Problem von anonym (w) - 18 Jahre

Allgemeines Feedback: Trauer und Schmerz

Hallo liebes Kummerkasten Team

Ich bin beeindruckt was ihr hier so auf die Beine stellt.
Riesen Lob an euch.

Nur was mich beschäftigt.
Thema Trauer

Ich arbeite in einer Arztpraxis und somit habe ich sehr viel mit dem Tod zu tun.
Wenn mich Patienten gefragt haben wie sie aus der Trauer raus kommen oder wann der Schmerz vergeht, wusste ich nie was ich antworten soll....
Doch mittlerweile, weiß ich damit umzugehen.

Wenn ich Sätze höre / lese wie ? die Zeit heilt alle Wunden? dann bekomme ich schlechte Laune. Denn es ist einfach so die Zeit heilt die Wunden nicht!!!
Der Schmerz wird immer da sein. Er wird vielleicht irgendwann nicht mehr so stark sein. Es gibt Tage, da wird man keinen Gedanken an diesen Menschen verlieren. Doch es kommen auch Tage da würde man am liebsten nur noch schreien und weinen.
Als meine Oma letztes Jahr gestorben ist, habe ich es erst nicht glauben können. Ich habe immer wieder gedacht ?du hast doch gestern Abend noch mit ihr telefoniert?. Die Beerdigung war schlimm. Es gab keine Beisetzung da sie eingeäschert wurde und mein Opa aus seinem grab in ein anders umgebettet werden musste. Somit waren Beerdigung und Beisetzung zeitlich getrennt. Als wir das dann alles hinter uns hatten. Versuchte ich mein Leben weiter zuleben. Ich denke einfach ich habe den Schmerz verdrängt. Außerdem ist das in der heutigen Zeit so das man keine Zeit mehr zum Trauern hat. Auf der Arbeit fehlen darf man nicht. Seine Kollegen alleine lassen darf man sich nicht leisten. Die Zeit rennt und man muss mit rennen. Ich bin nach der Beerdigung mit gerannt.... Habe gedacht ich habe es überwunden......bin direkt wieder arbeiten gegangen. Und verdrängte den schmerz. Habe gedacht nach fast einem Jahr hat die Zeit die Wunden geheilt. Doch irgendwann kam es aus mir raus ich habe in meinem Zimmer gesessen und einfach nur geweint. Ich will auch nicht hier über meine Oma reden. Ich will nur damit sagen das der schmerz immer da ist. Nur wir haben gar nicht mehr die Zeit ihn war zu nehmen. Er wird mal kommen und gehen, so wie es ihm gefällt. Er wird ein Teil von unserer Trauer sein. Wir werden wohl nie aufhören zu trauern. Denn es gibt immer Momente in denen man diesen Menschen vermisst. Wenn Erinnerungen hoch kommen, kommt immer die Trauer mit.
Ich will den die Trauern keine Angst machen.
Doch eigentlich finde ich es schön zu wissen das man nie aufhörnen wird zu trauern, denn es ist doch so, dieser Mensch den wir verloren haben wird immer weiter leben und das in uns. Es gibt so viele schöne Moment mit diesem Menschen, und wenn man darüber mit den Freunden oder Verwandten redet, dann ist es als wenn dieser Mensch mit am Tisch sitzt. Ich weiß noch meine Oma hat immer versucht ihre 4 Söhne an einem Tisch zu bekommen. Sie hat es nie hin bekommen. Sie können sich nicht leiden. Sie wollen nichts mit dem anderen zutun haben. Doch ich sehe immer noch vor mir. Als wir ein paar Tage nach der Haushaltsauflösung im Restaurante, alle an einem Tisch sitzen und lachen. Und über Oma reden. Und wir haben uns vorgestellt wie Oma jetzt neben Opa auf einer Wolke sitzt, ihm in die Seite stupst und sagt ? da muss man erst sterben um die Kinder an einem Tisch zu bekommen.? Ich kann mir gut vorstellen wie die Beiden da zusammen saßen und es genossen haben wie wir am Tisch saßen und uns über sie unterhielten. Und lachten aber auch zusammen trauerten.

Und was ich ganz wichtig finde das sollte sich JEDER merken!!
JEDER MENSCH TRAUERT ANDERS!!!!!!!!!!
Wenn ich höre / lese du musst über das alles reden. Alles raus lassen damit du das verarbeiten kannst.
Müssen tut man gar nichts.
Es ist einfach so jeder Trauert auf seine Weise.
Mein Bruder zum Beispiel bei dem ist keine Träne geflossen selbst bei der Beerdigung nicht. Er hat alles in sich rein gefressen. Es war als wenn es ihm egal war. War es ihm natürlich nicht aber er konnte es einfach nicht zeigen.
Bei mir war es so, ich habe erst nur geheult und ich wollte keinen Menschen um mich haben, Ich fand es schrecklich das mir so viele Menschen ihr Mitleid aussprachen. Denn das wollt ich gar nicht haben. Andere in unserer Familie brauchten diese Zuwendung von den anderen Menschen.
Es ist auch keine Pflicht wenn man trauert (na ja in der Kirche sollte man es schon) Schwarz zu tragen. Wir haben Patienten die ihren Ehepartner verloren haben. Die tragen kein schwarz, ich habe es erst auch nicht verstanden bis mir das mal einer erklärt hat. Sie hatten immer die Sachen an die der Ehepartner am liebsten an ihnen sah. Und eigentlich ist es doch auch egal was man an hat es kommt doch nicht auf die Farbe der Kleidung an. Ich finde es kommt auf das Gefühl und die Gestik an.

Ich kann hier noch viele solcher Sachen aufzählen. Aber ich denke dann wird mein Text auch zu lang. Und ich hoffe das es so auch schon zu verstehen ist was ich damit sagen will.

Man kann trauernden helfen in den man mal zum Kaffee kommt und mal mit ihnen redet. Aber den Trauernden sollte man nichts aufzwingen, und man sollte einfach akzeptieren was sie wollen oder nicht wollen. Denn es ist einfach so Trauernde sind überempfindlich ihrer Antennen sind immer auf Alarm gestellt. Sie meinen das gar nicht böse. Ein Beispiel von einem Freund von mir ist der Opa gestorben auf der Beerdigung sagte einer der Verwandten zu seiner Schwester du bist ja gar nicht mehr gewachsen. Die meinten es nicht mal böse sonder es war einfach nur eine Feststellung. Doch er beendete das Gespräch stellte sich direkt zu seiner kleinen Schwester und passte auf das ihr nichts passiert. Trauernde sind einfach in der Zeit etwas empfindlich.
Es gibt auch keine bestimmte zeit in man trauern darf manche brauchen 10 Tage um den Tod zu verkraften andere brauchen 10 Jahre.

Ich hoffe ich konnte einigermaßen beschreiben was ich zu diese Thema los werden wollte.

Gruß
Mausie

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich und hab Dank für Dein Feedback!

Alles Gute!
Dana