Problem von Martin - 23 Jahre

Wie zur Normalität?

hallo,
ich bin 23 und hatte noch nie eine wirkliche Beziehung und habe kaum sexuelle Erfahrungen. Mit 16 hatte ich für ein paar Wochen eine "feste" Freundin, für die ich aber eigentlich nur freundschaftliche Gefühle empfand. Mit 14 bekam ich eine Gynäkomastie, die sich nicht - wie normal - nach einigigen Monaten zurück entwickelte. Diese Anomalie hat mir meine Jugend zur Hölle gemacht. Fast 10 Jahre habe ich meinen Oberkörper niemandem zeigen können. Dennoch gab es in dieser Zeit nicht wenige Frauen, die Interesse an mir hatten, aufgrund meines schweren komplexes hielt ich diese jedoch stets auf Distanz. Ich sehnte mich nach körperlichem Kontakt, konnte mir aber nicht vorstellen, dass ich in irgendeiner Form begehrenswert hätte sein können. Jedenfalls hat dies zu einer jahrelang anhaltenden sehr sozial-passiven, schwer introvertierten isolierten Situation geführt, in welcher ich mich lediglich meiner Kunst (ich bin Künstler) und grundlegenden existenziellen Gedanken zugewandt hatte. Ich wage sogar zu behaupten, dass diese Phase teilweise autistisch (oder eher "Zwangs-Askese") angemutet hat. Im letzten Sommer (nach 6 Jahren ohne jeglichen körperlichen Kontakt) hat sich dann aber alles schlagartig geändert, als es plötzlich dazu kam, dass ich mich einen Abend lang mit einer äußerst attraktiven Frau geküsst habe. Auch als sie sich wenige Tage darauf (aufgrund von geograph. Distanz) unsicher mit mir wurde und die Sache mit mir beendete, hat mir dieser Abend den Zugang zu meinem Selbst eröffnet. Nach Jahren der isolierten Vergeistigung beschäftigte ich mich zum ersten Mal explizit mit meiner Person als solcher. Ich erkannte meine (echte, keine fettablagerungs bedingte) Gynäkomastie als zentrales Problem - desweiteren erhielt ich bei einem Test das Resultat "überdurchschnittlicher IQ", was ich als weiteren Problem-Punkt erkannte. Im Internet bin ich dann auf die Möglichkeit einer OP gestoßen, welche ich dann, ohne irgend jemandem im Voraus Bescheid zu geben, in die Tat umsetzte. Leider schlug die OP fehl und ich musste ein halbes Jahr später eine Korrektur-OP (diesmal aus eigener Tasche) über mich ergehen lassen. Ich bin kein übersensibler eitler Softie, aber mein jahrelanges Leiden an der Krankheit (wird als solche betrachtet), das lange Schweigen darüber und die OP (und den damit verbundenen, für einen Mann sehr erniedrigenden, Voruntersuchungen) hatten mein Selbstvertrauen in Bezug auf meinen Körper doch stark geschwächt. Jetzt, nach der 2ten OP ist soweit alles in Ordnung und ich bin kerngesund. Allerdings hat mein Leiden wohl sicher in irgendeiner (mir eigentlich noch immer unbekannten) Form Narben (im limbischen System) hinterlassen... Vor einem halben Jahr lernte ich dann eine Frau kennen, in die ich mich sehr verliebt hatte - sie hatte eine schwierige Vergangenheit hinter sich (Krebs, Trennung), was für mich kein Problem darstellte. Wir führten über einige Wochen eine offene Beziehung. In dieser Zeit kam es nur einmal zum Sex - dabei erfuhr sie, dass ich 6 Jahre lange ohne gelebt hatte. Sie war sehr erstaunt und verstand es nicht (ich erfuhr dabei zum ersten Mal, dass ich wohl ein sehr attraktiver Mann bin) und sie meinte, dass ich "es wohl nicht brauche". Da sie mich, wie sie mir dann relativ bald sagte nicht liebe, machte sie schluss. Nach der Verdrängungsphase dieses Ereignisses stürzte ich zum ersten Mal in meinem Leben in eine Depression. Die vom Hausarzt verschriebenen Antidepressiva und persönliche (neurologische/psychologische) Studien über das "Selbst" hatten mich wieder etwas aufgebaut. Vor wenigen Wochen habe ich wieder eine Frau kennen gelernt und eine Art Affaire mit ihr angefangen - leider hat sie sich dann doch letztendlich für ihren Freund (mit dem sie seit Jahren zusammen ist) entschieden.
Habe ich einfach nur außerordentliches Pech? (und wenn ja, warum? ;-))
Ich bin (laut Freunden) wohl ein sehr freundlicher, begabter, intelligenter, sehr witziger, gutaussehender Mann. Ich habe in der Regel ein sehr sicheres Auftreten - auch Frauen gegenüber... meine Vergangenheit (keine Beziehung, gerade 5 mal Sex) kennt aber keiner... Wahrscheinlich spüren Frauen diesen Widerspruch intuitiv(?).
Ich weiß nun überhaupt nicht, wie ich mich einer Frau der ich einmal nahe kommen könnte erklären soll (denn das muss ich ja zwangsläufig irgendwann), ohne dass diese erschrickt oder in Zweifel gerät.
Ich bin Euch über jeden Ratschlag, Kommentar oder Tipp sehr dankbar.
lg, martin.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ich glaube nicht, dass Du, was Frauen betrifft, so außerordentlich Pech hast. Schau Dich im Bekanntenkreis mal um: wie viele findest Du, die noch nie verlassen wurden? Ich kenne nicht einen. In der Gesamtgeschichte fällt es vielleicht mehr ins Gewicht - aber Probleme sollte man sich immer Stück für Stück anschauen und nicht den ganzen Berg.

Dass Du weniger sexuelle Erfahrungen hast, ist ja nichts, was man einer Frau im ersten Gespräch auf die Nase binden muss ;-) Immerhin gibt es genügend andere Themen, mit denen man sich nähern kann. Und wenn es zur Erklärung kommt, Gefühle ggf. bereits da sind, dann wird diese Vergangenheit sie nicht verschrecken. Du hast hier erklärt, wie es so gekommen ist - das kannst Du auch einer Frau deutlich machen. Warum sollte sie gehen?

Die Normalität wird sich jetzt einstellen, wenn sie nicht schon im vollem Gang ist.

Alles Gute!
Dana