Problem von anonym (w) - 28 Jahre

Sonntagsbesuche

seit 4 Jahren bin ich mit meinem Freund zusammen, vor einem Jahr bin ich zu ihm gezogen. Das Haus gehört zur Hälfte seiner Mutter, seine Eltern sind geschieden. Seine Mutter wohnt 20 Km entfernt. Es fällt mir schon schwer, mich in ein gemachtes Nest zu setzen, obwohl ich mein eigenes Zimmer habe, weil meine Möbel nirgends dazwischen passten. Im Haus sind Gegenstände von seinem Vater, seiner Mutter, seines Bruders, alles hässlich alt und voll, ich fühle mich kaum zu Hause, das könnte ich noch akzeptieren. Aber: jeden Sonntag will seine Mutter zu Besuch kommen. Natürlich können wir ihr auch mal absagen, aber dann habe ich ein schlechtes Gewissen und selbst wenn: ich muss jeden Freitag wissen, was ich Sonntag vorhabe, wann es Mittagessen gibt etc... Mein Freund findet das ganz normal seine Mutter ist ja arm, da solo. Auch sein Bruder, der weggezogen ist und nur einmal im Jahr kommt und dessen Freundin sind der Meinung, dass das normal ist. Aber ich kann das nicht mehr! Ich arbeite momentan nur halbtags, danach reinige ich dieses volle, viel zu große Haus, am Samstag kaufe ich ein und Sonntags kommt seine Mutter. Ich will wieder voll arbeiten aber das schaffe ich nicht! Jetzt überlege ich aus diesem Grund eine Stelle weit weg anzunehmen, was wahrscheinlich das Ende unserer Beziehung ist. Er wirft mir vor, ich könne seine Mutter nicht leiden- zugegeben, sie ist kein einfacher Mensch- aber erst dieser Druck, den ich empfinde macht die Beziehung zu ihr kaputt. Während der Woche können wir uns nicht treffen, denn sie ist zwar in Rente aber abends zu müde um zu uns zu kommen. Ich habe das Gefühl, ich komme da nie wieder raus, ich brauche Freiheit und Spontanität am Wochenende, ich kann ihr nicht morgens absagen, weil ich plötzlich ausschlafen will, sie hat nie ein Handy dabei. Bin ich so egoistisch, wenn ich das fordere? Sie ist Anfang 60, das kann noch zwanzig Jahre so gehen, dann bin ich fast fünfzig!! Mein Freund versteht das nicht, er wirft mir vor, seine Mutter nicht leiden zu können, aber dass ich manchmal nicht am Sonntag die Küche aufräumen und seine Mutter stundenlang unterhalten mag, findet er total fies und undankbar. Es ist doch nicht meine Schuld, dass sie geschieden ist und ich will einfach mal das Wochenende kommen sehen, ohne seine Mutter zu bewirten oder mir eine plausible Absage einfallen lassen zu müssen. Ist dieser Anspruch seiner Mutter normal? Bin ich so verständnislos? Ich weiß nicht mehr was normal ist, seine Familie redet an mir rum, ich würde es einfach nicht verstehen, weil meine Eltern sich gegenseitig haben- ich weiß nicht mehr, wer da objektiv ist nur, dass ich das nicht mehr will! Ist das normal?

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ich denke, da hat jede Familie so ihre eigene Normalität. Sowohl Familien, die sich jeden Sonntag treffen als auch welche, die nur alle paar Monate zusammen essen, kenne ich und denke, dass da jeder entscheiden muss, was sein Weg ist.

Deinem Freund scheint es auch wichtig zu sein - könnte er Dir nicht z.B. Arbeit abnehmen? Den Einkauf erledigen? Sich Gedanken um das Essen machen? Vielleicht auch mal kochen / aufräumen? Warum liegt das alles bei Dir? Er könnte Dir damit ein wenig Freizeit am Wochenende zurückgeben, die Dir so fehlt.

Vielleicht könnt ihr auch ein Stück von der Normalität in dieser Familie verändern? Man muss ja nicht gleich alles über den Haufen werfen? Das erste Wochenende im Monat nur für euch? Wäre das ein Vorschlag?

Wie sieht es mit den Veränderungen im Haus aus? Ein wenig umdekorieren? Einen Teil auf dem Dachboden verstauen? Auch, wenn Du sagst, Du kannst damit leben, scheint es Dich sehr zu belasten.

Alles Gute!
Dana