Problem von Paul - 18 Jahre

Von den Eltern beinahe rausgeworfen

Die Zusammensetzung der Problem ist ziemlich einzigartig.

1. Ich bin schwul. Meine Eltern haben ein ziemliches Problem damit. Meine Mutter meinte es ist nur eine Phase, mein Vater, ich möchte einem Mädchen eins auswischen. Soweit so gut... ich musste auch erstmal damit klar kommen... aber als meine Mutter mir einen Ausdruck ausm Internet brachte, bezüglich, dass sowas normal ist und vorbei geht, brachte es das Fass zum Überlaufen... Sie hat mich insofern damit verletzt, dass ich eigentlich nur noch Rache will, so bescheuert es auch klingen mag (Ich weiß, dass es falsch ist, aber ich kann nun mal die eigenen Gefühle unterdrücken.), ich will sie einfach nur genauso verletzt sehen, wie sie mich verletzt hat. Das Outing ist nun fast 2 Jahre her und sie (Vater und Mutter) meinen als ob nichts wäre... also als ob ich hetero wäre. Sie haben mich in soweit verunsichert, dass ich einerseits Angst hatte, dazu offen zustehen und habe mich so nach und nach innerhalb der 2 Jahre vor den PC zurückgezogen, aber auch andererseits mich total (ver)zweifeln lassen. Ich wusste ja nicht mal teilweise was ich machen soll... an Suizid hab ich auch gedacht (nein und mich eindeutig dagegen entschieden, weil es ja das Problem eh nicht löst)

2. Ich bin ziemlich autoritär erzogen worden... sprich es geht mir von Haus aus auf die Nerven, wenn ich rumkommandiert werde... zudem kommt hinzu, dass ich jetzt fast 19 bin und immer noch von ihr gesagt bekomme was ich zumachen habe und was nicht, was in manchen Dingen ja normal ist z.B. Müll rausbringen o.Ä. Aber nicht wenn sie mir sagt, was ich mit meinem Leben machen soll ("Ich fände es gut, wenn du Chemie und Biologie studieren würdest... es gefällt dir ja"), oder wenn ich irgendwo im Cafe sitze (was eh schon selten ist, siehe 1.), ruft sie mich um 12 an und mein ich soll nach Hause kommen (ich meine Hallo... ich bin fast 19 und keine 12... ich weiß, das hört sich jetzt nach pubertären Problemen an... sind sie ja auch...)

Aus 1. und 2. gab es heute eine "kleine" Auseinandersetzung:
Meine Mutter wollte heute unbedingt, dass ich mit der ganzen Familie zum Bowling mitkomme... worauf ich keine Lust hatte, worauf sie ziemlich ausgerastet ist. Sie hat rumgeschriehen, den Strom ausgeschaltet (weil ich vorm PC saß), wurde sogar handgreiflich. Ich hab sie aber auch getroffen, zwar unbeabsichtigt, eher aus Schutz und meinte sie soll mich nicht schlagen... da ist sie total ausgetickt und meinte ich soll, aus der Wohnung verschwinden, worauf ich meinte mit einem unüberhörbar-sarkastischen Unterton: "Mhmm, klar."

Meinem Bruder meinte auf die "Auseinandersetzung", dass ich ja noch in der Phase bin (gemeint Pubertät) und meinem Vater, auf die Aussage, ich soll aus der Wohnung verschwinden, meinte wir sollen uns wieder beruhigen.

Nachdem sie nun weg waren, hab ich mir erstmal einen ins Fäustchen gelacht... ich habe endlich einen Teil meiner Rache bekommen. Aber jetzt komm ich halt ins Grübeln wie es nun weiter gehen soll.

ich weiß einerseits nicht was passieren wird, wenn sie wiederkommen... und andererseits... ich weiß nicht, ob sie mich nun nicht wirklich rauswerfen will, da sie ja ziemlich im Affekt geschrieen hat und ja noch mein Vater, da ist der zwar nicht wirklich das Sagen bei uns hat... aber immerhin noch "da ist". Beim Jugendamt kann ich mich ja wohl nicht mehr, und eine eigene Wohnungsmöglichkeit kann ich mir nicht leisten, da ich noch zu Schule gehe...

Ich hoffe, dass mir jemand helfen kann.

Gruß

Paul

Elisabeth Anwort von Elisabeth

Hey Paul!

Also okay, deine Eltern gehen dir mächtig auf die Nerven. Sie akzeptieren deine Homosexualität nicht und wollen dich in allem bevormunden obwohl du erwachsen bist.
Du hattest einen relativ großen und schlimmen Streit mit deiner Mutter und das ist soweit eskaliert, dass du dir gedacht hast, dass du ausziehen möchtest.

Jetzt sind fast 2 Wochen von deiner Anfrage vorbei. Wie steht es jetzt? Hat sich die Situation beruhigt? Ist der Drang auszuziehen immernoch so groß? Oft denkt man sich nach einem großen Streit, dass man nicht mehr kann und sieht nur die negativen Seiten an allem und sieht keine vernünftige Perspektive mehr.

Vielleicht hat sie ja jetzt alles ein wenig gelegt, deine Wut ist nicht mehr so groß und du hälst es noch so lange zu Hause aus bis du studieren gehst, oder arbeiten und dir deine eigene Wohnung finanzieren kannst.

Wenn dem nicht so ist und es immernoch unerträglich ist, dann gibt es trotz deines Alters die Möglichkeit beim Jugendamt Hilfe zu suchen. Es gibt verschiedene Familientherapeuten die zwischen dir und deinen Eltern vermitteln können, was man alleine in der Familie bei Aussprachen nicht schafft.

Schau einfach mal bei deiner Stadt nach und lass dir helfen!

Alles Gute,
Elli