Problem von Anonym - 38 Jahre

Wie kann ich ein Problem klären ohne darüber zu sprechen?

Hallo liebes Team!

Ich habe, wie viele andere ein Problem.
Ich bin Schwul( Das ist aber nicht das Problem, zumindest nicht für mich) und seit 2Jahren in einer Beziehung.
Wir hatten uns kennengelernt als ich noch dabei war, mir ein neues Selbstbewußtsein aufzubauen. Ich war seit 3Jahren Single, hatte davor eine lange Beziehung mit meinem allerersten Partner, der 11Jahre älter war als ich und zwei Kinder hatte. Wir trennten uns, da er sich neu verliebt hatte, genau in der Zeit, als meine Schwester sagte, dass der Krebs sie besiegt hat und sie nur noch wenige Wochen leben würde.
Ich war in dieser Beziehung immer schnell verunsichert und im Zweifel darüber, ob ich die Dinge falsch sehe. Ich machte mich oft dafür verantwortlich wenn es zum Streit kam und das frustrierte mich und blokierte mich zu handeln. Im Grunde war diese Trennung das beste, nur der Zeitpunkt war schlecht. Ich brauchte diese 3Jahre um den Schock soweit verarbeitet zu haben, dass ich mich auf andere wieder einlassen konnte.
Ich hatte den festen Vorsatz meine Wünsche in meiner neuen Beziehung zu äußern, Dinge zu klären und mich nicht nur auf halbe Kompromisse einzulassen. Ich hatte den Vorsatz mein Leben nicht nach den Bedürfnissen meines Partners auszurichten und nur auf ihn Rücksicht zu nehmen.
Ich höre schon ein Aufschreien. Ich will damit nicht sagen, dass ich mir vorgenommen habe, mit dem Egoistenhammer durch die Beziehung zu rennen und alles kleinschlage was mir nicht passt. Ich wollte nur nicht mich selbst aufgeben und das Gefühl bekommen, das Leben einer anderen Person zu Leben.

Meine Probleme starteten schon am ersten Tag, den Hormonen sei dank. Er befand sich in der Trennungsphase von einer Frau und bat mich zu ihm zu halten, damit er diese Trennung durchsteht. Na klar!
Er forderte von mir, verständnis dafür aufzubringen, dass er seinen Eltern und seinem Bruder nicht sagen will/kann/soll/möchte oder wie auch immer, wie er lebt und dass ich diesen Teil seines Lebens keinen Zugang gewährt bekomme. Klar bekam er Verständnis.
Ich müsse auch verstehen und akzeptieren, dass er beim Sex eher der aktivere Part wäre. Das könnte ich auch noch ertragen. Doch damit fing die Unzufriedenheit an. Er benutzte plötzlich Worte in Bezug auf mich, die mich daran Zweifeln ließen, ob ich überhaupt noch ein Mann war. Das Spiegelbild zeigte es mir. Ich fühlte mich benutzt wie ein Kunststoffpüppchen, denn weder küssen noch streicheln noch eine eigene Bewegung war neben dem Akt erwünscht. Das Schlagwort dafür war : Das überreizt mich.
Während einer Liebesnacht verletze mich seine Aussage so stark, dass ich nicht mehr bereit war nochmal mit ihm intim zu sein.
Es folgten Gespräche und Streit aus meinem verletzten Gefühl heraus. Doch wenn ich erklären wollte, was mich verletzt, dann fühlte er sich von mir provoziert und angegriffen. Ich konnte es nie richtig sagenb. Doch wie soll man etwas klären, wenn man nicht den Umstand, der zum Problem geführt hatte, erwähnen darf?
Ein halbes Jahr lief nichts mehr. Er wurde von seiner Familie stark eingespannt. Er Pflegt einen Familienangehörigen. Ich kochte, machte für ihn besorgungen, wartete bis er kam, was nie voherzusehen war. Mal kam er früh, mal kam er spät. Ging inch in den Sport, kam ein Anruf, wo ich bleibe. Traf ich mich mit Freunden, kam die Bemerkung, dass er kein Leben mehr hat und ich so vieles könnte. Immer wieder war er enttäuscht und fühlte sich benachteiligt. Wir redeten und ich ließ mich auf Sex mit ihm ein. Es war nicht schön. Ich dachte ich sei nicht anwesend und fühlte mich leer trotz Höhepunkt. Das war vor einem Jahr. Seit dieser Zeit kein Sex.
Ich mag ihn sehr, doch weiß ich nicht ob ich ihn Liebe. Ich vermisse ihn, wenn er nicht da ist und wenn er da ist, könnte ich ihn in eine Rakete setzen. Ich fühle mich von ihm nicht ernst genommen, da er mir das Gefühl vermittelt, alles im Leben schon erlebt zu haben und mich von seinem Wissen provitieren lassen will. Beim gemeinsamen Essen herrscht schweigen weil er durch Tischgespräche nervös wird. Für Gespräche ist kein Zeitpunkt der richtige und meist gehen seine Wünsche vor.
Ich trage dafür die Verantwortung, weil ich auf ihn Rücksicht genommen habe. Ich habe meine Vorsätze über Bord geworfen, aus allen Möglichen Gründen, die mir nun wie Entschuldigungen vorkommen.
Doch nun bin ich an dem Punkt angekommen, an dem sich etwas klären sollte, denn er fühlt sich angeblich wohl. Er redet von gemeinsamer Wohnung, irgendwann, obwohl er mir immer wieder verdeutlicht, dass ich ja nicht mit ihm schlafen will und er sich das nicht erklären kann. Er sucht den Grund darin, dass er nicht ausdauernd genug wäre. Das er einfach andere Bedürfnisse im Bett hat als ich, das versteht er nicht.
Wie kann ich also mit ihm reden, ohne Beispiele zu bringen, ohne ihn anzugreifen, ohne zu verletzen und trotzdem all meine Zweifel, all meine Gefühle und all meine Wünsche äußern?

