Problem von Jakob - 25 Jahre

Nicht fähig zu trauern?

Hallo,
ich hab schonmal geschrieben und da wurde mir schon geholfen, deswegen schreib ich nochmal, diesmal mit einem Problem was MICH betrifft. Letztesmal war's mein bester Freund der das Problem war.

Gestern Abend ist mein Opa gestorben. Erfahren hab ich das erst heute morgen. Aber irgendwie fällt es mir schwer zu trauern. Klar, ich bin schon irgendwie traurig, aber es hat mich nicht total niedergeschlagen, wie man das bei einem Todesfall ja eigentlich (auch von sich selber) erwartet. Meine Oma ist vor ~3 Jahren gestorben. Da war es das gleiche. Ich war der einzigste (oder einer der wenigen) der auf der Beerdigung keine Träne vergossen hat. Obwohl ich mir Mühe gegeben habe. Ich habe mir Mühe gegeben weil ich ja eigentlich schon traurig war, nur zum weinen hat es nicht gereicht und ich hab mich, abgesehen von dem Verlust, richtig scheiße gefühlt nicht zu weinen. Bei meiner anderen Oma die schon einige Jahre früher gestorben ist war es genau das gleiche.

Ich muss dazu sagen das ich meine Großeltern wirklich gemocht habe, wir uns aber trotzdem nicht sehr nahe standen. Wir haben uns halt nur einmal im Jahr gesehen, da waren die treffen immer sehr herzlich, aber sie waren halt sehr selten. Außerdem wurde mein Vater wohl noch so erzogen das ein Mann nicht zu weinen hat. Er vertritt zwar überhaupt nicht diese Meinung, aber ich glaube das ist bei ihm so verankert (ich glaube er hat auch nicht geweint - weder wo er mir heute die Nachricht vom Tod seines Vaters überbracht hat, noch bei der Beerdigung seiner Mutter, obwohl er 100%ig traurig war). Und ich glaube irgendwie hab ich mir unbewusst diese bescheuerte Eigenschaft abgeguckt... Emotionen wie trauer fallen mir sehr schwer zu zeigen. Liebe kann ich zeigen, aber es ist schwer - obwohl ich liebe, nur das zeigen fällt halt manchmal schwer. Wut, Angst oder Freude sind dagegen kein Problem.

Ich habe irgendwie Angst nicht mehr weinen zu können. Klingt merkwürdig, ist aber so. Ich hoffe echt das es was mit dem nicht soo Nahestehen zu tun hat und nicht ein Problem von mir ist. Ich möchte weinen können wenn meine Freundin mich verlässt, meine Eltern sterben, meine Katze stirbt o.ä.

Ich hab einfach angst total gefühlskalt zu sein :-/

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Jakob!

Ich halte mich für einen sehr gefühlvollen Menschen, der auch weint und keine Scheu hat, das zu zeigen. Tränen schießen mir in vielen Situationen schnell in die Augen. Auf der Beerdigung meiner Oma hab ich nicht eine Träne geweint.

Ich habe auch lange darüber nachgedacht, warum es so ist... Ich kam mir am Grab herzlos vor; daher kann ich Dich auch ein Stück jetzt verstehen. Mein Vater weinte um seine Schwiegermutter; meine Mutter hatte er im Arm - ein Bild, das sich in mir nahezu eingebrannt hat. Und ich? Stehe da, bin traurig, aber... nicht so wie die anderen. Mein Verhältnis zu dieser Oma (meine andere habe ich noch), war nie das innigste. Vielleicht war das der Grund. Vielleicht habe ich mich auch schon zu lange mit dem Gedanken auseinandergesetzt, dass es passieren wird? Vielleicht hat ein kleines Stimmchen in mir gesagt, ich muss jetzt stark sein, damit ich meine Eltern stützen kann? Ich weiß es ehrlich gesagt bis heute nicht.

Trauer ist etwas sehr intimes - und sehr, sehr unterschiedlich. Es gab Gräber, an denen man mich stützen musste; und solche, an denen ich gestützt habe. Aber kann man daran den Grad der Trauer messen? Ist man nur traurig, wenn man auch weint? Ich sehe es nicht so. Denn ich bin noch heute manchmal trautig über den Tod meiner Oma.

Ziemlich verworren meine Antwort, oder? Tut mir Leid, dass ich mich jetzt nicht besser ordnen konnte. Ich hoffe, ich konnte Dir dennoch ein Stück weit helfen.

Alles Gute!
Dana