Problem von Anonym - 20 Jahre

Die Suche

man no man soll ich das jetzt wirklich machen?
ach keine ahnung mensch...
also erstmal....
ich weiß nicht ob das jemand von euch verstehen kann, aber ich probiers mal. irgendwie läuft grad alles in meinem Leben.
Ich hab eine gesunde Tochter bekommen, ein eigenes Zuhause, hab eine tolle Ausbildung und ein Auto von meinem neuen Comp. ganz abgesehen...trotzdem...es ist so als wünschte ich mir nichts mehr als endlich mal weg zu sein. Weg zu fahren, lange... irgendwohin wo es schöner ist und die Menschen auch mehr LEBEN. Ach verdammt.
Als kleines Kind ich denk so mit 9 hats angefangen. Mein Bruder kam immer nachts um an mir herumzufummeln. Er ist oft schnell wieder verschwunden wenn er gemerkt hat das ich wach war. Er kam oft. Eines Nachts, lief er nicht weg. Sogar als ich mich aufrichtete und ihm direkt in die Augen sah. ,,leg dich auf den rücken, ich will dich lecken" das waren die Worte die er ein paar mal wiederholte und ich dann endlich aus meiner trance aufwachte und zu meiner Mutter lief. Endlich erzählte ich ihr alles. Erst war sie wütend auf meinen Bruder, dann aber glaubte sie nicht daran das er es mit absicht machte. Mensch wie gern hätte ich ihn fotografiert und meiner Mutter einen beweis geliefert.
Ab da an stieg mein Hass zu den Menschen. Wie sehr verabscheute ich sie. Und wie sehr hasste ich mich dass ich zu so einer sorte gehörte.

Mit 16 kam ich in die psychiatrie. Ja klar, dass übliche, Selbstmordgefährdet und verdacht auf Borderline.Liebeskummer. Der unglaublichste schmerz den man sich wohl vorstellen kann. Mein Herz zerriß. Wie tot fühlte ich mich. Der schmerz ließ nach einer Zeit wieder nach.Ich versuchte meine liebe zu vergessen. Es tat gut in der Klinik zu sein. So viele Menschen denen es auch nicht gut ging. Ich fühlte mich nicht mehr allein und lernte zusätzlich noch viele interresante leute kennen. Nach ca. einem Jahr kam ich aus den verschiedenen ,,Klapsen,, wieder raus.
kam ins betreute wohnen dank §35a. 3 monate hab ichs ausgehalten, dann rief mich doch meine abenteuerlust. Ich ging auf die strasse zu einigen leuten die ich kannte. Am anfang wars echt toll. Wir lebten vor uns hin. Gingen in die Stadt, kratzten geld zusammen, gingen grillzeug und bier einkaufen und ab an den see. jeder tag war neu für mich. abenteuer... ich lebte ne zeit auf ner wagenburg in einem großen mercedes bus, bis wir eine eigene gründeten.
Hauptsächlich hat mich meine neue liebe angezogen dort zu leben.
Was aber so schön begann, endete im chaos. Ich konnte immer weniger mit ihm reden und er war auch öfters gewalttätig zu mir. Jeden Tag rauchte ich wie ein schlot, kiffte so oft ich konnte und versuchte auch so früh wie möglich schon betrunken zu sein. Am Lagerfeuer sitzen...ab und zu fand ichs dann doch ganz schön...wenn er nur mein halt gewesen wär...
ich bekam immer öfter harnwegsinfektionen. Wahrscheinlich vom schnorren in der stadt. Hätt mir vielleicht doch mal ne decke unterlegen sollen...
dann mit 18 wurd ich schwanger. Man war ich fertig. Meine sechs Wochen alte tochter hat so viel scheisse mitbekommen. Ein Tag in halle werd ich auch nie vergessen...sie war in meinem bauch bevor ich es wusste. Wir waren alle auf pep. Mensch. Am Bahnhof standen schon die bullen. Mein Freund war total drauf. Die nacht war nicht schön. ich hatte eine Auseinandersetzung mit meinem Freund. Er zog und trettete mich zum Bahnhof. ich wollte nicht hören. Er zog mich an den haaren. er packte mich am hals, drückte mich die wand hoch und warf mich auf den boden...ich liebte ihn?!...fühlte mich aber so verdammt leer und verzweifelt. ich fiel in ohnmacht...ich wollte einfach nicht leben...er fing an zu schluchzen...ich hörte ihn wieder...verlass mich nicht...ich brauch dich doch...
nach ner weile öffnete ich die augen. Sein Blick. Er verwandelte sich in Hass. Er schubste mich wieder auf den Boden und schrie: "du hast mir alles nur vorgespielt"

