Problem von anonym (m) - 18 Jahre

Kontakt zum Vater?

Grüße wertes KummerKasten-Team .

Zuerst bedanke ich mich herzlich , dass es euch gibt . Ihr macht das Prima , weiter so =0).Aber wie ihr euch wahrscheinlich denken könnt , schreibe ich nicht nur um euch zu danken , sondern auch um Hilfe zu bekommen in einem für mich persönlich wichtigem Thema.

Es geht sich um folgendes :
Meine Eltern trennten sich ( inklusive Scheidung ) als ich 6 Jahre alt war.Bis zu meinem 8. Lebensjahr wohnte ich bei meiner Mutter.Von meinem 8. bis 14. Lebensjahr wohnte ich bei meinem Vater . In den Jahren bei meinem Vater kam es zu sehr häufigen Ausernandersetzungen mit ihm und seiner neuen Frau.
Er versuchte mich in den Jahren zu einem "perfekten" Sohn zu erziehen. Er liebte nicht mich als Person , sondern gute Noten und gutes Benehmen. Es ist selbstverständlich , dass man als Vater das beste für sein Kind will ; man möchte das etwas vernünftiges aus seinem Kind wird , dass es ihm immer gut gehen wird , und aus dieser Tatsache versucht man sein Kind vor Gefahr und sonstigem zu schützen und gewisse Grenzen zu schaffen , doch dies war nicht der Fall ; um es kurz zu beschreiben versuchte er mich in eine Form zu pressen , in die ich nicht passte. Ohne zu übertreiben , empfand und empfinde ich die Jahre in denen ich dort lebte als puren psycho-terror.Klar es gab auch schöne Tage , doch in der Regel sah' der Alltag nicht so rosig aus. Seine neue Frau hatte ebenfalls einen Sohn ; er war athletisch , intelligent und sagte Ja und Amen zu allem was ihm gesagt wurde . Mir kam und kommt es so vor , dass mein Vater lieber Ihn als leiblichen Sohn hätte . Er war stolz auf ihn und zeigte es gerne häufig und übertrieben Privat und in der Öffentlichkeit . Doch was macht ein Kind , dass sich ungeliebt fühlt und nicht akzeptiert wird wie es ist ? - Ganz klar , es versucht durch negative Eindrücke und unangebrachtem Verhalten die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen , also wurde ich Punk , fing an zu skaten , traf mich mit Freunden mit denen ich trank und feierte und vollzog schon im zarten Alter von 12 Jahren den Geschlechtsverkehr mit verschiedenen Freundinnen meines ehemaligen Freundeskreises.Meine Noten wurden schlechter.Die Lage zuhause spitze sich immer mehr und mehr zu , jeder Tag zuhause wurde für mich eine Qual . Für meinen Vater und seine Frau war es gewiss auch nicht leicht , denn ich war bei weitem kein Engel , doch ich hielt dieses Gefühl der Unakzeptanz nicht mehr aus. Anstatt mir Grenzen zu bauen die mich wieder auf den richtigen Pfad hätten geführt ( Hausarrest , Kommunikation , Hilfeleistung durch Fachkräfte und und und ) war es ihm und seiner Frau lieber mich voll und ganz zu ignorieren und mir nur dann Aufmerksamkeit zu schenken , wenn ich mal wieder Unfug anstellte ... Ein Teufelskreis.
Kurz vor meinem 15. Geburtstag schaffte ich es , dass ich zurück zu meiner Mutter ziehen durfte . Dies war ein Wunsch der mir verwehrt blieb in der ganzen Zeit wo ich bei meinem Vater leben musste. Danach hatte ich für einen Zeitraum von 2 Monaten , jedes Wochenende den Kontakt zu meinem Vater , doch ich brach ihn ab , denn jedes Wochenende war er kaum da , sprach kaum mit mir und interessierte sich für mich und meine Tätigkeiten = Null , stattdessen verbrachte er lieber seine Zeit mit seinem "nicht-biologischen-perfektem-sohn" auf Fußballspielen wo er Trainer und sein "Sohn" top-Stürmer der Mannschaft war. ( Ich war auch längere Zeit in diesem Verrein , um Aufmerksamkeit zu bekommen . Ich hasste diesen Sport , doch ich tat alles damit mein Vater stolz auf mich hätte sein können ..... doch ohne Erfolg ).
Nunja , ich sah meinem Vater des öfteren auf gewissen Stadtfesten oder aus reinem Zufall ... doch anstatt mit mir ein klärendes Gespräch mit mir zu führen , oder gar' wieder Kontakt mit mir aufzusuchen , verhöhnt er mich mit seinen Blicken und spottete über mich.
Meine Freunde und meine Familie waren mir immer sehr wichtig gewesen und sie sind es bis heute noch , denn das wichtigste im Leben sind die Menschen die man liebt ... und weil ich diese Ansicht vertrete und auch immer vertrat , kam es vor einem Jahr zu einem heftigen Austausch der körperlichen Gewalt zwichen meinem Vater und Mir :
Auf einem Sommerfest unseren Dorfes war ich mit meinen engsten Freunden um zu feiern , einfach Spaß zu haben ... ganz klar - mein Vater war auch dort , doch ich versuchte ihn zu ignorieren , auch wenn es mir sehr weh tat , wie er mal wieder die Provokation suchte indem er mich auslachte ( mehrmals ) ... ich wünschte es wäre bei der Provokation geblieben , doch er fing an meine Freunde und besonders meine Mutter zu beleidigen kurz vor dem Ende des Festes . Er titulierte meine Mutter als "Schlampe" und meine Freunde als "Asozial" und wurde dann noch gegenüber meiner Mutter ( seiner Ex-Frau ) handgreiflich . Ich war stets und bin es bis heute noch , ein großer Feind von Gewalt , besonders der Körperlichen Gewalt , doch als ich sah wie mein Vater , nicht mir sondern den Menschen weh tat dieh liebte und immernoch liebe legte sich ein Schalter in mir um und ich schlug ihn zu Boden . Ich schwöre dass ich nie in meinem Leben so etwas getan habe ausser an diesem Abend , dennoch schmerzt es mich so sehr , dass ich mich auf sein Niveau herabgelassen habe und gehandelt habe mir der Sprache der Schwachen - die Gewalt . Und ich verzeihe es mir bis heute noch nicht.
Nach diesem Abend , folgten Gerichtsbeschlüsse ; der Entzug des Sorgerechtes auf seiten meines Vaters und ein Strafgeld. Seid diesem Abend habe ich meinen Vater nicht mehr gesehen.
Auf der einen Seite bin ich dankbar , dass alles vorbei ist doch auf der anderen Seite vermisse ich meinen Vater ...
Ich vermisse die Vater - Sohn Beziehung , so wie man es immer bei anderen Familien sieht ... all die Jahre ohne Vater. Ich sehe andere Jugendliche , wie sie zusammen mit ihrem Vater Dinge unternehmen , den Stolz in den Augen ihres Vaters ... ich hatte es nie , und es tut so unvorstellbar weh .
Aufgrund meiner Erlebnisse habe ich sehr starke Probleme mit der Selbst-identifikation , das finden meiner Stärken und Schwächen , des Sinn's meines Lebens und die Antwort auf die Frage : " Wer bin ich ? " . Mein Ego bzw. Selbstbewusstsein ist sehr gering geworden und bei Erfolgen empfinde ich keinen Stolz für mich selbst , sondern denke mir : " Das hättest du besser machen müssen ! " ...
Nunja , ich danke euch schonmal dass Ihr euch alles durchgelesen habt , doch jetzt kommen noch ein Paar fragen , da ich selbst nicht mehr weiter weiß :
Sollte ich mit meinem Vater wieder in Kontakt treten ?
Wenn Ja , wie ?
Wie verhalte ich mich , wenn ich auf Ablehnung stoße oder kompletter Ignoranz?
Wenn ein Kontakt aufgebaut ist , soll ich Ihm dann die Wahrheit sagen , dass ich Schwul bin und vor ein Paar Montaten mein Coming-Out hatte , oder soll ich es sein lassen , weil es sonst zu viel wäre ?
Suche ich nur den Kontakt aufgrund des Schmerzes in mir , weil ich keine Vaterfigur hatte und habe ?
..... Naja , das waren die Fragen , ich hoffe ich habe euch nicht allzuviel Arbeit gemacht und Ich danke euch , auch wenn ihr mir nicht antworte dafür dass es euch gibt und dass ihr mir zugehört habt ! Ich zolle höchsten Respekt vor euch und davor was ihr macht .
Eine letzte Frage habe ich dennoch ;
Wo kann ich einen Ansprechpartner , sprich Terapheut / Psychologe , finden ? ( Kostenlos , denn ich habe kein Geld um mir solch eine Dienstleistung leisten zu können )

