Problem von Anonym - 50 Jahre

Meine Tochter wird zur Fundamentalistin

Hallo,
ich habe meine Tochter (18) eigetnlich immer zur Toleranz und Weltoffenheit erzogen, aber in der letzten Zeit mache ich mir Sorgen um sie
Ich glaube, dass sie durch den Einfluss einer Schulkameradin zur christlichen FUndamentalistin geworden ist. Die meisten Bücher und Fernsehsendungen sind für sie Tabu und sie hat auch schon mal gesagt, dass ihrer Meinung nach Homosexualität eine "Krankheit" ist. Auch empfindet sie Abtreibung als Mord.
Meine Tochter hat gute Noten und würde wahrscheinlich ein tolles Abitur machen. Sie wollte immer studieren. Jetzt überlegt sie sich, die Schule abzubrechen und selbst wenn sie Abitur macht, will sie nicht studieren, weil sie Angst hat, sonst keinen Mann abzukriegen. In Biologie hat sie sich geweigert, einen TEst über die Evolution zu schreiben und dafür eine 6 bekommen und war sogar stolz darauf, sie sagte, sie habe das im Namen Jesu getan. Sie sagt, dass die gottgewollte Aufgabe einer Frau ist, Hausfrau und Mutter zu sein, und dass das am besten so schnell wie möglich passieren sollte. Sie sagt, Männer, die ihren Glauben und ihre Moral teilen, würden möglichst früh heiraten wollen und keine Frau wollen, die zu gebildet ist, da die Aufgabe einer Frau sei, sich ihrem Mann unterzuordnen und ihn zu unterstützen, nicht, sein gleichberechtigter Partner zu sein.
Gespräche mit ihr sind bisher gescheitert, da sie völlig uneinsichtig ist und ständig versucht, mich zu bekehren. Einmal ist sie sogar in Tränen ausgebrochen und hat gesagt, dass sie doch nur mein Bestes will und dass sie nicht will, dass ich in die Hölle komme.
Ich habe das Gefühl als Mutter versagt zu haben und möchte nicht sehen, wie meine Tochter ihr Leben und ihre Ausbildung hinschmeißt. Ich weiß, dass sie vollhjährig ist aber ich bin trotz allem noch ihre Mutter. Was soll ich bloß tun?

Anwort von Kerstin

Hallo,

erst mal ganz vorneweg, du hast als Mutter nicht versagt! Natürlich ist es schwer so eine plötzliche Änderung der gesamten Lebenseinstellung zu verdauen, noch dazu wenn die Tochter eigentlich noch sehr jung ist.
Nun hast du Angst, dass sie das Abitur schmeisst und sich wirklich in diese - für meine Begriffe - sehr enge Lebensstruktur stürzt.
Wie soll man sich denn da verhalten? Ich glaube, solange sie bei dir auf Widerstand stößt, wird sie sich noch weiter in dieses Richtung entwickeln. Zeig ihr, dass du sie trotzdem liebst, auch wenn du ihre strenge Glaubensauffassung so nicht teilen kannst. Damit verhinderst du, dass sie sich von dir unverstanden fühlt und sich noch weiter entfernt.
Versuch doch mal herauszufinden, um welche Glaubensgemeinschaft es sich dabei handelt. Meistens steckt immer eine Institution dahinter, die den Leuten das Blaue vom Himmel verspricht. In dem Fall deiner Tochter scheint es eine zu sein, die mit der Angst der Leute spielt. Denn welcher Gott würde denn Leute in die Hölle schicken? Wenn man den Leuten genug Angst davor macht, dann hat man ein leichtes Spiel.
Ich geb dir mal einen Link an, der das Thema behandelt
http://www.sekten-sachsen.de/wastun.htm
Versuche auf jeden Fall ruhig zu bleiben und versuche herauszufinden, um welche Glaubensgemeinschaft es hier geht. Es gibt auch im Internet viele
Foren, in denen sich Angehörige über solche Themen austauschen und sich gegenseitig Hilfe und Rat geben können.
Aber je mehr du über die Sache weißt desto leichter wirst du erkennen, was dazu geführt hat, dass deine Tochter in diese starre - augenscheinlich - sichere Struktur wechseln möchte.
Ich würde mich freuen, wieder von dir zu hören und auch, was du weiter unternommen hast.
Alles Liebe für dich und deine Tochter
Kerstin