefühle gesprochen und auch über das Problem, dass wir beide ja eine Beziehung haben und daher eigentlich 4 Leute involviert sind. An diesem Abend ist wieder nichts weiter passiert, außer dass ich sie ein bisschen in den Arm genommen habe. Ich muss mir leider eingestehen, dass es ein sehr sehr eindrucksvoller Abend mit Ihr war und ich anschließend neben meiner Partnerin, die natürlich von diesem Treffen nichts wußte, die ganze Nacht nicht einschlafen konnte. Auffällig war, dass sie nach diesen Treffen am Arbeitsplatz immer ein paar Tage auf Distanz gegangen ist. Ich habe sie dann immer angesprochen, um ihr klarzumachen, dass mir viel an einem entspannten und offenen Verhältnis liegt. Sprich, dass sie mir sagen solle, wenn sie mit etwas ein Problem hat. Das hat dann auch weitgehend funktioniert. Aber die Initiative zur Klärung von Spannungen ging leider eigentlich immer von mir aus.
Schließlich waren wir ein paar Wochen später wieder unterwegs, haben uns allerdings dann nicht über unsere problematische Gefühlswelt unterhalten. Prinzipiell war es erneut ein sehr schöner Abend, aber auch danach war das Verhältnis am Arbeitsplatz wieder kurzzeitig unter Spannung, bis ich sie schließlich wieder angesprochen habe, um das Miteinander zu normalisieren. Eigentlich hatte ich nach diesem Treffen angenommen, dass jetzt nichts mehr von ihr ausgehen würde. Aber dann sind wir uns am Arbeitsplatz doch wieder näher gekommen und haben zum vierten Mal ein Treffen vereinbart. Dieses Treffen hat Sie dann aber überraschend kurzfristig abgesagt. Da ich den angegebenen Grund nicht glauben konnte habe ich sie am nächsten Tag am Arbeitsplatz wieder angesprochen. Es wurde dann auch ein Gespräch von immerhin knapp 45 Minuten! Ich habe sie gebeten mir ehrlich zu sagen, wenn sie sich nicht mehr mit mir treffen wolle. Sie erwiderte allerdings, dass das nicht stimmen würde. Da wir unsere Gefühle füreinander jetzt schon seit Monaten mit uns herumtragen habe ich sie weiter gebeten, eine gemeinsame Lösung für das Problem zu finden. Zum Beispiel einfach den privaten Kontakt einzustellen oder aber aufrichtig und ehrlich sich weiter zu treffen, um zu prüfen, ob man hier einem Menschen begegnet ist, mit dem man alt werden möchte. Natürlich mit allen damit verbundenen Risiken, sprich dass man nicht nur im Kopf fremdgeht. Leider hat sie nur erwidert, dass sie keine Lösung hat. Sie habe Angst, da sie ?schon 30 Jahre alt sei?, eine eigentlich ?funktionierende? Beziehung aufzugeben. Auch wenn ihr offenbar in dieser Beziehung etwas fehle. Ich habe Sie anschließend gefragt, warum sie dann eigentlich nicht heirate, was sie aber unbeantwortet ließ. Ich habe Sie weiter gefragt, was wäre, wenn ihr Lebenspartner ihr morgen einen Heiratsantrag machen würde. Ob sie dann ein Problem mit der Situation hätte? Dies hat sie im Gespräch bejaht. Leider haben wir aber keinen Konsens gefunden. Ich habe ihr noch gesagt, dass ich von meinen Gefühlen ausgehend mich weiterhin sehr gerne mit ihr treffen würde, da ich glaube, dass ich sie nicht einfach so ziehen lassen darf.
