Problem von Anonym - 17 Jahre

Will ihn endlich aufgeben (5)

Hallo liebe Dana,

ich glaub es ist vier Monate her, dass ich das letzte mal geschrieben habe. Ich hoff du erinnerst dich noch an mich. =) Wie sieht's bei dir so aus? Ich hoffe dir geht es gut!! (Trotz des miesen Wetters im Moment *g*) Ich wollte mich noch einmal melden und erzählen.

Aaalso: Erst einmal habe ich in den letzten Wochen und Monaten viel Zeit zum Nachdenken und Verarbeiten gehabt. Ich bin stolz zu sagen, dass ich seit langer Zeit keine Tränen mehr für ihn vergossen habe. Ich habe viel akzeptiert und denke, dass ich über den Liebeskummer hinweg bin. Diese "Aussprache" (die ja eigentlich keine war) vor vier Monaten, nach der es mir so schlecht ging, hat mir im Nachhinein doch ein wenig geholfen. Allein vor ihm zu stehen, zu reden und zu sehen wie er reagiert, hat genützt um ein Stück weiter damit zurechtzukommen.

Was ich nicht kann, ist nun auch das Denkmuster zu ändern. Es macht mich nicht mehr unendlich traurig, aber gedanklich hänge ich doch noch fest. Ich kenne seinen halben Stundenplan auswendig, ohne (!) das gewollt zu haben. Ganz automatisch schaue ich immer wo er gerade ist, mit wem und was er macht. (In der Schule halt.) Dabei tue ich bewusst gar nichts dafür. Andere interessieren mich eigentlich gar nicht groß und wenn dann kann ich nicht aufhören sie mit ihm zu vergleichen. Irgendwie scheint er bei mir gedanklich immer noch ganz oben zu stehen. Ich weis nach wie vor nicht, ob ich überhaupt jemand neues kennen lernen möchte. Vielleicht mach ich es mir zu einfach.

Wir haben mehr Unterricht zusammen als letztes Schuljahr. Um genau zu sein, acht Stunden die Woche. Wir sitzen natürlich nicht zusammen, aber so, dass wir uns gut sehen können. Jaaah, das gute alte Thema Blickkontakt... Man redet sich dazu gern viel ein, leider. Ich versuchs mal realistisch: Wir haben Blickkontakt und wie ich finde auch nicht wenig. Manchmal suche ich den, manchmal treffen sich unsere Blicke zufällig. Wenn ich zu ihm schaue erwidert er das. Manchmal sogar recht lang. Ab und zu lästern wir stillschweigend mit Blicken über ein paar Mitschüler. So nach dem Motto: "Oh die schon wieder, die hat auch sonst nichts zu tun als sich zuhause in Arbeit zu vergraben." Wir sagen uns jeden Tag Hallo und Tschüss. Wir lächeln uns jedes mal an wenn wir uns sehen. Er sieht mich, auch wenn ich nur schnell vorbei gehe und er in einem Pulk von Leuten steht. Manchmal grüßen wir uns auch so unmerklich mit Blickkontakt dass es nicht einmal jemand anderem auffallen würde. Wenn ich vor ihm aus dem Raum gehe, drehe ich mich um um seinen Blick zu suchen und er schaut zu mir. Anders herum ist das genauso. Manchmal denke ich wir verstehen uns auch ?stumm?... Aber wir haben nicht viel geredet, uns nicht unterhalten. Und es stört mich auch nicht sonderlich. Aber der Gedanke, wenn es langsam angeht könnte es doch irgendwann wieder was werden, verschwindet nicht. Achja..., ihn von weitem nett und süß zu finden, ist ja auch viel leichter als Kontakt zu suchen. Aber es ist nicht mehr an mir auf ihn zuzugehen.

