Problem von Judith - 25 Jahre

Was stimmt mit mir nicht?

Hallo,
eigentlich weiß ich gar nicht, warum ich das hier mache. Ich habe zufällig nach Hilfe bei Suizidgefährdung gegoogelt, und bin auf euch gestoßen.

Vielleicht interessiert mich der Gedanke, was ein unparteiischer sagt, jemand, der durch das Leben geprägt wurde und nicht durch die Uni.

Um mein Leben zu beschreiben, wäre wohl ein zweites nötig. Ich versuche kurz zusammenzufassen, warum es im Moment grade sehr schwer ist ich zu sein und der Gedanke irgendwie leichter ausfällt, mit dem atmen aufzuhören.

Von Kindesbeinen an hab ich nur Ablehnung erfahren. Ich bin mit einem jüngeren Bruder aufgewachsen, der alles besser konnte, und den meine Eltern immer schon lieber hatten als mich. Ich bin als Kind sehr oft geschlagen worden und ich wollte als Kind schon sterben.
Als ich älter wurde, änderte sich an dieser Situation nicht viel, ich verkroch mich in mein kleines eigenes Universum, was ich auch heute noch tue. Das Verhältnis zu meinen Eltern ist zwar besser geworden, aber mein Bruder ist nach wie vor der Liebling. Meine Eltern sind eher materiell eingestellt und da ich aufgrund eines Berufes, in dem es einfach keine Stellen gibt lange arbeitslos war und ihnen auf der Tasche lag, war ich immer das schwarze Schaf in der Familie. Herzlichkeit und Liebe sind zwei Begriffe die ich überhaupt nicht kenne. Obwohl ich in der Öffentlichkeit als geselliger lustiger Typ bekannt bin. Ich bin so was wie hochbegabt, künstlerisch sowie musikalisch, aber das sind Werte mit denen meine Eltern nichts anfangen können. Ich hab nur Freunde, die mich alle ausnutzen, weil ich nicht gelernt habe zu widersprechen und mir eine eigne Meinung zu bilden. Der einzige Mensch der lieb zu mir ist, ist mein bester Freund, wo wir auch schon bei dem zweiten Problem wären. Ich liebe ihn, er mich aber nicht. Er hat mich sehr gerne, aber das reicht nicht für mich. Ich habe das Bedürfnis von ihm gerettet zu werden- aber er ist ein Einsiedler, der lieber seine Zeit zuhause verbringt. Er ist der einzige Grund, warum ich weiter mache, aber das versteht er nicht. In unserem Freundeskreis sind wir eh schon als Paar bekannt und ich denke auch unsere Eltern glauben das. Er ist immer sehr lieb, wenn wir alleine sind und dann kuscheln wir auch, aber sobald wir in der Öffentlichkeit sind, ist er sehr abweisend. Ich denke ich bin ich nicht gut bzw. hübsch genug. Ich finde mich selber auch nicht hübsch, aber ich bin auch nicht total hässlich. Die Leute sagen er ist nicht meine Liga und er verarscht mich, aber er hat mir von Anfang an gesagt, dass ich nicht sein Typ bin. Ich weiß ja auch, dass ich es nicht sollte, aber ich zerbreche an dem Gedanken. Ich habe nichts auf der Welt, ich habe eine Familie, die mich nicht versteht bis hasst, ich habe einen Job, den ich hasse (es gibt aber keinen anderen, weil es den beruf nicht mehr gibt) und ich hasse mich. Ich verstehe nicht, dass mich niemand wirklich mag, weil ich eigentlich ein sehr lieber Mensch bin. Ich versuche anderen das zu geben, was ich selbst gerne hätte. Ich bin 25 Jahre alt und habe noch nie der Erfahrung gemacht, dass mich jemand richtig gern hatte. Ich bin noch nie mit jemandem zusammen gewesen oder so. Männer interessieren sich nicht für mich.
Seit letztem Jahr bin ich in psychologischer Behandlung, aber das bringt mir nichts. Die stopfen mich nur mit Tabletten voll (mit Antidepressiva) als ob ich nicht wüsste, das es mir dann nur wegen Tabletten besser geht. Ich hab das Gefühl, das ich den Draht zum leben nicht habe. Mein Leben ist völlig leer. Ich geifere nach den stunden mit meinem besten Freund, um dann wieder in völliger leere aufzugehen, weil ihm das alles überhaupt nichts bedeutet. Ich halte ihm das nicht vor, weil ich kann ihn ja schlecht zwingen, aber ich wünsche es mir trotzdem anders. Er hat auch noch nie eine Freundin gehabt übrigens.
Ich habe überhaupt keine Eigenmotivation zum Leben. Er sagt dann immer Sachen wie: Mal ein Bild?aber für wen sollte ich das tun. Ich weiß, dass ich malen kann und sonst interessiert es ja auch keinen.