Ich mache mir natürlich auch Sorgen, dass sie vielleicht ein ?Doppelleben? führt: Den Partner zu Hause und am Arbeitsplatz jemanden, der ihr sehr sympathisch ist und der auf geistiger Ebene eine sehr gute Ergänzung in ihrem Leben ist. Bei einem unserer Treffen hat sie mir auch mitgeteilt, dass wenn mehr laufen würde sie sofort ausziehen müsste, da sie dies nicht verkraften würde. Ich bin mir sicher, dass ich danach auch riesige Probleme mit meiner Lebenspartnerin hätte. Sicher wären dann Konsequenzen fällig. Prinzipiell war auch die Zeit in meiner Beziehung nach den Treffen sehr schwierig. Man behandelt seinen Partner dann schon mal öfters unfair.
Leider ist auch die Kommunikation schwierig, da ich sie immer bei der Arbeit ansprechen muss und ansonsten nur per SMS kommuniziert wird. Außerdem geht es mir das Problem allmählich in allen Lebensbereichen an die Substanz. Ich kann natürlich auch nicht verstehen, dass sie nicht an einer Lösung interessiert ist. Es ist mir über die Monate leider klar geworden, dass ich in diese Frau ernsthaft verliebt bin und es gut möglich ist, dass es irgendwann einen riesigen Knall gibt, wie auch immer. Ich gehe im Kopf dieses Risiko eigentlich schon länger ein. Es geht mir allerdings inzwischen teilweise so schlecht, dass ich mir schon häufiger gewünscht habe in einem anderem Unternehmen zu arbeiten, um sie nicht mehr zu sehen und ihr leichter aus dem Weg gehen zu können.
Was ich mir mit dieser Frau vorstellen könnte? Wirklich alles! Ich glaube nur nicht alle Register ziehen zu können, da wir den gleichen Arbeitgeber haben und ich schon etwas aufpassen muss. Natürlich fühle ich mich auch sexuell wirklich sehr zu ihr hingezogen und das, obwohl sie auf den ersten Blick nicht mein Typ war.
Ich muss unbedingt eine Lösung finden, um an diesem Problem nicht regelrecht zugrunde zu gehen. Ich habe mir daher überlegt wirklich von mir aus nicht mehr aktiv zu werden, also keine SMS mehr zu schicken und auch nicht von mir aus nach einem weiteren Treffen zu fragen. Natürlich mache ich mir dann auch wieder Sorgen, ob ich hier jemand ziehen lasse, dem man vielleicht nur einmal im Leben begegnet. Umgekehrt muss es einen Weg geben, ihre Gefühle und Risikobereitschaft zu testen, also ob sie sich, wenn von mir nichts mehr ausgeht, irgendwann von alleine meldet oder auch nicht. Dies würde mir zumindest eine Richtung vorgeben. Da sie nicht mit mir gemeinsam aktiv eine Entscheidung bzw. Lösung suchen möchte, sehe ich darin momentan den einzigen Ausweg.
Was haben Sie für einen Eindruck?

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ähnliche Beiträge haben wir immer wieder - und jedes Mal frage ich mich, warum es als erstes so wichtig ist zu klären, ob man mit dem / der anderen glücklich sein kann. Ist nicht viel wichtiger zu schauen, wie es mit der bestehenden Beziehung aussieht? Es kann nicht sein, dass Du Deine Freundin noch liebst, mit ihr zusammensein möchtest, wenn die andere auch bei ihrem Partner bleiben will - trennt sich die Kollegin, dann liebst Du Deine Freundin auch nicht mehr? Irgendwie hinkt das, oder?

Ich denke, man sollte immer erst mal im bestehenden aufräumen. Hat Deine Freundin nicht verdient, dass Du ehrlich bist? Oder hat sie es verdient, dass Du sie im Kopf über Monate hinweg betrügst und das Bestehen eurer Beziehung davon abhängig machst, wie risikobereit jemand anderes ist? Mir gefällt das so gar nicht.

Und genau das würde ich auch mit der Kollegin besprechen - bevor ihr zwischen euch Dinge klärt, müssen die Dinge in den Partnerschaften geklärt sein. Sie muss sich nicht für oder gegen Dich entscheiden - sondern für oder gegen ihren Freund. Genauso bei Dir.

Alles Gute!
Dana