Dann habe ich im letzten Jahr einen ?besten Freund? gefunden, der sich aber leider in mich verlieben musste. Ich hab ihn gern und kann mich auf ihn verlassen. Er weis dass ich nicht verliebt bin und keine Beziehung mit ihm möchte. Wir reden sehr offen darüber. Aber er klammert ziemlich an mir, wir haben sehr viel Zeit miteinander verbracht, er ist ein schwieriger Mensch und manchmal ist es so kompliziert dass es mir auf die Nerven geht. Im Moment bin ich ziemlich auf Abstand gegangen, weil mich diese viele Nähe einengt. Ich frage mich langsam, ob ich für ihn da bin, weil ich ihn gern hab oder ob es nur noch Pflichtgefühl ist. Der komplette Jahrgang (mit Ausnahme unserer besten Freunde) denkt dass wir zusammen sind, die Lehrer denken das und selbst seine Eltern glauben es. Am Anfang war es mir egal. Inzwischen kann ich es nicht mehr haben. Ihn stört es natürlich nicht. Wir waren fast in etwas beziehungsähnliches hineingerutscht. Es sieht nicht nur so aus, es hat sich auch bald so angefühlt. Ich habe auch viel zugelassen was ich jetzt bereue. Wir haben gekuschelt, was ich im Nachhinein absolut inkonsequent von mir finde. Ich versteh nicht mehr warum ich das zugelassen habe und ich hab das auch beendet. Ich habe ihm noch mal (hab ich aber von Anfang an schon) gesagt, dass ich das alles nicht möchte. Er war am Boden zerstört und dachte ich hätte ihn nun gar nicht mehr lieb. Er hat totale Verlustangst, kaum Selbstbewusstsein und kommt irgendwie allein mit sich selbst nicht zurecht, sondern braucht wen auf den er sich stützen kann. Er sagt ständig ich dürfe ihn nicht allein lassen. Irgendwie ist er für 18 Jahre auch reichlich unselbstständig. Ich versuche ständig Rücksicht zu nehmen um ihm nicht weh zu tun. Mir geht es aber selbst nicht so gut dabei und ich fühle mich unter Druck gesetzt. Er weis das, will etwas ändern, kann es aber nicht.
Wenn ich mit ihm an F. vorbeilaufe, frage ich mich jedes mal, ob F. auch glaubt wir wären zusammen...

Alles in allem geht es mir aber wieder gut und das ist ja erst mal das Wichtigste. =) Ich mach mir immer noch Gedanken darum, aber sich sinnlos über etwas den Kopf zu zerbrechen, das liegt bei uns in der Familie *g*! Aber es gibt auch viel Positives. Hab zum Beispiel meinen Freundeskreis um drei sehr nette Leute erweitert und außerdem hab ich jetzt Fahrstunden!! Autofahren macht toooootal Spaß!! Das ist echt das Beste an meiner Woche

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich mal wieder!

Schön, von Dir zu hören ;-) Wir haben jetzt schon so viele Mails gewechselt, da kann ich mich auch noch erinnern. Ich musste nicht mal kurz die alte Mail noch mal überfliegen, um auf dem Laufenden zu sein.

Eine Liebe loslassen, ist ein Prozess. Den großen Kummer konntest Du schon hinter Dir lassen - und es wird auch weniger werden, dass er in Deinem Kopf Nr. 1 ist. Mehr und mehr nimmst du wirklich an, dass es nicht sein soll, richtest Dich damit ein und das Augenmerk immer mehr auf anderes. Du denkst noch viel an ihn, kennst seinen Stundenplan - aber das treibt Dir keine Tränen mehr in die Augen. Ein Stück weit hat er an Wichtigkeit verloren. Und das ist gut so. Ich halte es nicht für den besten Weg, sich einfach einen anderen zu suchen (hast Du ja auch nicht vor). Erst, wenn das eine vorbei ist, nicht mehr schmerzt, die Gedanken nicht mehr so feststecken, ist man auch wirklich frei für jemand anderen. Außerdem kann man die Liebe eh nicht suchen; sie findet. Verlass Dich darauf, sie wird kommen...

Schau, was Deinen besten Freund angeht, genau auf das, was Du willst und geben kannst. Wenn es Dir zu viel wird, dann verhalte Dich auch so und spreche es aus. Die Freundschaft wird nur mehr leiden, wenn Du Deine eigenen Grenzen nicht respektierst; bzw. er es nicht tut. Denn dann knallt es irgendwann richtig. Er steckt im Liebeskummer - und Du bist nicht die, die ihm dabei helfen kann. Denn das wird ihm immer wieder Hoffnung geben und den Kummer länger werden lassen. Du kannst nicht den Kummer auffangen, den Du selbst verursacht hast.

Du merkst, Dein Leben rückt in die Bahnen; hier ein schönes Erlebnis, da eine Freude, Veränderungen kommen auf Dich zu - genieße es einfach. Schau auf die tollen kleinen Dinge im Alltag.

Alles Gute und Toitoitoi für den Führerschein *überschulterspuck*!
Dana

http://mein-kummerkasten.de/109978/Will-ihn-endlich-aufgeben-4.html