Problem von Anonym - 17 Jahre

Ich r**** mich...

Als erstes mal: Hallo.
Ich bin durch Zufall auf eure Seite gestoßen und dachte mir, dass ich hier einfach mal den Mist aufschreibe, den sonst niemand von mir weiß.
Danke schon jetzt fürs zuhören!

Ich sollte wohl mal vorne anfangen... Also, vor ca. zwei Jahren ist mein Opa gestorben. Damit fingen meine Probleme eigentlich an. Er war die einzige männliche Bezugsperson, die ich in meiner Familie hatte, da meine Eltern schon seit 15 Jahren geschieden sind und ich keinen Kontakt zu meinem Vater hatte.
Irgendwie habe ich das nicht verkraftet und habe dann angefangen zu trinken und Drogen zu konsumieren.
Meine Mutter stand der Situation hilflos gegenüber, weil sie sich um meine Oma kümmern musste und für mich dann verständlicherweise nicht soviel Zeit blieb.
Ich habe dann nach ca. 2 Jahren so einigermaßen die Kurve gekriegt, allerdings habe ich vom Gymnasium auf die Realschule wechseln müssen. Die einzigen Menschen, die mir in dieser Zeit zur Seite gestanden haben waren meine Freunde, aber durch sie ist wahrscheinlich mein größtes Problem entstanden: Ich r**** mich...
Wie ich oben erwähnte, lebten meine Eltern geschieden. Ich erfuhr vor ca. einem Jahr dann das mein Vater gestorben war. Auch wenn ich ihn nicht gekannt habe war das ein harter Schlag für mich, oder vielleicht auch gerade deswegen... Ich habe nie das Bedürfnis danach gespührt ihn zu sehen, weil er Alkoholiker war und viel Schaden angerichtet hat. Trotzdem habe ich mir aber immer Illusionen gemacht und mir vorgemacht, dass er mich bestimmt vermisst und mich lieben würde etc. Ich wusste, er lebt irgendwo in der Nähe und ist einfach da.
Damit konnte ich gut leben , aber das alles brach weg, niemand kann mich da verstehen, aber von meinem Opa konnte ich mich verabschieden. Bei meinem Vater war es anders, ich habe erst ein Jahr nach seinem Tod die Mitteilung bekommen, dass er gestorbrn ist. Niemand gibt mir eine Auskunft woran er gestorben ist oder wo sein Grab sich befindet.
Leider erbte ich dazu noch ungefähr 50. 000euro Schulden, weil meine Mutter das Erbe nicht rechtzeitig ausgeschlagen hat. Mit dieser Angelegenheit ist derzeit ein Rechtsanwalt betraut.
Aufgrund der oben genannten Probleme flüchtete ich mehr und mehr in meinen Freundeskreis, dort hatten auch andere größere Probleme. Sie ritzten sich. Ich habe irgendwann auch damit angefangen. ich versuche es zu verstecken, bis jetzt wissen es nur wenige. Ich verbrenne mich auch mit Zigaretten. Es löst ein Glücksgegühl aus und man fühlt sich dann für kurze Zeit wieder lebendig. Ich weiß, dass das krank ist... Alle halten mich für ein normales Mädchen, ich bin niemand dem man seine Probleme ansehen würde. Deswegen bin ich wohl auch so alleine mit ihnen... Ich möchte damit aufhören, kann aber niemandem davon erzählen und ich weiß auch nicht ob ich ohne dieses Gefühl überhaupt jemals wieder froh sein kann.
Ich hoffe ich habe euch nicht zu sehr gelangweilt.

Anwort von Sabine

Hallo!

Du schreibst, dass Du ritzt und somit vielleicht versuchst zu flüchten vor bestehenden Problemen. Wie Du selber feststellen mußt, ist es aber keine wirkliche Lösung. Es lenkt vielleicht ab, hinterlässt häßlich Narben und kann schwere Entzündungen bringen. Es schafft im Grunde nur weitere Probleme anstatt die bestehenden zu beseitigen oder sich ihnen zu stellen. Genau darauf möchte ich hinaus.
Es tut mir leid, dass Du Deinen Opa verloren hast und ich kann verstehen, dass er Dir fehlt. Es ist wichtig, dass Du darüber mit jemandem sprichst. Versuche mit einer vertrauten Person darüber zu sprechen, damit es sich in Deinem Kopf nicht so festsetzen kann. Es ist zwar nur ein Gespräch, aber es setzt sich so nicht so sehr in Deinem Kopf fest. Freunde und die Gespräche sind eine sehr gute Medizin dagegen. Auch das Du uns geschrieben hast, war ein Schritt auf die Probleme zu, um sie evtl. zu besiegen. Du hast auf uns zurückgegriffen und darüber geschrieben um Dich damit auseinander zu setzen. Ein Schritt von Dir auf den ich sehr stolz bin. Es ist ein Kampf den Kummer zu besiegen und sich den Problemen zu stellen, abe ein Kampf den man auf jeden Fall gewinnt anstatt sich zu verstecken hinter weiteren Problemen und wenn man einmal die Kurve gekriegt hat, dann wird es einfacher. Du fängst an Dich zu vestecken aufgrund Deiner Ritzerei. Das ist nicht gut. Du solltest jetzt, wo Du einen Schritt nach draußen gemacht hast, auch das andere Bein hinterher ziehen. Versuche Dich abzulenken und schreibe es ggf. auf, was Dich belastet. Es hilft, wenn gerade keiner da ist zum sprechen. Es ist eine Umstellung, aber es ist eine Umstellung, die Dir auf die Dauer vielleicht helfen könnte. In ein paar Jahren nimmst Du dann diese Zeilen wieder hervor und kannst Deine Stärke immer wieder erkennen. Natürlich ist es leichter sich zu verstecken anstatt sich den Problemen zu stellen, aber es bringt keine Lösung und ich denke, wenn Du es jetzt weiter in Angriff nimmst und aus Dir herauskommst, dann kannst Du es auch schaffen.
Wir sind da. Wir sind immer da, auch wenn die Antworten manchmal dauern. Und wenn Du eine vertraute Person gefunden hast, dann wirst Du es auch schaffen.

Lieben Gruß.