Problem von Nicole - 14 Jahre

Meine Eltern verstehen mich nicht

Liebes Kummerkasten-Team,

ich schreib euch jetzt schon das 3. Mal und hoffe dass ihr mir wieder helfen könnt. Mein Problem sind noch immer meine Eltern. Wie bei den letzten Malen auch:
http://mein-kummerkasten.de/84157/Zu-strenge-Eltern.html
http://mein-kummerkasten.de/88951/Zu-strenge-Eltern-2.html

Keine Sorge, ich hab nicht noch immer Hausarrest. Das ist zum Glück vorbei. Es hat zwar gedauert aber irgendwann hat sch die Situation zu Hause entspannt.

Aber diesen Sommer kam alles anders. Mein Vater hat aus seiner ersten Ehe einen 41 jährigen Sohn. Wir haben uns gut verstanden und er kam auch gut mit meiner Mutter klar. Wir haben auch oft was zusammen unternommen. Naja am 24. August ist er gestorben. Er hatte ein paar Tage davor plötzlich eine Hirnblutung und dann hat man 4 Tage später die Geräte abgeschaltet weil er wohl hirntot war. Es war total schlimm. Er hat nicht bei uns in der Nähe gewohnt aber seine Frau wollte dass er bei uns in Köln beerdigt wird, weil er so an mir gehangen hat dass es in seinem Sinne gewesen wäre. Mir war das nie so bewußt. Klar hab ich ihn lieb gehabt aber ich wußte nie wie wichtig ich ihm bin. Ich vermisse ihn total und bin jeden Tag an seinem Grab.

Seitdem ist alles anders. Mein Vater ist nicht mehr der selbe. Klar muss er irgendwie damit fertig werden und natürlich geht es ihm nicht gut aber seitdem ist mit ihm nicht mehr zu reden. Sie sind zu Hause noch übervorsichtiger als vorher und erlauben mir noch weniger. Das ist nicht fair. Mein Vater möchte einen Lehrauftrag an einer Uni im Ausland annehmen. Damit er Abstand bekommt. Und jetzt möchten sie dass ich ins Internat gehe. Aber ich war früher schonmal 2 Jahre im Internat und bin froh dass ich seitdem zu Hause sein kann. Meine Eltern waren da beide im Ausland und es ging nicht anders.

Wir waren in den Herbstferien in England und Schottland und haben uns Schulen angesehen. Am besten gefallen hat ihnen ein Internat in Schottland. Und sie wollen dass ich nach den Weihnachtsferien dahin gehe. Die Anmeldung und so ist auch schon alles erledigt. Ob ich das möchte interessiert die irgendwie nicht. Ich hab gesagt dass ich hier bleiben möchte aber sie meinen dass es besser für mich ist. Es ist ja auch nicht so dass mir das Internat nicht gefallen hat aber ich kann das im Moment einfach nicht. Mir fehlt mein Bruder so und ohne meine Freunde halte ich das nicht aus. Mit meinen Eltern kann ich nicht reden und wenn ich an ihn denke und weine werden sie immer böse und wollen dass ich sofort aufhöre. Ich hab gefragt ob ich nicht in Köln bleben kann weil meine Mutter ja auch hier bleibt aber sie findet dass sie zu wenig Zeit hat und ich zu viele Dummheiten machen würde. Eine Chance ihnen zu beweisen dass es nicht so ist geben sie mir aber nicht. Außerdem kann ich dann nicht mehr jeden Tag zum Grab.

Ich find alsch dass sie mich einfach so abschieben. Sie tun so als wären es nur sie die trauern und als könnte ich das einfach so wegstecken. Ich möchte mich nicht total auflehnen und mich weigern und Mist machen denn dann lande ich doch erst recht im Internat.

Gibt es irgenwas was ich tun kann um hierzubleiben?

Ich hoffe ihr könnt mein Problem verstehen. In meinem Kopf ist im Moment alles ziemlich durcheinander.

Danke für eure Hilfe!

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich mal wieder!

Es tut mir Leid, dass Du Deinen Bruder an den Tod verloren hast. Ich hoffe, Du hast jemanden, mit dem Du gut darüber reden kannst? Freunde? Vielleicht auch ein Lehrer? Mir hat es immer sehr geholfen, über meine Traurigkeit zu sprechen.

Ich denke gar nicht, dass Deine Eltern die Trauer nur für sich in Anspruch nehmen. Viel mehr denke ich, dass diesese 'hör damit auf' so gemeint ist, dass sie Dich nicht leiden sehen wollen. Schon komisch - denn Du leidest auch, wenn Du nicht weinst. Ich finde immer, Tränen muss man laufen lassen, das befreit auch immer ein Stück.

Ob und wie Du dem Internat aus dem Weg gehen kannst, kann ich kaum sagen. Dir bleibt nur das Mitter der Gespräche; Deinen Eltern erklären, warum es Dir so wichtig ist, in Köln zu bleiben. Nicht unbedingt Argumente gegen das Internat suchen, sondern die für Köln. Wie könnte es werden? Worauf würdest Du achten? Wie Dich verhalten, wenn Du bleiben darfst usw.

Ich wünsche Dir, dass das funktioniert. Wenn es für Dich allein schwierig ist (ist es meist, wenn man gegen die Entscheidung von Eltern angehen will), dann hole Dir einen Erwachsenen ins Boot. Das kann eine Tante sein oder auch ein Lehrer. Je nach dem, wem Du vertraust und wer sich 'auf Deine Seite' schlagen möchte und kann.

Aber mal so nebenbei: Wenn Du auf das Internat gehst, sehe es nicht als Strafe oder Fluch. Dein Vater sucht den Abstand - und Dir kann er auch gut tun. Denke daran; alles hat immer zwei Seiten.

Alles Gute!
Dana