Problem von Anonym - 21 Jahre

Trennung der Eltern

Hallo, liebes Kummerkasten - Team.

Also ich bin 21 und eigentlich nicht sicher, ob ich überhaupt was auf dieser website zu suchen habe. Ich bin durch zufall darauf gestoßen und hab mir einige von euren Beiträgen angeschaut. Nun zu meinem Problem, da ich eigentlich nicht wirklich mit jemand drüber reden kann oder will.

Wie gesagt bin ich 21, habe drei jüngere Geschwister (19, 17, 16) und einen kleinen Neffen mit 4 Jahren. Meine Eltern haben sich im Oktober letzten Jahres getrennt, zumindest offiziell, denn so gesehen , lief es die ganzen letzten Jahre schon nicht gut. Mein Dad wohnte/wohnt seit 3 Jahren im Gästezimmer .... Aber fangen wir von vorn an. Mein Dad hatte vor 9 jahren eine Affäre. Damals wusste ich dass nicht so genau, aber wenn ich heut so drüber nachdenke, habe ich das mit Sicherheit mitgekriegt, nur habe ich es damals nicht ganz so verstanden. Meine Eltern haben sich damals wieder zusammengerauft, wir haben ein Haus (natürlich noch nicht abbezahlt) und mein Dad ist selbstständig (die derzeitige wirtschaftliche Lage macht es ihm natürlich schwer) und sie haben nunmal vier Kinder, so dass ihnen damals wohl nichts anderes übrig blieb. Ich kann mich noch erinnern, dass bis vor drei Jahren m.A. nach alles gut lief, aber der Schein hat wohl getrügt. Damals ist er runter ins Gästezimmer, angeblich wegen meines neffen, meine Schwester (19) hat nämlich schon mit 14 gemeint mutter zu werden) und gut verstanden haben sie sich seither auch nicht. Allerdings haben sie mit uns nie wirklich drüber gesprochen. Bis im Oktober 2004 und seitdem ist alles so unerträglich geworden. Anfangs haben sie noch gemeint, sie werden beide nach wie vor im Haus wohnen bleiben, wollen alles so lange halten bis mein Bruder (16) seine Ausbildung beendet hat und auf eigenen Beinen stehen kann. Vor vier Wochen ist meine Mum ausgezogen, mein Dad hat wieder eine Affäre mit dieser Frau! Ich hasse meinen Vater für das was er meiner Mutter antut, trotzdem ist er mein Vater und ich bin für ihn da. Ich hasse meine Mutter dafür, was sie uns Kindern antut, weil sie ausgezogen ist, gleichzeitig weiß ich dass es für sie einfach besser ist. Am meisten hasse ich die Freundin (oder Geliebte, S******* wie auch immer) meine Vaters für dass was sie unserer Familiie antut, gleichzeitig weiß ich dass an allem nur meine eltern schuld haben, weil die Ehe schon viel früher kaputt war, sonst hätte mein Dad wohl nie eine Affäre angefangen. Ich bin die Älteste zuhause und mache mir ständig sorgen um meine Geschwister, muss jetzt den Haushalt zusammen mit meiner Schwester (19) führen, was für uns beide eine zusätzliche Belastung zum Job und für sie zusätzlich als Mutter eine ziemliche Belastung ist. Mein Dad hat wieder angefangen zu trinken und davor habe ich angst, weil ich es hasse, wenn er trinkt, sein Vater also mein Opa ist am Alkohohl gestorben. Nach außen hin, merkt man es mir nicht an, wie weh mir das mit meinen Eltern eigentlich tut, ich bin an sich immer gutgelaunt und für jeden spaß zu haben, bis gestern hab ich nie mit jemanden darüber geredet und da bin ich bei meinem Freund zusammengebrochen. Wir sind seit 4 Wochen zusammen und kennen uns aber schon ewig und er hat gestern einfach nicht locker gelassen...... Ich bin eigentlich immer die Starke, die die nichts klein kriegen kann, ich bin der Ansicht, dass muss ich auch, weil ich mich für meine Geschwister veranrtwortlich fühle, aber scheinbar.... Ich ziehe jetzt aus von zuhause, eigentlich wollte ich dass schon viel früher, aber es hat sich nichts gutes ergeben, aber ich habe ein unheimlich schlechtes gewissen gegenüber meinem Vater und meinen Geschwistern, weil ich jetzt auch sie nach meiner Mutter im Stich lasse, ok meine Mum hat uns nicht direkt im Stich gelassen, sie ist ja nach wie vor präsent, aber sie ist nicht mehr zuhause..... Manchmal möchte ich mir einfach irgendwo ein Loch graben und warten bis der ganze Sch..... vorbei ist. Meine Mum, die ständig über meinen Dad schimpft, mein Dad, der das gleiche tut, sich aber am Bier auslässt, meine schwester die mit ihrem Kind sehr anstrengend ist, mein bruder, der sich total verschließt und nach hilfe schreit, sie aber nicht annimmt, wenn man sie ihm anbietet und meine andere schwester, die das alles so sehr mitnimmt, aber nie da ist, weil sie Ihre Ausbilung etwa 200 km entfernt macht. Ich habe angst vor dem Tag, an dem sie unser haus verkaufen müssen, weil keiner den anderen auszahlen kann und da wir keine Familie sind, die sich ständig küsst oder umarmt (wie hätten wir das auch je bei solchen Eltern kennen lernen sollen) , habe ich einfach angst, dass unsere Familie ganz zerbricht. Ich weiß, dass es meine aufgabe ist, die Familie zusammenzuhalten, aber irgendwie fühl ich mich einfach so kraftlos, da irgendwas zu tun. Ständig steh ich zwischen meinen Eltern, meistens wollen sie mit mir reden, aber ich will mich da einfach nicht einmischen, dann diese Rechtfertigungen vor anderen im Dorf, in der Verwandtschaft, jeder will wissen wie es bei uns zu hause ist, dabei geht das doch niemanden was an und alle kommen sie zu mir........... Ich habe das alles so satt! Aber verkriechen ist nunmal keine Lösung. Ich glaube, es ist ziemlich egal wie alt man ist, wenn sich die Eltern trennen, dann geht für die Kinder eine heile Welt in die Brüche! Ich weiß nicht ob ihr mein Problem versteht. wahrscheinlich nehme ich mir dass alles einfach zu sehr zu herzen. Ich würde mich über eine Antwort freuen, seit gestern weiß ich, dass es wichtig ist, darüber zu reden und vielleicht war mein Geflenne bei meinem Freund ganz gut, denn das habe ich bis gestern nicht, also geweint wegen meinen eltern.

