Problem von Anonym - 21 Jahre 16.11.07

Weiß nicht mehr weiter

Hallo liebes Kuka-Team,

ich bin zur Zeit an einem Punkt, an dem ich einfach nicht mehr weiter weiß. Seit einiger Zeit läuft einfach immer mehr schief und ich hab das Gefühl, sobald ich ein Problem versucht habe zu beseitigen, folgt das nächste. Ich weiß daher jetzt auch ehrlich gesagt nicht, wie ich jetzt anfangen soll.

In meiner Familie gibts es dauernd Probleme, weil mein Bruder Alkoholiker ist. Er schmeißt ständig seine Sachen, er hat bereits eine Aubildung angefangen, wurde da gekündigt, auch sein Studium durfte er nicht fertig machen usw. Das belastet unsere Familie sehr, da wir alle sehr sensibel sind. Ich habe besonders in den Situationen, bei denen meine Eltern in ihren Tiefphasen sind, das Gefühl, dass ich ihnen helfen muss. Sie sagen dann so Dinge, wie "Ich will ihn nie wieder sehen" und so weiter. Mir tut das sehr weh, und ich habe auch Angst, dass sie das irgendwann verwirklichen. So ist es nach und nach entstanden, dass ich meinen Eltern nichts mehr von meinen Problemen erzählt habe, um sie nicht noch mehr zu belasten. Inzwischen glauben meine Eltern, dass mich das alles gar nicht juckt, was meinen Bruder betrifft, und ich immer die bin, zu der sie gehen können, um sich "auszuheulen". Ich kann das aber langsam nicht mehr. Ich hab das Gefühl am Ende meiner Kräfte zu sein. Deshalb habe ich mir schon öfter vorgenommen, ihnen zu sagen, dass ich nicht so stark bin, wie das allen immer wirkt. Aber zum einen, sobald ich mit ihnen reden möchte bin ich zu feige, weil ich mir denk, dass sie ja dann noch mehr Frust haben. Und zum anderen, ist es so, dass wenn wir streiten, hab ich das schon öfters mal ansatzweise zugegeben. Und dann sagen sie halt immer, ja da bin ich ja selbst schuld, wenn ich mich als immer so stark ausgeb, wenn ichs gar nicht bin. Eigentlich haben sie damit ja auch Recht. Ich weiß auch nicht warum ich das mach.
Und nun ist das immer mehr so geworden, dass ich auch anderen immer alles mögliche vorspiele. Ein sehr guter Freund von mir fragt mich öfter nach meinem Befinden. Ich weiß, dass ich ihm das eigentlich sagen könnte, und dass er mich auch nicht auslachen oder so würde. Wenn er anruft, oder ich ihn anruf, nimm ich mir vorher immer vor, heute sag ichs ihm, und wenn wir dann reden kann ich doch wieder nicht. Lieg ich aber dann Abends im Bett dann werde ich total traurig.
Ich habe in der letzten Zeit auch immer weniger Lust, raus zu gehen und andere Leute zu sehen. Am liebsten will ich für mich alleine sein. Bin ich dann aber alleine, bin ich auch nicht zufrieden.

Und dann gibts da noch etwas, was mich extrem beschäftigt. .... Ich habe mir früher immer einen Freund gewünscht. Ich wollte unbedingt jemanden haben, der mich liebt, den ich liebe und so. Ich habe lange Zeit niemanden gefunden, bis ich vor einigen Jahren dann jemanden kennen gelernt habe. Ich habe ihn sehr gern gemocht, wir sind nach kurzer Zeit dann zusammen gekommen. Ab diesem moment, mochte ich ihn immer weniger. Ich dachte damals, wahrscheinlich habe ich ihn einfach doch nicht wirklich geliebt.
Vor ein paar Wochen habe ich auf einer Party wieder jemanden kennengelernt. Ich war mir sicher ich liebe ihn, bis es zum ersten Kuss kam. Ab da kamen wieder diese Zweifel. Wir waren dann kurz zusammen, bis ich dann auch wieder Schluss gemacht habe, weil ich ihn nicht mehr mochte.
Ich versteh mich da selbst nicht. Ich lerne jemanden kennen, bin mir sicher dass ich ihn mag und sobald wir uns körperlich näher kommen, verschwinden alle meine Gefühle.
Inzwischen ist es so, dass ich eigentlich gar keinen Freund mehr will. Allerdings gibt es dann wieder momente, wenn ich seh, dass alle meine Freunde schon Partner haben, an denen ich mir doch einen Freund wünsche. Diese Momente sind allerdings sehr selten geworden. Ich weiß langsam wirklich nicht mehr, ob ich wirklich keinen Freund will oder ob es einfach meine Angst davor ist, die mich daran hindert. Ich habe bisher immer nach spätens 2 wochen wieder schluss gemacht.

Ich weiß, dass das total blöd klingt. Und ich weiß auch, dass ich damit den beiden sehr wehgetan habe, weil ich ihnen erst hoffnungen mach und dann einen rückzieher mach. Aber es ist nach 1 Woche jedes mal so gewesen, dass ich mich zunehmend direkt vor ihnen geekelt habe. Mir ist das auch sehr peinlich, deshalb hab ich auch bisher niemandem davon erzählt.

Nun ist aber langsam bei mir ein Punkt erreicht, wo ich weiß, dass es so nicht mehr weitergeht. Ich glaube manchmal ich habe gar keine Gefühle mehr, ich mache einfach alles, was andere von mir erwarten. Es gibt nur selten momente, an denen ich noch wirkliche Gefühle spüre. Das ist dann meistens abends im Bett. Ich würde am liebsten heulen, aber auch das geht nicht. Oft wünsche ich mir einfach nicht mehr aufzuwachen. Vor allem, weil ich mir immer denk, es gibt andere Leute, die haben wirklich große Probleme. Nicht so wie ich. Und die kommen damit gut zurecht. Und ich,... ich hab ja eigentlich kein schlechtes leben, aber trotzdem bin ich nie wirklich glücklich.

Es tut mir auch Leid, dass ich jetzt eure Zeit beanspruche, aber hier kann ich halt nicht im entscheidenden moment einen rückzieher machen, sondern kann einfach so lange warten bis ich mich trau das abzuschicken.

Vielen Dank im Voraus für eure Antwort

Liebe Grüße