Anwort von Tina

Hallo,

als erstes möchte ich dir sagen, bleib so wie du bist!
Ich finde es beeindruckend, wie klar, deutlich und klug du deine Situation siehst und beschreiben kannst und ich denke, du weisst genau, was du brauchst und was du willst!
Man kann Dinge in einer Beziehung immer nur in einem Gespräch klären und nur wenn du mit ihm darüber sprichst und ihm klar und deutlich sagst, wie du das in dieser email geschrieben hast, kann sich etwas ändern!
Ich denke, er schränkt dich sehr ein und hat sehr viel Besitz von dir genommen, was niemals in einer Beziehung sein sollte.
Jeder sollte weiterhin frei sein und der Mensch bleiben, der er ist!
Du solltest in deiner Beziehung frei und offen reden können, wenn du das nicht kannst, solltest du dir wirklich Gedanken machen, ob das der richtige Mann für dich ist.
Versteh mich nicht falsch, ich bin immer der Meinung , man sollte versuchen eine Beziehung zu retten bzw wenn sich beide lieben, alles versuchen, aber nicht um jeden Preis!
Du darfst dich selbst dabei nicht verlieren!
Denk einmal in Ruhe nach und auch wenn es jetzt ein harter Weg für dich wird, musst dich das Gespräch mit ihm führen und das ganz offen und ehrlich deine Gefühle ihm mitteilen, auch mit dem Risiko ihn zu verletzen!
Nur wenn du jetzt den Mut findest, offen zu reden, er dir zuhört, dich liebt und versucht zu verstehen, könnt ihr in einer gemeinsamen Wohnung glücklich werden!
Wenn er dich liebt, wird er versuchen einiges zu ändern, tut er nicht, solltest du, so schmerzhaft es ist über eine Trennung nachdenken!
Deine ganze Email ist so klar und so deutlich, das du versuchen solltest ihm das auch so zu sagen.
Ich wünsche dir dabei ganz viel Glück und denke immer daran:
Das größte Glück des Lebens ist es zu lieben und geliebt zu werden!
Ich denke, du liebst ihn sehr, sag ihm das, aber sag ihm auch, das du die gleiche Liebe zurück benötigst!
Alles Gute
Tina