Problem von Anonym - 18 Jahre

Ich leide unter meinem ständigen Nachdenken

Hallo,
Ich habe zur Zeit ein ziemliches Problem...

Ich denke viel zu viel über alles nach! Das hört sich vermutlich erstmal nicht schlimm an, aber es wird immer schlimmer. Inzwischen ist es so schlimm geworden, dass mein restliches Leben darunter leidet und ich sogar Nachts kaum noch ein Auge zu bekomme...

Ich weiß auch jetzt nicht, womit ich anfangen soll, da mir tausende Gedanken durch den Kopf schießen, die mir alle gleichermaßen wichtig vorkommen... Ich habe, wie so oft in letzter Zeit, das Gefühl, dass mein Kopf zerplatzt- das mir alles über den Kopf wächst...

Ich versuche mich jetzt aber kurz zu fassen:

Also, ich bin eigentlich ein ganz normales Mädchen- 18 Jahre alt, glücklich vergeben und bis auf die üblichen kleinen Probleme, die man in dem Alter halt so hat, eigentlich auch ganz zufrieden mit der derzeitigen Gesamtsituation...

Jetzt zu meinem Problem. Am besten ich erkläre es an einem Beispiel...
Ich mache mir total Gedanken über alles Mögliche. Ich habe keine sonderlichen Probleme, aber ich denke so lange und intensiv über alles nach, bis ich total niedergeschlagen bin und alles um mich herum vergesse...

Das ist richtig schlimm. Ich wirbel die Gedanken in meinem Kopf so oft hin und her- ich mache aus ner Mücke nen Elefanten und steiger mich in alles hinein.

Aber das letzte Woche ging echt zu weit:

Ich war gerade auf Klassenfahrt und es war ein super Tag...Wir Mädels saßen auf unserem Zimmer und redeten über dies und das und hatten voll Spaß...bis wir auf einmal auf das Thema beste Freunde kamen...und da nahm das Übel seinen Lauf:

Ich hatte gerade etwas Zoff mit meinem besten Freund und fing an an ihn zu denken. Ich konnte mich gar nicht mehr auf das konzentrieren, was die anderen redeten, geschweige denn noch mitlachen.
Für mich war der Tag gelaufen... Ich schottete mich von der Gruppe ab und begann zu schreiben.

Seit 2 Jahren schreibe ich meine Probleme und Gedanken in eine Art Tagebuch um alles besser verarbeiten zu können...(ich habe es als eine Alternative für mich entdeckt,denn früher habe ich mich kurzzeitig geritzt. Das hab ich zum Glück echt schnell wieder unter Kontrolle gebracht und nun verarbeite ich durchs schreiben...noch)

Ich habe jedenfalls angefangen zu schreiben. Ich schrieb und schrieb und schrieb... Auch als die Anderen zum Strand gingen, war mir das egal...ich schrieb weiter.
Vier Stunden und 70 DIN A5 Seiten!!!

Danach kam ich mir total Geistesgestört vor, weil ich mich so in etwas eingesteigert hatte. Das machte mich dann aber noch nachdenklicher. Was für ein ätzender Teufelskreis...
70 Seiten, wegen so nem Mist. Klar, es ging um meinen besten Freund, aber wir hatten wirklich nur einen kleinen! Zoff...
Und das aller schlimmste ist: Ich hab mich dann total besoffen, nur um nicht mehr denken zu können (hat aber nicht geklappt). Ich war bisher noch nie im leben betrunken. Eigentlich hab ich sogar immer nen großen Bogen um Alkohol gemacht, höchstens mal ein Bier oder so.
Ich hab Angst, dass das zur Gewohnheit werden könnte, weil ich nicht mehr so viel denken will. Außerdem merke ich, dass ich zunehmend depressiver werde. Ich denke immer häufiger ans ritzen zurück und es wird zunehmend schwerer für mich, es nicht zu tun. Dabei ist doch alles ok bei mir. Ich hab doch gar keinen Grund für solche Gefühle.
Ich habe langsam echt Angst....Angst vor mir selber. Ich fange sogar an, mich immer mehr zu verändern, also charakterlich... Ich kann es nicht beschreiben, aber ich erkenne mich manchmal selbst nicht wieder...
Es ist zum verrückt werden!!!

Ich finde es furchtbar, dass ich immer so viel nachdenke, aber ich kann nicht anders...

Selbst wenn ich keine Probleme habe, mach ich mir welche. Zumindest hab ich das Gefühl...

Ich denk zum Beispiel auch sehr oft an die Vergangenheit zurück. An die weniger schönen Zeiten in meinem Leben...

Es brauch nur irgendein Stichwort fallen, dass ich mit dieser Zeit in Verbindung bringe und schon versinke ich in "Depressionen"... anders kann ich es nicht beschreiben.


Auch jetzt fühl ich mich total verrückt. Ich wollte mich kurz fassen, aber ich kann es nicht.
Ich könnte noch viel mehr schreiben...
Bin ich denn total Geistesgestört? Das kann doch nicht normal sein, oder?

Wäre nett wenn ihr antworten würdet...

MfG
Anonym

Anwort von Kerstin

Hallo
Du bist nicht geistesgestört!!
Aber ich denke du bist sehr depressiv. Das hast du ja schon selbst gemerkt.
Depressionen äußern sich in dem Umfang wie du es von dir beschreibst. Vor allem dass du so viel grübelst. Gut finde ich, dass du dir das mit dem Tagebuch angeeignet hast. Das hat den Druck scheinbar etwas von dir genommen - trotzdem solltest du unbedingt zu deinem Hausarzt gehen und deinen Verdacht mit der Depression erklären. Der kann dich dann zu einem Facharzt überweisen und du kannst dann die Hilfe bekommen, die du brauchst. Unter Anleitung eines Arztes kann man diese Erkrankung nämlich gut behandeln und das hat mit Geistesgestörtheit nichts zu tun.
Das ist bei uns mittlerweile eine Volkskrankheit und sehr häufig.
Alles Liebe für dich