Problem von anonym (w) - 15 Jahre

Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll

Hallo!

Ich muss vielleicht erst ein paar Worte über mich selbst verlieren. Ich gehe mit meiner Freundin in die 10. Klasse einer Realschule. Ich habe selbst ein paar Probleme in der Familie, bei denen ich gelernt habe, mit ihnen umzugehen. Zurzeit mache ich nebenbei viel für die Schule: Ich bin in der Theater-AG, Schülerzeitung, Schüler schulen Senioren, und mehr. In meiner Freizeit schreibe ich an meinem Buch, ich arbeite viel mit Texten, also ich schreibe und seit neuestem korrigiere ich auch die Texte anderer. Nun ist es aber so, das ich mit meiner Freundin eigentlich ganz dicke bin, wir denken sogar ganz oft dasselbe, obwohl wir total verschieden sind. Doch irgendwie haben meine Freunde immer Probleme, die ich überhaupt nicht richtig verstehen kann, so scheint mir. Ich habe einer meiner Freundinnen zwei Mal das Rauchen abgewöhnen können und bin bekannt dafür, das man mir alles sagen kann. Ich sehe die Dinge meistens immer anders und bin meinem Alter ziemlich voraus. Der Bruder meiner ehemaligen Freundin, zu der ich jetzt den Kontakt aufgegeben habe, hat sich geritzt. Das hat mich schon sehr mitgenommen, weil ich natürlich mit meinen Freundinnen sehr verbunden bin und fühlen kann wie sie. Nun war meine jetzige Freundin (um die es hier geht) lange Zeit sehr nachdenklich in der Schule. Ich habe das natürlich gemerkt und sie immer wieder daraufhin angesprochen, doch sie ist mir immer wieder ausgewichen. Später wussten dann schon drei andere Leute aus meiner Klasse bescheid, nur ich nicht. Diese Tatsache hat eine tiefe Wunde in mir hinterlassen, weil ich immer darauf bedacht bin, das meine Freunde zu mir kommen. Als ich erfahren habe, das sie sich ebenfalls ritzt, bin ich zusammengebrochen. Ich habe nur noch geheult und überlegt, was ich machen soll. Ich habe ihr dann einen Brief geschrieben, in dem ich Dinge angedeutet habe und ihr geschrieben habe, das ich immer für sie da bin. Dann erst ist sie zu mir gekommen und hat es mir erzählt. Ich habe ihr das Ritzen ausgetrieben, sie macht es nicht mehr, aber trotzdem habe ich immer noch Angst um sie und überlege mir zweimal, was ich sage. Ich wollte aber nicht, das sich zwischen uns etwas ändert, und es ging ja auch alles perfekt weiter. Durch Zufall habe ich dann er fahren, dass eine weitere Freundin aus meiner Klasse sich ritzt. Gleichzeitig hat meine Freundin angefangen, ein Tagebuch auf einer Internetseite zu schreiben, so ähnlich wie ein Buch, über das, was sie erlebt hat. Ich dachte bis vor ein paar Tagen, sie hätte es nun begriffen und würde offen mit mir über ihre Probleme reden, doch jetzt scheint das Spiel von vorn zu beginnen. Ich bin immer unter Stress und muss mich nebenbei noch um ihren Text und sie kümmern und ihre Probleme machen mir sehr zu schaffen. Genauso, das sie mich die letzten Tage völlig ignoriert, ich komme nicht mehr an sie heran, sagen tue ich aber auch nichts, weil ich sie ja dazu bringen will, das sie von selbst zu mir kommt. Nun bin ich völlig am Ende, weil ich nicht weiß, wie es weitergehen soll. Was soll ich denn tun? Ich kann doch selbst nicht immer nur Therapeut sein, ich kann nicht mehr! Mittlerweile schädigt mich das Danebenstehen mehr, als das Dabeisein es würde. Wie kann ich meine Freundin dazu bringen, endlich offen mit mir zu reden? Und wie kann ich ihr dauerhaft helfen, ohne das sie sich weiter etwas vormacht? Oder soll ich sie in Ruhe lassen, und mit ihren Problemen allein dastehen lassen? Doch von ihr kommt gar nichts, immer muss ich alles machen, manchmal habe ich das Gefühl, ich bin ihr nur ein Klotz am Bein. Ich kann nicht mehr, ich brauche Hilfe!!!

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Hat Dir schon mal jemand gesagt, dass Du für das Leid der Welt nicht verantwortlich bist? Das klingt jetzt hart und grob - aber Du kannst nicht immer alle Probleme der anderen auf Deinen Schultern austragen wollen. Du kannst nur denen helfen, die diese Hilfe auch wollen. Es geht doch nicht gegen Dich persönlich, wenn Deine Freundin sich jetzt nicht so öffnen kann, nicht ihr Herz ausschütten kann. Du bist da, wenn sie es braucht - das reicht, und zwar für beide Seiten. Ich denke, Du solltest ihr ein Stück weit auch die eigene Entscheidungsfreiheit lassen, wann und ob sie reden möchte. Mir ist schon klar, dass Du das nicht böse meinst - aber je mehr man bedrängt wird, desto mehr verzieht man sich. Das kennst Du vielleicht von Dir selbst auch. Hinkendes Beispiel: Wenn Deine Mutter drei mal gefragt hat, ob Du nun endlich die Hausaufgaben gemacht hast, hast Du dann noch große Lust sie jetzt zu erledigen? Wenn sie aber sagt: Sag mir, wenn Du sie fertig hast, ja? Dann tust Du das ganz einfach.

Du schreibst einen wie ich finde wichtigen Satz: Ich kann doch selbst nicht immer nur Therapeut sein. Und doch willst Du diese Rolle weiterhin. Du möchtest, dass Deine Freundin endlich mit Dir offen redet, Du möchtest ihr helfen. Aber es liegt nicht in Deiner Hand, ob sie mit Dir redet - Du kannst es nur anbieten. Und Du kannst auch nicht die Rolle eines wahren Therapeuten übernehmen; d.h. wenn es ihr so schlecht geht, braucht sie fachliche Hilfe.

Achte auch auf Dich; nicht immer nur auf die anderen. Du musst Dich nicht zerreißen, um alles zu schaffen und noch mehr machen zu wollen.

Alles Gute!
Dana