Problem von Anonym - 14 Jahre

Ich bin zu weit und zu reif für mein Alter

Ich bin gerade erst 14 geworden... Meine Lektüre besteht aus Büchern von Paulo Coelho, Hermann Hesse und Erich Fromm. Meine Gesprächsthemen beinhalten meistens philosophische Probleme und Probleme in unserer Gesellschaft usw. Nunja... In meiner Klassenstufe und den beiden darüber sind die Gesprächsthemen nur "die süßen boys"(-??) und ähnliche Themen. Ich komme auch nicht mit der Art klar, wie sie über die Dinge reden, oft sehr unüberlegt und unreif, albern etc... (ich lasse sie dies aber keinesfalls spüren!) Ich habe somit für eine lange Zeit niemanden gehabt, mit dem ich überhaupt einmal reden konnte, saß immer nur allein vor meinem Fenster, hab geträumt, traurige Musik gehört und viel geweint, schwebte durchgehend in einer Melancholie, zwischendurch machte ich meine Pflichten oder ging raus, um zu Fotografieren- die Natur erschien mir das einzige, was mich noch glücklich machen konnte... Ich hatte niemanden, mit dem ich meine Sorgen teilen konnte, zusammen philosophieren und träumen (ich bin leidenschaftliche Träumerin) konnte, oder musizieren, oder spazieren, oder einfach mal spaß haben und albern... Ich schrieb im Internet oft mit Leuten aus der 13. Klasse (Ich bin 8.) und verstand mich wirklich gut mit ihnen. Doch niemand wagte jemals, sich jemandem in meinem Alter zu nähern... (-Es schädigt das Image mit jemandem in so jungem Alter seine Zeit zu verbringen und das Image ist in unserer heutigen Fassadengesellschaft vorrangig wichtig- leider.) Wenigstens war ich nun in der Big Band unserer Musikschule. Die Menschen dort sind wirklich sehr nett... (alle 11.-13. Klasse) . Ich wurde nett aufgenommen, verstehe mich soweit gut mit ihnen, doch es besteht das Problem, dass sie sich nicht trauen, eventuell sogar eine Freundschaft mit mir anzufangen. Und nun ist es passiert... Eine netter junger Mann aus der Big Band hat sich in mich verliebt... (13. Klasse). Und ich liebe ihn. Er ist sehr klug, lieb, vorsichtig, ebenfalls ein Träumer und Philosoph, spielt nun mal ebenfalls ein Instrument (--gleiche Interessen.) und ist als netten Beigeschmack auch noch ein sehr hübscher junger Mann. Er wohnt in meiner Parallelstraße und somit fahren wir immer zusammen mit dem Fahrrad nach Hause.- Oder bei schlechtem Wetter nimmt er mich mit dem Auto mit. Auch bei Auftritten fahren wir immer zusammen mit seinem Auto dort hin. Er war auch schon bei mir zu Hause einmal etc. Doch es gibt dort zwei Probleme:
1. Er hat eine Freundin. (Jedoch, auch, wenn es eine schwierige Situation ist, Liebe ist nichts für die Ewigkeit. Das mag sich vielleicht hart anhören, aber Menschen entwickeln sich und aufgrund verschiedenen Umfelds oder Tätigkeiten oft mit der Zeit in andere Richtungen. Des weiteren denke ich, dass Liebe in dem Reiz besteht, eine Person, die einen unheimlich anspricht genauer kennen zu lernen und auf ?Entdeckungsreise? bis vielleicht sogar seine Seele zu gelangen. Doch irgendwann kennt man sich und es gibt nichts Neues mehr zu entdecken- der Reiz schwindet. Die Beziehung geht nun noch so lange gut, bis einer der beiden Partner etwas Neues entdeckt, dass er gerne erkunden möchte, ein völlig neues Universum. Dies ist meines Erachtens unvermeidlich, auch wenn es womöglich, auch, wenn dem einen wohl noch mehr, beiden Partnern weh tut, die Gewohnheit und Routine hat schließlich auch ihren gewissen Reiz und gibt ein Gefühl der Sicherheit ab, aber das ist nicht das Leben. Deshalb würde ich dies, auch, wenn es sich womöglich seltsam anhört und auch trotzdem keineswegs zu missachten ist, eher als zweitrangiges Problem bezeichnen.)
2. Das Alter. Das große Problem. Würde man es mit dem klaren Menschenverstand angehen, so würde man denken wie einige Naturvölker: Bei ihnen gibt es keinen Geburtstag, weil die Menschen dort annehmen, dass es sinnlos ist, die Tage zu zählen, wie lange jemand schon lebt , immer nach 365 Tagen ein Fest zu feiern und je nach der Zahl der Tage über die Rechte des Stammesmitglieds zu entscheiden. Sie empfinden es als sinnvoller, nach der Reife der Person zu urteilen und so nach und nach ein Fest zu feiern, wenn sie der Meinung sind, dass das Stammesmitglied eine neue Reifestufe erlangt hat. Auch seine Rechte sind von seiner Reife abhängig. Doch in unserer Gesellschaft sind die Fakten wichtig, die oberflächlichen Fakten, wie zum Beispiel das Alter- Es gibt ja schließlich Gesetze (Die