Ich wünsche euch noch einen angenehmen Tag und gutes Schaffen.
Mit freundlichen grüßen , LaVey

Ps: Macht weiter so ! ... Danke für die Hilfe ....

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ich kann Deine innere Zerrissenheit gut verstehen - aber ich kann sie Dir nicht beantworten. Die Entscheidung, ob Du wieder Kontakt haben möchtest, ob Du ihn zurück in Dein Leben haben willst, kannst nur Du allein treffen. Niemand sonst kann sagen, was Du willst.

Wenn Du Dich dafür entscheidest, würde ich eine 'vorsichtigere' Variante wählen und nicht einfach vor der Tür stehen. Eher anrufen, sich einfach mal wieder melden und schauen wie er reagiert, ob er Interesse an Dir und Deinem Leben zeigt, fragen wie es ihm geht usw.

Sollte er wirklich abblocken, würde ich versuchen, nicht in das Loch zu rutschen - sondern mir selbst zu sagen: Ich habe es versucht; ich war so stark. Er kann es nicht. Jede Medaille hat zwei Seiten und manchmal muss man sich einfach die ansehen, die gut tut.

Du kannst über die Dinge mit Deinem Hausarzt sprechen und erfragen, ob die Krankenkasse die Kosten einer Therapie tragen würde (in den meisten Fällen werden 6 Gespräche bewilligt und danach neu entschieden). Oder auch die Familienberatungsstelle Deiner Stadt (vollkommen kostenfrei) kann für Dich eine Anlaufstelle sein, um fachlichen Rat zu bekommen.

Alles Gute und für Dich die richtige Entscheidung!
Dana