Problem von Illa - 36 Jahre

Meine Tocher = mein Problem?

Liebes Kummerkastenteam,

die Menschen um mich herum verstehen mich nicht mehr, kennen mich so nicht und meinen ich überteibe und lasse mich hängen. Is ja auch so, aber das ist ok.
Ich bin schon immer ein sehr großer Pessimist gewesen, sobald ein Problem erledigt war, habe ich mich auf das nächste, das noch nicht mal abzusehen war, gestürzt. Aber so bin ich nun mal, auch mit dem Wissen vieles kaputt zu machen.
Nun mal zum Auslöser, noch vor einem halben Jahr war ich zum 2. Mal in meinem Leben richtig glücklich.(das 1. Mal war die Geburt meiner heut 17 jährigen Tochter)
Sie hat die Realschule mit einem Durchschnitt von 3,0 beendet und sofort eine Lehrstelle als Arzthelferin bekommem, man das war riesig. Ich spendierte eine Türkeireise und empfand eine unheimliche Größe.
Ich sollte wohl dazu sagen, dass meine Tochter nie kämpfen mußte, das tat immer ich für sie. Ich schrieb Bewerbungen, Referate, besorgte Praktikas u.s.w.
3 Wochen vor Ablauf der Probezeit der Lehrstelle, wurde meiner Tochter diese gekündigt. Ihr könnt Euch das Loch in dem ich festhäng nicht vorstellen. Ich ess nicht mehr (170 cm, 53,4 kg) lass alles über mich ergehen, rede nicht mehr viel, lass den Haushalt links liegen (ich habe einen Putzfimmel), zwinge mich zu allem und trinke abends Tee mit Alkohol, um schlafen zu können. Ich verweigere mir alles, ich möchte für meine Tochter leiden. Sie hingegen und ich weiß nicht genau ob sie das spielt um mir nicht weh zu tun, ist ziemlich locker drauf. Ich versuch auch mich in ihrer Gegewart zusamemzureissen, aber sie hat ja Augen im Kopf.
Ich habe sie auf der Wirtschaftsschule angemeldet und weiß doch, dass 4 Monate, die sie ja jetzt aufgrund der angefangenen Ausbildung versäumt hat, nicht aufzuholen sind.
All das ist meine Schuld, ich habe ihr immer alles abgenommen, was nicht mit verwöhnen zu verwechseln ist.
Vielleicht ist sie ja auch noch garnicht soweit und brauch einfach Zeit sich selbst zu finden. Ich kann das nur nicht ertragen. Mein Leben war alles andere als einfach und doch war der Faden vorgegeben, ich bin ein Ossikind. Alles war so einfach, ich komm aus der Schule, hab ne Ausbildung, geh arbeiten, Familie, schick ist. Und jetzt ist alles so anders, ich weiß nicht was ich mit ihr machen soll. Ich weiß ja nicht mal welche Möglichkeiten es gibt. Wer nimmt sie denn jetzt noch, mit dem Manko, gegangen worden zu sein? Bewerben wir uns jetzt in eine andere Richtung, verschweigen wir die angefangene Ausbildung, versaut sich mit der Schule jetzt nicht nur das nächste Zeugnis? Ich weiß einfach nicht was ich tun soll. Natürlich muß sie auch selbst was tun, aber ich denk ich hab sie hilflos fürs Leben gemacht. Von dem Zusammenleben mit meinem Mann brauch ich wohl garnichts mehr erwähnen. Ich will das es ihr gut geht und das alles einfach für sie ist, ich möcht ihr das abnehmen, so irre wie es auch klingt.
Gebt ihr mir jetzt auch den Tipp, dass das ihr Leben ist und sie das Lernen muß und das ich mich zusammenreißen muß......

Danke fürs "Zuhören"

Anwort von Sylvia

Grüß dich Illa,

bei aller Mutterliebe, aber ich bin mal ehrlich: Ich finde du übertreibst es maßlos. Ich will Dir im Nachfolgenden nichts schlecht reden, oder gar dich schlecht machen. Im Grunde finde ich es absolut bewundernswert, was du alles tust, wie du dich aufopferst. Aber sie ist 17 Jahre alt, sie ist fast erwachsen. Es ist absolut und gar nicht deine Aufgabe, sie auf Schulen anzumelden, Ausbildungsplätze zu suchen, Bewerbungen zu schreiben, oder ihr ansonsten, entschuldige den Ausdruck, den Hintern hinterher zu tragen. Natürlich sieht sie das alles locker, denn zum Einen hat sie ja den Gedanken, Mama wirds schon wieder richten, zum Anderen, sie erst 17, die wird sich einfach nicht so einen Keks um ihre Zukunft machen.

War diese Lehrstelle ihr Wunschberuf, oder hast du das für sie organisiert? Wenn sie so gar nichts mit dem Beruf anfangen kann, hat es einfach keinen Sinn. Lass sie solche Dinge selber für sich entscheiden und vor allem auch selber kümmern. Sie ist nicht die Erste, die eine Ausbildung abbricht, vielleicht geht ihr Laufbahn ja auch mehr in Richtung Schule. Aber ihr solltet euch wirklich mal zusammen setzen und reden.

Es kann nicht angehen, dass du dich selber bestrafst, weil in ihrem Leben irgendwas nicht läuft. Ich finde es toll, dass du ihr wünscht, das ihr Leben so einfach wie möglich wird, aber das ist nicht deine Aufgabe als Mutter. Sie muss selber Fehler machen, das ist wichtig, sie muss Probleme alleine lösen können, du kannst sie nicht vor allem bewahren. Das gehört zum Erwachsen werden nunmal dazu. Sie muss auch mal hinfallen können, natürlich kannst du dann dasein um ihr die Hand zu reichen, aber verwehr ihr nicht das Hinfallen.

Nach wie vor finde ich es bewundernswert, wie du dich hingibst, aber du musst das langsam mal zurück stellen. Kümmer dich auch mal wieder um dich, um dein Leben.

Liebe Grüße
Sylvia