Problem von Ute - 27 Jahre

Eltern getrennt - und jetzt?

Hallo,

Habe irgendwie mehrere Probleme, die alle zusammen hängen.
Meine Mutter ist psychisch krank - ich wollte das immer nicht so richtig wahr haben und fühlte mich hin und her gerissen von Ihren Geschichten, die ich ihr aber dann meistens glaubte. Sie erzählte unter anderem, dass alle Ärzte sie umbringen wollen, dass man sie nur zu Versuchszwecken für neue Medikamente benutzt, dass "die" alle unter einer Decke stecken, dass sie abgehört und verfolgt wird, dass man aufpassen muss was man sagt - sonst machen "die" das mit einem auch so..... u.s.w. Letztes Jahr war da glaub ich der Höhepunkt erreicht. Sie hat letztes Jahr gedacht sie muss sterben, weil Sie Zahnimplantate bekommen hat, die Ihrer Meinung nach angeblich vergiftet waren. Ich hab Ihr das geglaubt und hatte panische Angst davor sie zu verlieren. Habe bundesweit nach Zahnärzten gesucht die dieses Zeug wieder rausmachen sollten - was natürlich keiner tat weil es sowas angeblich nicht gibt und es noch dazu verboten ist solche Implantate wieder zu entfernen. Sie hat einen Arzt gefunden, der das Zeug raus gemacht hat - verbotenerweise. Ich weiß nicht ob das gut oder schlecht war. Wäre es drin geblieben, wäre sie warscheinlich an IHren Wahnvorstellungen kaputt gegangen - jetzt hat sie halt keine Zähne mehr und nur noch Stummel im Mund, mit denen Sie nicht richtig essen kann. Sie lässt aber keinen Zahnarzt mehr an sich ran.
Ich weiß immer noch nicht was ich glauben soll - aber bin mir sehr sicher, dass meine Mutter an Wahnvorstellungen leidet. Bis jetzt hat sie ständig Schmerzen, die sicher psychisch bedingt sind, und sucht nach "Schuldigen" dafür. Vor etwa einem halben Jahr fing es an, dass Sie meinem Vater misstraute. Sie glaubte er würde die Wohnung mit Schimmelpilzen verseuchen um Sie umzubringen (um nur ein Beispiel zu nennen). Mein Vater ist dieser Situation überhaupt nicht gewachsen gewesen. Immer häufiger rastete er aus und brüllte rum, wie bekloppt sie doch sei. Das machte natürlich alles nur noch schlimmer. Mein Vater hat sich schon immer so verhalten - rastete immer leicht aus und brüllte rum und war total ungeduldig und jähzornig. Da hab ich als Kind schon immer gedacht - also ich will mal einen anderen Mann. Ich habe dann erfahren, dass meine Mutter schon vor meiner Geburt Suizid-Gedanken hatte und deswegen in der geschlossenen Psychiatrie war. Sie hat mir auch mal erzählt, dass sie schon zwei mal von meinem Vater weg wollte und immer wieder auf seine Tränen-Drüse reingefallen wäre. In meiner Kindheit merkte ich von all dem überhaupt nichts! Nur hätte sich mein Vater anders verhalten müssen, wenn er weiß, dass er eine so kranke Frau hat! Jedenfalls eskalierte die ganze Geschichte vor etwa 4 Monaten. Genau am Tage nach meiner eigenen Hochzeit - so als hätte meine Mutter nur auf dieses Ereignis gewartet damit ich endlich erwachsen genug sei. Sie hat meinen Vater am Tag nach meiner Hochzeit verlassen. Ist einfach abgehauen, ohne ihm zu sagen wohin. Unsere Flitterwochen waren natürlich nach dem Anruf meines Vaters im Eimer! Ich wusste, dass sie sich heimlich einen Garten gekauft hat und das sie dort sein würde, sagte meinem Vater aber nicht wo der Garten ist, da meine Mutter das nicht wollte und Angst vor Ihm hatte. Als ich wieder zu Hause war von unserer Hochzeitsreise ging das ganze Theater für mich erst richtig los. Mein Vater heulte ständig, drohte damit sich umzubringen und vom Balkon zu springen, ich sollte Ihm sagen wo meine Mutter ist - ich war total hilflos. Und meine Mutter spielte die heile Welt in Ihrer Gartenlaube, hauste dort wie eine die unter der Brücke schläft, aber tat so als wäre sie glücklich. Sie hat mir noch ihre zwei blauen Arme gezeigt, die hat Ihr mein Vater zugefügt, als sie Ihn kurz in der Wohnung getroffen hat, als sie noch ein paar Sachen holen wollte. Da sei er wieder ausgerastet und habe mit Gewalt versucht sie fest zu halten.

