Problem von anonym (w) - 19 Jahre

Mein Vater zerstört die Familie

Ich weiss im Moment garnicht so recht wie ich Anfangen soll, es ist einfach zu viel vorgefallen, alles kann ich nicht in Worte fassen, dies würde wahrscheinlich den Rahmen sprengen.
Seit dem ich denken kann, schlägt mein Vater meine Mutter, er hat ihr schon mehrmals die Nase gebrochen, ihr blaue Augen geschlagen, oder sie zusammen getreten.Alles kann ich hier nicht auf zählen. Allgemein gesagt schlägt er sie mindestens vier, fünf mal im Jahr grün und blau.Einmal in der Woche gibt es einen richtig großen Streit, dies muss man sich so vorstellen: Mein Vater sitzt im Wohnzimmer säuft sich voll und schreit meine Mutter und mich an, meistens gehen dabei auch Sachen zu bruch.(Er wirft Tische um, Gläser gegen die Wände, oder lässt Bier so lange überlaufen bis eine große Fütze auf dem Boden ensteht etc.)Es ist nicht nur seine Brutalität die meine Mutter und mich so fertig macht.Es sind auch die Kleinigkeiten, man merkt sofort wenn es wieder Ärger gibt.Zum Beispiel dreht er die Musik laut auf, schlägt Türen zu, oder schlägt seinen Hinterkopf gegen die Wohnzimmerwand, völlig Grundlos.Der gesamte Alltag ist einfach untererträglich mit ihm, er ist kontrollsüchtig und benimmt sich zuhause wie eine hysterische Putzfrau.Alles muss so sein wie er es gerne haben will, er geht ohne zu fragen in mein Zimmer und findet sofort etwas worüber er sich aufregen kann (und ich muss sagen, dass ich mein Zimmer wirklich ordentlich aufgeräumt und sauber halte), sogar wenn man an den Kühlschrank geht, will er sofort wissen was man sich geholt hat.Er versucht meiner Mutter vorzuschreiben wie sie sich kleiden soll, oder was für eine Farbe meine Tapete im Zimmer haben darf.Mein Vater ist wirklich ein schrecklicher Mensch und ich sehe nicht viel gutes mehr in ihm, obwohl ich die letzten Jahre immer versucht habe die wenigen positiven Eigenschaften an ihm zuschätzen.Er hat sie durchaus, dass muss ich zugeben. Ich hatte nie viele Verbote, was meine Freizeit angeht, ich muss sagen das ich auch als Minderjährige, schon immer mehr Freiheiten hatte, als z.b. viele andere Mädchen in meinem Alter, auch an Geld hat es mir nie gefehlt.Mittlerweile kommt es mir so vor als wenn er wirklich zwei verschiedene Persönlichkeiten hat.Wobei er sich nie vollkommen normal verhalten kann, entweder er ist wütend, schlechtgelaunt und aggressiv, oder albern und übermütig.Das Leben mit ihm wird von Woche zu Woche schlimmer, meine Mutter ist verzweifelt, ich versuche einen klaren Kopf zu bewahren, aber es geht nicht mehr so weiter.Ich weiss, dass ich hier irgendwann ausziehen werde, spätestens wenn ich eine Ausbildung habe, genug Zufluchtspunkte habe ich auch, aber meine Mutter nicht.(Auf diese Familie kann man wirklich nicht zählen und die Eltern meiner Mutter sind leider schon verstorben).Das Verhalten meines Vaters hat mittlerweile dazu geführt das meine Mutter viel zu viel trinkt und mit der Situation nicht mehr klar kommt.(Nach 26 Jahren Ehe kein Wunder).Ich für meinen Teil, bin ständig nervös und schlecht gelaunt, wenn mein Vater zuhause ist.Man weiss immer gleich könnte es wieder krachen.Durch den massiven Druck der von meinem Vater ausgeht habe ich Prüfüngsängste,früher bei Mathematikarbeiten, heute bei der praktischen Führerscheinprüfung.(Heulen,Kotzen,Ausschlag etc.)Obwohl ich im Großen und Ganzen ein sehr selbstbewusster Mensch bin.Nichts Hilft gegen sein krankhaftes Verhalten, weder reden mit meiner Mutter und mir noch die Gespräche mit einem Psychologen, wobei ich mir sicher bin das er bei solchen Gesprächen noch nie die Wahrheit über sich und seine Taten gesagt hat, sondern nur wie schlecht es ihm geht, da er sich sehr gerne selbstbemitleidet.Auch die Polizei hatten wir schon eingeschaltet, er dürfte eine Woche lang das Grundstück nicht betreten und würde angezeigt.Meine Mutter hat dann mal wieder einen Rückzieher gemacht und die Aussage verweigert, was ich auch getan habe, da ich die Entscheidung ihr überlassen wollte.(Mein Vater is zumindest mir gegenüber noch nie handgreiflich geworden).Auch durch diese polizeilichen Maßnahmen hat er sich nicht geändert, ganz im Gegenteil.Er ist von Beruf auch Polizist und musste die Dienstelle wechseln, nachdem ein guter Kollege von ihm meiner Mutter und mir geholfen hatte.Nun regt er sich darüber auf, dass alle Kollegen über ihn Bescheid wissen und meine Mutter ist an diesem 'Unglück' schuld.Dazu muss ich sagen, dass sein Verhalten schon seit dem ich denken kann ein offenes Geheimnis ist, jeder weiss es, alle haben es schon mitbekommen, ob Familie,Nachbarn, oder meine Freunde.Mein Vater verdrängt diese Tatsache, unvorstellbar aber wahr.Was ich noch erwähnen möchte ist, das von außen keine große Hilfe zu erwarten ist, da mein Vater zu all seinen Freunden schon vor Jahren den Kontakt abgebrochen hat.