natürlich sehr nötig sind, um Ordnung zu halten, doch immer viel zu stark verallgemeinern. ? Doch es lässt sich nun einmal nicht anders regeln, Ausnahmen würden auch nicht gerechtfertigt erscheinen und würden einen viel zu großen Aufwand und etliche Rechtfertigungen bedeuten. Mein Problem ist nun aber, dass sie auch meine Wünsche beeinträchtigen. Wenn ich mit diesem jungen Herrn eine Beziehung eingehen würde, so könnte ich einige Dinge nicht mit ihm in Anspruch nehmen, zum Beispiel der abendliche Besuch öffentlicher Einrichtungen. Ich hätte Angst, ihm somit nicht genug beten zu können, auch, wenn er sich über den Altersunterschied stets bewusst ist. Auch würde es sicher Menschen geben (- das bekannte Leben in einer Kleinstadt, wo alle Leute etwas zum Reden, Lästern und Tratschen brauchen, um ihren eigenen Dreck oder ihr langweiliges Leben ohne jegliche Höhen und Tiefen zu überspielen. ) , die über ihn reden würden. Einige oberflächliche Menschen könnten ihn sogar mit Ausdrücken wie ?Kinderficker? bezeichnen. Und davor habe ich ein wenig Angst, weil ich ihn zu sehr mag. Wenigstens meine Mutter ist dort sehr tolerant und überhaupt nicht streng (auch, wenn wir bei ihr eigentlich eine sehr strenge Erziehung genießen, aber ich habe mit ihr darüber geredet und sie sagte mir, dass sie mich kenne und wüsste, dass ich viel weiter sei und dass schließlich nichts anderes zu erwarten war. Sie meinte auch, dass alle anderen das von mir wüssten, viele Lehrer und Leute reden über meine erwachsenes Verhalten und meine Intelligenz, wie ich neulich hören musste (auch, wenn ich mich keinesfalls als überdurchschnittlich intelligent bezeichnen würde...)
Fakt ist, dass ich deshalb, wegen meiner Sorgen über diesen Sachverhalt sehr deprimiert bin... Ich bin auch immer allein und habe niemanden, mit dem ich zumindest über das Problem mit der Beziehung sprechen könnte- abgesehen von meiner Mutter (Ich empfinde es keineswegs als peinlich, mit meiner Mutter über derartige Themen zu sprechen, sie ist schließlich eine erfahrene Frau und spricht mit mir ebenfalls über ihre Probleme.) Und so sitze ich immer allein da. Meine Mutter geht abends mal weg, meine Schwester (ebenfalls 13. Klasse) unternimmt etwas mit ihren Freundinnen oder ihrem Freund und ich sitze jedes Mal wieder allein vor meinem Fenster. Und ich habe schon immer eine deprimierte Grundstimmung, lache wenig und bin dauernd abwesend. Meine Klassenlehrerin (eine sehr fürsorgliche und liebe Frau) hat sogar schon das erste mal seit meiner Gymnasiallaufbahn meine Mutter zu sich in die Schule eingeladen, weil sie sich Sorgen um mich machte, weil ich immer geistesabwesend sei und deprimiert. (was jedoch nichts an meinen Noten änderte, ich habe immer noch ein Einserzeugnis.) So vergeht mir oft die Lust am Leben und das Einzige, was mit manchmal noch für einen kurzen Augenblick ein Glücksgefühl gibt, ist die Musik oder die Natur. Sie sind oft die einzigen Faktoren, die mir noch Lust zum Leben verleihen. Ich möchte nun um Rat bitten, wie ich in dieser Situation wieder einigermaßen glücklich werden könnte...?? Was kann ich tun? Ich wäre sehr dankbar für einen Rat. Liebe Grüße, Julia.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Hilft es Dir, wenn ich Dir sage, der Reifeprozess wird sich relativieren? Die anderen werden aufholen und Du so wieder mehr dazugehören können. Ich weiß, das hilft Dir nicht im Jetzt - aber das Wissen, das nichts bleibt, wie es heute ist, kann auch Schwung geben.

Diese Abende allein vor dem Fernseher machen einsam und traurig. Kannst Du das verändern? Kannst Du Dich dafür auf einen Mädelsabend einlassen, mit Gesprächen über Jungs und Make up? Auch wenn die Interessen woanders liegen, kann es doch einen Heidenspaß machen. Ich bin jetzt Mitte 30 - und kann solche 'oberflächlichen Abende', durchaus genießen. Dass Du reifer bist als andere, heißt ja nicht, dass Du nicht über Jungs sprechen kannst oder willst. Immerhin gibt es da ja auch einen, der Dich interessiert und ein Stück verzaubert hat.

Andere Möglichkeiten sind, Kurse, Vereine, Gruppen u.ä. zu besuchen, die Deinen Interessen entsprechen. Allein die Musik bietet Dir da vieles. Oder auch die Fotografie, die Natur. Halt die Augen offen und schau, wo Du Dich anschließen kannst, um aus der Einsamkeit herauszukommen.

Das Gesetz steht Dir nicht absolut im Wege - schau dazu mal hier:

http://www.planet-liebe.de/portal_index.php?page=gesetz

Alles Gute!
Dana