Kennt ihr den Film ?Der Club der toten Dichter?? ich hab ihn in meiner Kindheit gesehen und seitdem bin ich besessen von dem Carpe Diem Gedanken: ich ging in die Wälder den ich wollte wohl überlegt leben, intensiv leben wollt ich, das Mark des Lebens in mich aufsaugen..um alles auszurotten, was kein Leben war, damit ich nicht in der Todesstunde innewürde, dass ich gar nicht gelebt hatte.?

Laut meines Psychologen bin ich zu 96% Suizid gefährdet. Wenn ich ihn frage, wieso ich weiter machen soll, wo ich doch so gar keine Leidenschaften in meinem Leben hab, dann kuck er mich nur an und sagt nichts.
Manchmal denke ich mir, wenn ein Leben kein Leben mehr ist, dann ist man doch schon tot oder?

Zusätzlich kommt noch hinzu, das ich sehr schlecht schlafe, ich habe keine Tiefschlafphase und träume also immerzu?meistens Albträume, von Himmel Tod und Hölle und Teufel, Krieg, Pest und so was. Ich bin dann oft müde und irgendwie hibbelig. Dazu kommt dann noch, dass ich immer traurig bin, weil nichts läuft wie ich mir das wünsche?aber alle Dinge, die ich nicht mag liegen nicht in meinen Zuständigkeitsbereich?ich meine, das sind Dinge, die ich nicht verändern kann.
Ich komme nicht zur Ruhe, weil mein Kopf ständig auf Hochtouren läuft. Jemand hat mal zu mir gesagt, ich mache mir zu viele Gedanken. Kann man sich überhaupt zu viele Gedanken machen? Sie sagte, wenn man mich reden hört, dass kommt man sich selbst unbedeutend vor?ich selbst habe das Gefühl, wenn ich nicht mehr denke, dann löse ich mich auf.

Ich bin grade an einem Punkt, wo ich nicht mehr weiter weiß. Alle sagen ich soll mich ändern?ich solle nicht nachdenken und gute Laune haben?aber ich frage mich wozu. Ich habe die Erfahrung gemacht, das alle so schlecht ist und trotzdem noch schlechter kommen kann. Ich weiß, es gibt viele Menschen, die haben unheilbare Krankheiten, aber ich kann ja nur von schlecht reden, indem Sinne wie ich es definiere.
Ich weiß, es ist viel Text, aber ich hoffe, dass sich jemand die Mühe macht ihn zu lesen. Ich würde mich jedenfalls freuen, da mal eine Meinung drüber zu hören.

Vielen Dank
Judith

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Judith!

"Wenn ich ihn frage, wieso ich weiter machen soll, wo ich doch so gar keine Leidenschaften in meinem Leben hab, dann kuck er mich nur an und sagt nichts." An diesem Satz bin ich beim Lesen etwas hängengeblieben. Neulich hat mir jemand etwas sehr ähnliches gesagt. Der Grund, weiterzumachen, bist Du. Die Leidenschaft zu finden ist Deine Aufgabe. Glück kann von außen kommen, aber beginnt immer innen. Kein Therapeut kann Dir den roten Faden für Dein Leben geben - er kann Dir nur helfen, ihn zu sehen und aufzugreifen.

Ist es wirklich so, dass alle Deine Wünsche nicht in Deiner Hand liegen? Nehmen wir z.B. Deine Arbeit, die Du nicht magst. Wie wäre es mit einer zweiten Ausbildung? Einem anderen Job? Das liegt fest in Deiner Hand. Diese Entscheidung kannst Du selbst allein für Dich fällen und durchziehen.

Ich lese hier so oft "Nur er gibt meinem Leben Sinn" - oft macht genau das mir Sorge. Kann der Sinn des eigenen Ich's woanders begründet liegen? Ist ein einzelner Mensch so unwichtig, dass er nur besteht, weil es einen anderen gibt? Ich sage dazu deutlich: Nein. Jeder für sich ist das wichtigste, was es in seinem Leben gibt. Und deshalb ist auch jeder für die Leidenschaft, das Glück, die Gestaltung des Lebens verantwortlich. Und jeder kann es auch schaffen.

Alles Gute!
Dana