Ok, also danke schon mal. LG

Anwort von Sabine

Hallo!

Du hast den Nagel genau auf den Kopf getroffen. Es ist sehr wichtig darüber zu sprechen, wenn es einen so sehr belastet. Du hast im Allgemeinen alles sehr gut erkannt. Der Rückzug und der Alleinkampf sind keine gute Idee. Es ist schwer solche Dinge alleine zu bewältigen und Du mußt es auch nicht alleine bewältigen. Selbst wenn ein Gesprächspartner nicht direkt etwas ändern oder auslösen kann, aber das er da ist uns zuhören kann und vielleicht doch einige Tipps hat, dass ist wichtig.
Was ich nicht so ganz verstehe, dass Du Dir die Rolle zuteilst, dass Du die Familie zusammenhalten mußt. Warum glaubst Du, dass Du es alleine machen mußt. Ich denke vielmehr, dass Dich der Gedanke, dass Du es alleine machen mußt sehr belastet. Die Familie, oder besser gesagt die Geschwister, die sollten gemeinsam alles zusammenhalten und nicht nur Du. Sie haben alle ihr Leben und je älter sie werden um so mehr werden sie ihre eigenen Wege gehen. Davor kann man kein Stop und kein Halt setzen. Es geht weiter und oft ziehen die Geschwister in andere Städte, weil es berufsbedingt nicht anders möglich ist. Trotzdem sind sie aber füreinander da, wenn man sie braucht. Es ist nicht unbedingt wichtig, dass man unter einem Dach wohnt, es ist viel wichtiger zu spüren, dass sie da sind, wenn man sie braucht.
Deine Eltern haben sich für die Trennung entschieden und leider kann man da nicht viel ändern. Sie haben herausgefunden, dass es nicht mehr funktioniert und sie nur noch streiten und für beide ist es vielleicht der beste Weg, getrennte Wege zu gehen. Viele Eheleue verstehen sich nach der Trennung besser als in der Ehe. Wenn es nicht mehr geht, dann geht es nicht mehr und leider kann man es nur akzeptieren.
Das Du mit Deinem Freund über die Angelegenheit sprichst, dass ist sehr gut für Dich. Je mehr Du darüber sprichst, um so weniger kann es sich in Deinem Kopf festsetzen und Dir solche Sorgen machen. Er hat Dir gezeigt, dass er für Dich da ist und das solltest Du vielleicht auch weiterhin wahrnehmen.

Lieben Gruß.