So, inzwischen hat meine Mutter eine 1-raum-Wohnung da der Winter da ist. Ich finanziere Ihr die Wohnung teilweise, da sie das sonst nicht bezahlen kann. Sie tut so als sei alles in Ordnung aber hat mit meinem Vater noch nicht über Ihre weiteren Pläne, wenn sie denn welche hat, geredet. Und mein Vater wartet nach wie vor, dass sie zurück kommt, und ich bring´s nicht über´s Herz ihm zu sagen, dass ich nicht glaube dass sie zurück kommt. Hab einfach Angst vor seiner Reaktion. Ich bin zwischen den Beiden und, ob ich will oder nicht, ständig in der Vermittlerrolle. Es hängt ja auch die ganze Verwandschaft mit dran. Weihnachten in Familie wird´s woh icht mehr geben. Oma und Opa fragen mich, ob ich nicht mit meinen Eltern mal reden könne wie´s denn weiter gehen soll. Und mir fehlt einfach die Kraft dazu. Ich kann nicht mehr. Ich war schon bei dem Psychologen , wo meine Mutter in Behandlung ist. Der gibt mir jedoch keine Auskunft über Ihre Krankheit. Vielmehr hat er mir den tollen Tip gegeben mich raus zu halten und mein eigenes Leben zu leben. Es belastet mich aber so sehr - ich kann nicht einfach sagen das geht mich nichts an - es sind doch meine Eltern! ZU viele schöne Erionnerungen hängen da dran. Ich weiß auch nicht zu wem ich halten soll. Durch die seltsame undurchschaubare Krankheit meiner Mutter und die unmöglichen Reaktionen meines Vaters hasse ich mittlerweile schon Beide richtig.
Ich muss mich noch dazu um meine eigene Ehe kümmern. Die schönen Ereignisse der Hochzeit sind wie weg geblasen. Statt glücklich zu sein heul ich so viel wie noch nie und trauer unserem Familienleben in meiner Kindheit hinterher. Es wird einfach alles total viel in meinem Kopf. Ich habe Angst durch die ganzen Probleme meinen Mann zu vernachlässigen und viel zu wenig Zeit mit schönen Dingen mit Ihm gemeinsam zu verbringen. Und ich habe Angst die gleichen Fehler zu machen wie meine Eltern - Angst, dass eine Ehe keinen Bestand hat. Angst diesen ganzen angestauten Frust zu Hause bei meinem Mann abzuladen. Ich muss einfach irgendwie meinen Kopf von den Problemen meiner Eltern frei bekommen und ich weiß nicht wie. Ich muss doch jetzt mein eigenes Leben aufbauen - wie soll ich denn optimistisch in meine Zukunft schauen wenn um mich rum alles kaputt geht???

Liebe Grüße

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Probleme, Chaos in der Familie, die einem das Gefühl geben, handeln zu müssen, können den eigenen Alltag mächtig beeinflussen und durcheinander bringen. Das habe ich selbst in den letzten Monaten zu spüren bekommen. Ich will es nicht unbedingt miteinander vergleichen (Sorgen um die Lieben lassen sich nicht aufwiegen); aber auch ich konnte mich immer schwerer auf mich selbst konzentrieren, für mich, meinen Mann, mein Leben da sein. Ich habe mich innerlich strukturiert - immer für das, was gerade 'dran war' 100% gegeben. In Zeiten mit meinem Mann habe ich die Sorgen innerlich beiseite geschoben und war einfach bei ihm (nein, einfach war es nicht); wenn ich etwas für mich getan habe ebenso und wenn dann die Zeit für die Familie da war, war kein Platz für meinen Mann. Stunde um Stunde des Tages habe ich aufgeteilt in sorgenfrei und sorgenvoll. Für mich war das der Weg, für alles Raum zu haben. Und so habe ich auch den Rat vieler Therapeuten umgesetzt, mich um mich zu kümmern und mich nicht immer und nur für andere verantwortlich zu fühlen. Ich habe nämlich den gleichen Rat gekommen, den man Dir auch gab. "Laufen lassen, das richtet sich."

Du hast mit dem Psychologen Deiner Mutter gesprochen? Fast wundert mich, dass sie einen hat, wo doch ihre Ängste vor 'denen' so groß sind. Habt ihr auch über eine eventuelle Einweisung Deiner Mutter gesprochen? Harter Schritt, ich weiß - aber ich würde mit meinem spärlichen Wissen darüber auch sagen, sie hat Wahnvorstellungen. Und m.E. gehört man damit in eine Klinik.

In Situationen mit Deinem Vater (steht auf dem Balkon, droht zu springen) würde ich den Notarzt rufen, den psychologischen Notdienst. Auch er scheint fachliche Hilfe in der Trennung zu brauchen.

Schau hin, was Du leisten kannst und was in Fachhände gehört. Du kannst es nicht allein richten und ins Lot bringen. Erkrankungen kannst Du nicht heilen; Du kannst nicht den Job eines Therapeuten und Psychologen machen. Gebe immer auch Verantwortung, die Du selbst fühlst und trägst, an andere ab. Es ist nicht zu schaffen.

Alles Gute!
Dana