Problem von anonym (w) - 18 Jahre

Schlimme Vergangenheit, Essstörung, Einsamkeit, Phobien

Liebes Kummerkasten-Team,
erst einmal ein Lob für eure Arbeit, dass ihr euch mit so vielen Problemen anderer auseinandersetzt.

Mein Problem ist relativ komplex. Ich bin 18 Jahre alt, hatte eine teilweise furchtbare Kindheit hinter mir
(von Mutter bis zum 12. Lebensjahr geschlagen, Kindernotdienst, eigene Mutter verklagt und doch wieder zu ihr gezogen/ Vater hat eine neue Familie und ist mit seiner neuen Frau und seinen neuen Kindern in die gleiche Wohnung gezogen, in der einst Mama, Papa und ich gewohnt haben, bevor die ganze Trennungsgeschichte meiner Eltern begann- also bis zu meinem 6. Lebensjahr/ 2 monatige Flucht nach Südindien von Mama aus bzw. sie hat mich einfach mitgeschliffen und daraus entstanden neue Probleme , ...).
zu viele Fettpolster für mein Gewicht, kleiner Busen..) )Aber meine Essstörung ist nicht mein eigentliches Problem, weshalb ich unzufrieden bin, denn ich habe gelernt damit zu Leben. Für mich ist das Übergeben nach "Sünden" schon zur Normalität geworden. Das ewige Hin und her von fastentage und Fressattacken ist ...naja..normal. Hungern, fressen, kotzen. So läuft es bei mir jenseits der Schule und immer mit dem Gedanken eines tages schön zu sein und geliebt zu werden.

Meine einzige heile Welt ist die Schule und die Musik. Es klingt krank, aber es ist so. Ich fühle mich in dieser zeit abgelenkt von all meinen Problemen. Für viele bin ich der langweilige Streber, denn ich gehe nie auf Parties und so. Ich habe halt einen Zukunftstraum und ich möchte später einmal in einer heilen Familie sein, die einfach funktioniert und nicht so kaputt ist, wie die, in der ich jetzt lebe. ich habe meinen Traumberuf und will/werde alles dafür tun.
Ich habe inzwischen eine schöne Beziehung zu meiner Mom und hab sie auch sehr lieb, aber insgesamt könnte ich heulen. Auch Heilig Abend war ich alleine, weil wieder mal mit der Famielie alles schief ging, so dass meine Mom gegangen ist und ich alleine war. Der 2. Weihnachtstag war wieder schön (habe seit 3 Jahren mal wieder meine Om sehen dürfen)...aber irgendwie war alles sehr komisch und aufgewühlt.

Ich sehne mich trotzdem sehr nach Liebe und Zuneigung. ich sage jetzt nicht, dass ich unbedingt einen Freund will und jeden dahergelaufenen Typen nehmen würde..nein..ich suche etwas Ernsthaftes, und bin auch schon seit längeren verliebt. Aber er ignoriert mich,er nimmt mich kaum war, bzw. er nimmt mich nur als "Kumpel" war, aber nicht als Frau. Einerseits denke ich, es liegt an meiner doch sehr komischen Figur (viel Fett, aber ein sehr sehr kleiner Busen.. also, mein Bauch ist dicker als meine Brust etc..)oder an meiner Schüchternheit.
Doch ich möchte Menschen auch nicht auf die nerven gehen. Vielleicht lacht er über mich, verabscheut mich, vielleicht lästern dann alle und ich...ich bin die >Lachnummer 1, weil ich fette Kuh mich an einen gutaussehenden Typen geschmissen habe, bei dem ich eh keine Chance hätte. Er hat auch nur Freundinnen, die sehr extrovertiert, sehr hübsch und auch sehr lebhaft sind.
Meine "Freundin" hat auch darüber gelästert. Sie meinte ich wäre nie verliebt gewesen und wollte mich wohl nur endlich mal "flachlegen lassen" und habe deshalb nur von dem einem Typen geschwärmt. das tat sehr weh, als ich das erfahren habe, da es hinter meinem rücken geschah. Ebenso hat dieses Mädchen ein Geheimnis ausgeplaudert und darüber gelästert und gelacht. (vor nicht gerade wenig leuten) Es tat und tut noch immer weh, weil ich dachte, dass ich vetrauen kann. Die eine Freundin ignoriert mich gänzlich, die andere lästert und die dritte hat jetzt einen Freund und ich will ihr nicht zu Lasten fallen.