Man, Sie war schon in meinem Bauch...
als ich hörte ich bin schwanger, hörte ich alles auf. Rauchen,kiffen,pep,alk. und versuchte auch su gut es ging allem stress auszuweichen.
Wir kamen alle in ein Winterquartier da das gelände dem Tiefbau unternehmen gehörte und sie einen parkplatz errichten wollten, der bis heute nicht entstand. Ich hoffte das sich der Vater von meinem Kind änderte. Im Grunde änderte sich nichts. Die bude war verdreckt. Immer kamen leute von irgendwo her und verdreckten die bude noch mehr. Ich wollte meine Ruhe. Ein Zuhause für meine kleine und mich und wenn er sich nicht so angestellt hätte auch für ihn.
Eines Tages ging ich. Packte mein Zeug und ging. Hab hilfe von pro familia und auch vom jugendamt bekommen. Erst hab ichs in Offenburg probiert. Die hatten aber anscheinend angst vor punks und wollten mich nicht.
Naja,.. in Freiburg nahmen sie mich in der Mutter-kind-einrichtung auf. Als meine tochter ca.3 monate alt war konnte ich erst bemerken, dass ihr Vater sich niemals ändern wird. Wie dumm von mir. Aber was wäre hätte ich es nicht wenigstens versucht.Er kam auch nicht mehr. Es tut mir so leid für sie, dass sie einfach keinen Vater hat.
Aber sonst zukunftmäßig lief alles. eine glückssträhne nach der anderen. Hab meinen Realabschluss nachgeholt, Führerschein gemacht und natürlich eine wunderschöne Tochter bekommen, die dem ganzen einen Antrieb gab.

hab mich an einem grafik-design berufskolleg mit einer zeichenmappe beworben und auch die prüfung geschafft. Bin in eine eigene Wohnung gezogen und es läuft alles gut.

Nur dieses Gefühl wonach ich schon die ganze Zeit suche, es fehlt. Ich wohne wieder in meiner alten Umgebung. vielleicht engt mich das so ein. Fühl mich hier wie am Arsch der Welt. Mir hängts richtig zum hals raus immer nur die selben lustlosen gesichter zu sehen. Keiner lebt. jeder nur vor sich hin. mensch, wo ist der Sinn bei dem ganzen?
Als würde ich grafik-designerin werden wollen. lach. so ein quatsch. ich würd gerne reisen.Mit einem bus vielleicht, als jongleurin würd ich auftreten. Schön wärs auf mittelaltermärkten. Damals hätt ich auch fast bei nem Gaukler eine ,,lehre" angefangen. Meine liebe ratte hätte ich dresiert...wär das schön gewesen...naja, wie s gott will...schicksal.
hoffendlich halt ich durch. Ein notstandbein braucht man halt doch.
Aber vielleicht, irgendwann, mit meiner Tochter, natürlich nur wenn es ihr auch wirklich gut tut, dann will ich fort. Nur ob wir dann einen ort finden...aber wärs nicht probiert.

Ich bin doch kein Frosch im Brunnen der nur ein Stück vom Himmel sieht und der denkt er hätte die Welt gesehen!!

liebe grüsse, falls dass jetzt überhaupt jemand gelesen hat...

Anwort von Sylvia

Grüß dich,

ich habe es gelesen und muss sagen ich bin ganz hin und weg. Dieser Satz mit dem Frosch in dem Brunnen, macht mich irgendwie nachdenklich. Ich finde deine Geschichte irgendwie, trotz allem was mies und falsch war, erstaunlich und schön. Denn du zeigst das, was viele andere manchmal verlieren. Den Glauben und die Kraft, dass es durchaus im Leben auch wieder bergauf gehen kann, dass das Leben nicht nur aus Talfahrten und graden Linien besteht, sondern die Höhen auch dazu gehören. Du hast Dir im Leben schon selber oft genug gezeigt, dass du deinen eigenen Weg finden willst und ihn auch schon gefunden hast. Aber ausruhen willst du dich nicht. Wo andere jetzt vielleicht denken würden, jetzt verweil ich erstmal, willst du schon wieder weiter. Und wieso auch nicht? Das ist dein Leben, ich glaube du würdest nie wieder irgendwas machen, was Dir oder deiner Tochter bewusst schaden würde. Du hast Freiheitsdrang, daran ist nichts verkehrtes. Solange du nichts machst, was dich oder deine Tochter irgendwie gefährden würde, damit meine ich z.B. Drogenkonsum, sondern es deine Träume sind, die du leben möchtest, mach es doch.

Dich würde ich gerne nochmal in sagen wir mal 20 Jahren sprechen, ich habe so das Gefühl, du bist einer von den Fröschen die es irgendwie schaffen aus dem Brunnen zu hüpfen.

Liebe Grüße
Sylvia