Problem von Taisa - 17 Jahre

Die Beziehung zu meiner Mutter

Geehrtes Team des Kummerkastens!

Zuerst einmal möchte ich eure wunderbare Arbeit loben, ihr gebt Menschen mit kleinen oder größeren Problemen eine Rückgratstütze und versucht selbst mit übermüdeten Kopf anderen zu helfen.

Mein Problem ist eigentlich keines, da ich es nicht mehr derart als Last ansehe, aber trotzdem habe ich manchmal das Gefühl dass es mehr in mein Leben eingegriffen hat als ich meist vermute.

Meine Eltern ließen sich im meinem 8. Lebensjahr scheiden, meine Mutter blieb aber noch in unserer Wohnung bis ich zehn war. Als sie meinen Vater und mit eröffnete, sie wolle ausziehen war das kein großer Schock für mich. Nein, eher eine lang erwartete Entscheidung.

Schon als ich klein war, war mein Verhältnis nie gut mit meiner Mutter, da ich schon immer "Papas kleine Prinzessin" war und ihn sehr liebe und schätze, auch wenn er seine Fehler hat. Meine Mutter hingegen, reagierte sich stets bei mir aus, wenn mein Vater sich nicht so verbog und sich ihr unterwarf wie sie es wollte, und ich ließ mir das nicht gefallen. Wir beschimpften uns, ich sagte ihr dass ich sie hasse, sie brach mein Tagebuch auf, ich zeigte ihr noch deutlicher wie sehr ich sie verabscheute und sie brach in Tränen aus. Aug um Aug, Zahn um Zahn. Wir schenkten uns defintiv nichts

. Sie war extrem eifersüchtig, und da mein Vater aber stets sehr gute Verbindungen mit Exfreundinnen oder weiblichen Bekannten pflegte und von natur aus ein sehr charmanter und charismantischer Mann ist, war ihr das natürlich ein Grund massloser Anschuldigungen und Streitereien. Ich wuchs quasi in einem Familienleben mit viel Geschrei und Wutausbrüchen meiner Mutter auf und sah sie zerbrechen.

Als sie von ihren Auszugsplänen erzählte, wusste ich sofort dass ich nicht freiwillig zu ihr kommen würde. Also verneinte ich ihre frage, ob ich zu ihr ziehen wolle. Das war ein schwerer Schlag in ihren Muttergefühlen und ihren Annahmen von "Normalscheidungsmädchen" die stets unter den Fittichen ihrer Mutter bleiben. Sie zog also ohne mich aus.

Am Anfang, war sie sehr erpicht darauf mich oft zu sehen, aber meist endete das in wüsten Gekeife und ihren Tränen. Ich konnte sie nicht lieben, ich wollte nicht. Eine Frau, die sich derart an ihren Ex rächt und jegliche Auswirkungen auf mich ausser Acht lässt, ist keine Mutter. Später dann sahen wir uns nur noch alle paar wochen für ein Wochende und jetzt alle paar Monate für eine halbe Stunde Kaffeehaus um belangloses zu reden.

Es kam sogar so weit dass sie uns in den Konkurs trieb und morgen ist die Verhandlung ob mein Vater die Firma behalten darf oder nicht. Wenn sie auch dort nicht zustimmt, dann überlege ich mir wirklich ob ich überhaupt noch Kontakt halten soll.

Ihre Agressivität und seelische Labilität schreckten mich gänzlich ab und ich habe auch komplett nichts weibliches an mir, da ich mir schon immer ein Vorbild an meinen Vater nahm.

Was soll ich tun? Manchmal fühle ich mich schon als sei mir etwas kostbares abhanden gekommen, aber dann wieder bin ich derart froh sie nicht zu sehen, und ihr nicht seelisch nah zu sein, dass ich denke ich habe gar keine Mutter.

Bin ich herzlos? Oder ist sie es? Was können wir für ein besseres Verhältnis tun?

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Taisa!

Herzlos bist Du definitiv nicht. Denn dann wäre es Dir schlicht egal, wie das Verhältnis ist und wie man es besser kann. Solche Gedanken, das Gefühl von Vermissen, den Wunsch nach Besserung, diese Reflektion des Vergangenen haben nur Menschen mit Herz.

Ich denke, Du musst nicht heute oder morgen eine Entscheidung für das ganze Leben treffen. Wenn Du sagst, Du brauchst erst einmal Ruhe, dann kannst Du Dich zurückziehen. Wenn das Vermissen dann aufkommt, kannst Du Dich jederzeit melden. Und ich denke, Deine Mutter sollte es auch so handhaben. Wenn man sich trifft und das eine Art Pflichtveranstaltung ist, kann man sich wohl nur schwer näherkommen. Man sollte schon Lust und Vorfreude auf dieses Treffen mitbringen. Ich meine, wenn Du keine Lust auf Kino hast, dann wird Dich der Film auch nur nerven, oder? (hinkendes Beispiel, ich weiß).

Um euer Verhältnis zueinandern zu bessern, solltet ihr wohl beide einmal hinschauen, was ihr euch vom anderen wünscht und welches Verhalten ihr toll fändet. Nicht aufzählen, was falsch ist, sondern einfach erzählen, was ihr gerne hättet. Ganz ohne Vorwurf und diese Wünsche auch erst einmal unkommentiert lassen, damit sich jeder auch seine Gedanken dazu machen kann und dann sehen, ob er diese Erwartungen erfüllen kann und will.

Wenn ihr zwei das allein nicht schafft (ist eben auch ein schwieriges Unterfangen) und beide den Wunsch nach Veränderung in eurer Mutter-Tochter-Beziehung habt, dann könnt ihr euch auch jederzeit an eine Familienberatung wenden, um mit diesen 'alten Geschichten und Gefühlen' abzuschließen, ohne dass dabei alles zubruch geht.

Alles Gute!
Dana