Warum sind die Menschen, die eh nicht geliebt werden, für Liebe so empfänglich und müssen leiden und die Menschen, die viele Verehrer haben, die von vielen geliebt werden, oft so nachlässig mit der Liebe und führen lauter Kurzbeziehungen..?
Ich will doch nur Glück und Liebe erleben dürfen, aber stattdessen lebe ich nur noch für die Schule. Ich werde gar nicht wahrgenommen. Ich bin halt da und wenn ich mal über meine Probleme rede, dann werde ich gleich als Egoistin dargestellt, wobei es vielleicht auch verständlich ist, da meine Probleme sehr groß sind, weshalb es so rüber kommt, als wäre ich nur ich-bezogen. Also schweige ich lieber und lebe weiter.
Manchmal ritze ich mich auch, nur um zu spüren, ob ich noch lebe, ob wohl ich eigentlich gar kein Blut sehen kann (paradox - ich weiß).

Dann leide ich noch unter einer Spinnen- und einer Tornado- und Windphobie. Sobald Cummulonimbswolken am Himmel sind und es Sommer ist, sobald Windböen auftauchen, bekomme ich Herzrasen und Todesängste. Nur ind er Nähe von Läden und Mneschen fühle ich mich sicher. naja...ich bin halt plemplem..krank halt und werde oft wegen dieser Phobie auf die Schippe genommen (vom vater und so). Leider verstehen sie nicht, dass Gewitter, starker Wind genauso schlimm sind, wie als wenn ein Mörder hinter mir herrennen würde...so fühle ich mich nämlich...

Ich bin ein Wrack und könnte nur noch heulen, denn nun bin ich schon 18 Jahre auf der Welt und fühle mich einsam, verlassen und leer.

es tut mir leid. Ich weiß dass ihr keine Zauberfähigkeiten habt und mir ein besseres Leben zaubern könnt, aber manchmal tut es gut, sich etwas von der Seele zu schreiben. Vielleicht habt ihr auch Ratschläge für mich...

Vielen dank schon einmal im voraus.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Nein, wir können nicht mal eben Dein Leben verzaubern; diese Kräfte haben wir nicht. Aber Du. Du bist die kleine Fee, die kommen kann, und die dann langsam alles in Ordnung bringt. Es ist eine kleine Fee, deshalb braucht sie Zeit und sie braucht Hilfe.

Die Sehnsucht nach Liebe, Geborgenheit, heiler Familie kann ich gut verstehen - das Ziel Deiner Zukunft hast Du fest im Blick. Für mich ist das auch schon einer der Schritte, die zur Veränderung führen werden. Langfristig; nicht im Jetzt.

Aber das Jetzt solltest Du eben auch nicht einfach laufen lassen. Für Dich ist Dein Essverhalten Normalität geworden; und Du beschreibst es wie ein verbales Schulterzucken (ich denke, Du verstehst, was ich meine). Ist es wirklich so egal? Willst Du das wirklich als Deine Normalität annehmen und weiterhin durch Dein Leben tragen? Oder könnte das etwas sein, was Du für Dich als erstes in Angriff nehmen möchtest, um eine Normalität zu bauen, in der Du Dich auch pudelwohl fühlst?

Kannst Du Dich mit dem Gedanken anfreunden, Dir dafür die professionelle Hilfe ins Boot zu holen? Ich finde, es ist ein guter Gedanke und das Ziel der 'gesunden Seele' fühlt sich doch auch richtig an, oder? Es gibt so viele Gründe, die dafür sprechen: Du hast dann ein Ventil für Deine Probleme. Du kannst sie so bei der Wurzel packen und aus Deinem Leben verbannen. Du kannst mit der Vergangenheit abschließen und freier in die Zukunft schauen. Du kannst ein gesundes Essverhalten entwickeln und damit auch den Körper haben, den Du Dir so wünschst. Du kannst an Deinem Selbstbewusstsein arbeiten und so die Schüchternheit hinter Dir lassen. Du kannst die Phobien bekämpfen.

Du bist jemand, der Ziele hat und erreichen will - ich würde die gerade genannten Dinge mit auf meine 'innere Liste' nehmen und mir eine Therapie ins Leben holen, damit ich das Leben habe und bekomme, dass ich möchte. Ziele sind wichtig - und niemand kann immer jedes Ziel auch allein erreichen.

Du siehst Dich selbst als krank - 'krank' klingt in diesem Fall so missachtend; fast wie eine Beschimpfung. Krank sein ist nichts, wofür sich jemand schämen muss. Und wenn die Seele leidet, erkrankt, brauchen wir ebenso Hilfe, wie wenn der Körper erkrankt.

Alles Gute!
Dana