Problem von anonym (w) - 16 Jahre

Meine Eltern sind Alkoholiker

Hallo liebes Kummerkasten-Team,
ich habe sehr große Familienprobleme ich weiß im Moment nicht wo ich anfangen kann aber am besten mit meiner Mutter und meiner Kindheit. Also mal vorne weg: Ich bin meiner Mutter egal! Sie sagte zwar einst zu meiner Tante ich wäre ein Wunschkind gewesen doch das ist wohl von ihrer Seite aus nicht ganz richtig. Das erste das mich extrem schockiert hat als ich es hörte, meine Mutter hat mich als ich 6 Monate alt war für zwei Wochen bei meiner Oma einquartiert weil sie mit meinem Vater zusammen zu den Olympischen Spielen nach Norwegen wollte. Das nächste ist das meine Eltern ziemlich oft weg sind was heißt entweder auf Terminen oder im Büro und das den ganzen Tag ungefähr seit ich zehn bin ist es extrem geworden, in dieser Zeit sind wir umgezogen was bedeutet vorher hatten wir das Büro in unserem Haus ab dieser Zeit nicht mehr. So war ich tagsüber in der Schule und bin dann Mittags nach Hause gekommen und keiner war da. Was mich zu meinem Glück zu einem selbstbewussten und selbstständigen Menschen gemacht hat. Um zum Thema zurückzukommen, vor ein paar Wochen wollte ich endlich mal nach langer Zeit mit meiner Mama shoppen gehen eben so wie es normal ist für Mutter und Tochter, da meine Mutter ziemlich lange weg alles in allem so für ca. 3 Wochen nur mit ein paar Tagen dazwischen. Wir saßen im Auto und sie meckerte die ganze Zeit über einfach alles sei es eine rote Ampel oder das es so voll ist. Schlussendlich sagte ich mitten im Parkhaus zu ihr ob sie nicht einfach mal nett sein bzw sich normal gegenüber ihrer Tochter zu verhalten voraufhin sie mir Vorwurf egoistisch zu sein, und ich stieg aus dem fahrenden (langsam ca 10 km/h) aus. Somit war ich in einer fremden Stadt in der ich nur Bahnhof und Mall kenne alleine. Meine Mutter hatte kein Handy dabei! Ich lief also in die ungefähre Richtung des Bahnhofes um von dort aus zu meiner Tante zu fahren, entschied mich dann aber doch um und blieb da. Mein Vater holte mich dann von dort ab und als wir nach Hause kamen war meine Mutter immer noch nicht zu hause (der Vorfall war schon über 2 Stunden her). Schlussendlich kam sie dann doch, ich dachte sie würde sich vielleicht entschuldigen weil man seine tochter ja nicht einfach so alleine in ner fremden stadt lässt und das es ihr vielleicht auch ein bisschen leid tut doch stattdessen war sie einkaufen gewesen und ich abgeschrieben. Sie hat mir nichts mitgebracht was wie eine Entschuldigung wirken könnte womit ich so ein schokoherz meine oder irgendwas das sie ein schlechtes gewissen haben könnte....einfach nichts.....sie kehrte es dann unter den Teppich wie sie es immer tut. ein paar tage später konnte ich einfach nicht mehr und sprach sie darauf an wieso sie sich nicht gemeldet oder entschuldigt hatte, sie sagte ich hatte kein handy dabei. so bin ich zu dem schluss gekommen das ich ihr egal bin....das zweite ist meine eltern sind beide alkoholiker was ich ja eigentlich gar nicht beurteilen kann aber sowohl meine tante als auch meine oma sagen das gleiche und ich habe mich nicht beeinflussen lassen. ich habe mich mal informiert und fand herraus das man das was sie haben (sind) gewohnheitstrinker nennt. und ich komme mit der ganzen situation einfach nicht mehr klar, ich kann nicht jeden verdammten tag mit der gewissheit leben das meine eltern alkoholiker sind und das ich meiner mutter scheiß egal bin... ich könnte jetzt noch so viel beispiele nennen aber ich denke das würde zu viel. ich hoffe ihr könnt mir einen rat geben.....

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Wieviel trinken Deine Eltern? Ein Gewohnheitstrinker kann schon sein, wer abends ein, zwei Glas Wein trinkt oder ein Bier. Aber die Alkoholmenge beeinträchtigt weder Stimmung noch Tagesablauf. Ggf. liegt dann eine psychische Sucht vor; jedoch keine körperliche.

Ich lese aus dieser Mail nicht heraus, dass Du Deiner Mutter egal bist - das muss ich schon klar sagen. Ein 6monatiges Baby in die Obhut der Oma geben, um zu verreisen, ist kein eindeutiges Zeichen für nicht-lieb-haben. Deine Eltern haben das getan, was u.U. jeder Psychologe auch empfiehlt: nach Geburt des Kindes darauf achten, dass man auch als Paar und nicht nur als Eltern weiter lebt. Für die Ehe ist es wichtig. Und dass die Ehe wichtig ist, heißt nicht, das Kind sei unwichtig.

Du bist aus dem Auto ausgestiegen - kannst Du dann Deiner Mutter vorwerfen, sie hat Dich in der fremden Stadt allein gelassen? Sie hat Dich gehen lassen - aber was hätte sie denn tun sollen? Du hast eindeutig signalisiert, dass Dir an der gemeinsamen Shoppingtour nichts mehr liegt (wie sonst kann man 'einfach weggehen' deuten?). "Kannst Du nicht einfach mal nett sein" war in meinen Augen der erste Vorwurf, auf den sie reagiert hat. Beide Seiten nicht perfekt, klar. Jeder trägt seine kleine Teilschuld. Und da jeder immer nur an sich selbst arbeiten kann und erst damit Veränderungen beim anderen bewirken kann, gebe ich Dir einfach mal den kleinen Tipp, in solchen Situation von Dir zu sprechen, nicht vom Verhalten der anderen. "Ich habe mich auf diesen Tag gefreut - kann ich etwas tun, damit sich Deine Laune bessert?" Damit machst Du sie unterschwellig auf ihr Verhalten aufmerksam, machst deutlich, dass es Dir damit nicht gut geht, gibst aber keinen Anlass, einen Gegenvorwurf zu machen.

Alles Gute!
Dana