Ich komme mit der allgemein Situation nicht mehr klar und hätte von ihnen gerne ein paar Ratschläge wie ich mich in Zukunft verhalten, oder wie ich mir das Leben zuhause erleichtern könnte.Außerdem können sie mir doch bestimmt Einrichtungen sagen, bei denen ich in einem solchen Fall um hilfe bitten kann.

Danke
M.f.G T.L.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Die Stellen, die m.E. zuständig sind, habt ihr bereits eingeschaltet. Es ist die Polizei, die eingreifen kann (wie eben das Verbot, sich dem Haus zu nähern), ihr könnt einstweilige Verfügungen beantragen (dazu könnt ihr euch bei einem Anwalt oder auch bei der Polizeidienststelle informieren). Und es gibt die psychologische Unterstützung. Sowohl für Dich, Deine Mutter, Deinen Vater. Letztendlich bleibt das Frauenhaus, um da heraus zu kommen.

Alles setzt voraus, dass Deine Mutter auch 'durchzieht' - diese Entscheidung wird sie allein fällen müssen; die kannst Du nicht für sie treffen. Hilfe von außen kann es immer nur dann geben, wenn man den Weg auch selbst geht. Es haben viele Menschen mitbekommen - aber die wirkliche Veränderung kann nur Deine Mutter herbeiführen. Niemand von außen kann kommen und euer Leben verändern.

Wenn es eskaliert, würde ich nicht zurückscheuen und die Polizei rufen. Häusliche Gewalt gehört in ihren Aufgabenbereich. Dass Dein Vater sich durch solche 'Denkzettel' grundlegend ändert, sehe ich jedoch nicht - Deine Mutter wird sich trennen müssen, um euch da herauszuholen.

Ich habe leider keine Idee, wie das Leben für Dich in diesem Haus erträglicher wird. Du solltest darauf achten, dass Du immer auch etwas hast, aus dem Du Kraft ziehen kannst (Freunde, Ruhe, Abstand). Mehr Rat habe ich dahingehend leider nicht. Ihr könnt aus Deinem Vater keinen neuen Menschen machen - seine Aggressionen und Wutausbrüche kann nur er mit der fachlichen Hilfe bekämpfen und dafür muss er sie ebenso annehmen und den Weg gehen, wie Deine Mutter ihren Weg gehen sollte.

Alles Gute!
Dana