Problem von anonym (w) - 33 Jahre

Will er ein Leben mit mir?

Hallo Dana!
Sorry, wenn ich direkt dich anspreche, aber ich weiß, dass du der Ansprechpartner meines Freundes bist und er von dir immer Rat bekommt.
Seit Anfang November letzten Jahres bin ich mit Ihm zusammen und wir verbringen sehr viel Zeit miteinander und er ist auch fast jeden tag bei mir, wohnt quasi bei mir. Ich spreche auch mit Ihm über seine Probleme und er gibt mir auch das Gefühl glücklich mit mir und bei mir zu sein. Aber wenn ich dann lese was er dir schreibt und dass er mich noch nicht einmal erwähnt hat in seinen Briefen, dann weiß ich nicht mehr wie ich darüber denken soll. Es tut mir verdammt weh. Er schreibt dir, das Freunde und Familie mit seinen Problemen abgeschlossen haben und er mit niemanden mehr über seine Gefühle reden kann, dabei sprechen wir eigentlich ständig über seine Probleme und Gefühle zu seiner noch Ehe-Frau und ich weiß auch das er sie noch immer liebt und nicht so einfach vergessen kann. Ich merke ja fast auch immer wenn er nachts schlecht schläft und schlecht Träumt. Aber was er dir schreibt, dass er keinen Sinn mehr im Leben hat und so, ist als existiere ich gar nicht und er ein leben mit mir nicht will. Bin ich für Ihn nur da, damit er die schlimme Zeit nicht allein durchstehen muß? Wird er mich vielleicht wieder verlassen, wenn er mit sich im reinen ist und sogar seine Exfrau wieder vor der Tür steht? solche Gedanken habe ich ihm gegenüber aber schon erwähnt und er versichert mir immer wieder, das er sehr gern mit mir zusammen ist und ich nicht nur ein Ersatz bin.
Ich glaube sogar, das er vielleicht mich dir gegenüber nicht erwähnt, da seine freunde alle von mir wissen und sehen wie glücklich er wieder ist aber er im innern gern noch der arme verletzte und verlassene Ehemann sein möchte, der bedauert wird. Aber wie bekommt man das weg oder wie kann ich ihm helfen, das er nicht mehr diese Ängste hat und wieder an eine Zukunft glaubt?
Ich weiß das so eine Sache viel Zeit braucht, da ich selber vor 12 Jahren von meinem Freund betrogen wurde, sogar als ich im Krankenhaus lag und unseren Sohn zur Welt gebracht habe. Aber es ist vergangenheit und das leben geht weiter und es können auch wieder schöne Zeiten kommen, die ich im Moment eigentlich das erste mal seit 12 Jahren wieder habe. Nur habe ich um Ihn Angst...!

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Mir würde meine Antwort vielleicht etwas leichter fallen, wenn ich wüsste, wer Dein Freund ist. Zwar habe ich jemanden im Kopf, aber doch bin ich unsicher, ob ich richtig liege. Und ich möchte Dich ja hier auch nicht mit einem Wildfremden 'verkuppeln'.

Weiß er, dass Du weißt, was er hier geschrieben hat? Und weiß er auch, dass Du nun ebenfalls an mich geschrieben hast? Ich denke, mir ginge an Deiner Stelle um einiges besser, wenn ich meinem Freund die Frage "Warum hast Du mich nicht erwähnt?" stellen könnte / würde. Die wahre Antwort hat nur er; wir zwei können nur Vermutungen anstellen.

Meine Vermutung dazu wäre, dass er zwar mit Dir in einer neuen und auch glücklichen Beziehung ist - aber die Trennung von seiner Ex-Frau noch nicht verarbeitet ist. Und das ist etwas, was er tun muss - nicht Du. Er muss für sich abschließen, für sich Antworten haben, für sich im Inneren eine Art Karton finden, in das man all das Erlebte packen kann und dann im Keller verstauen kann (wenn ich das mal so bildlich sagen darf). Und das ist seine Aufgabe. Du, als neue Partnerin kannst ihm beim Verpacken kaum helfen. Du kannst der Grund sein, es zu tun; Du kannst die Kraft geben - aber abschließen muss er allein.

Er scheint für sich die Dinge sehr zu trennen. Neues Glück auf der einen Seite - große Trauer auf der anderen. Und wenn er das Glück mit der Trauer mischt, wird beides weniger.

Er sagt, er ist gerne mit Dir zusammen und Du sagst, dass Du das auch spürst - kann ein Mann das eine Frau spüren lassen, wenn es eigentlich anders ist? Geht das? Wieviel seiner Gefühle seine Ex noch einnimmt, kann ich nicht sagen. Aber ist nicht auch sehr deutlich, dass er diese Ehe hinter sich lassen will. Der Schmerz ist da, aber zurück möchte er nicht. Manchmal tun auch Dinge weh, von denen wir wissen, dass sie der richtige Weg sind.

Wenn nach einer langen Beziehung eine neue beginnt, besteht wohl die Gefahr, dass diese neue Beziehung 'nur' eine Lücke füllen muss und wenn man wieder Boden unter den Füßen hat, diese Beziehung auch wieder verlassen wird. Aber besteht diese Gefahr sonst nicht? Und nur weil wie alle diese Geschichten kennen, selbst erlebt haben oder Bekannte sie erzählten, heißt das nie, dass es immer und dieses mal so ist. Jemand, der mir heute sagt, er liebt mich, kann immer ein Jahr darauf anders fühlen. Garantien gibt es nie - und deshalb sollten wir doch alle das Liebesglück, dass vor der Tür steht, auch genießen.

In seinem Verhalten Dir gegenüber gibt es nichts, was diese Angst schürt. Und darauf würde ich mich auch stützen. Die Mails, die er an den Kummerkasten geschrieben hat, geben wohl nur Teile seines Denkens und Fühlens wider. Du erlebst ihn doch aber im Ganzen. Für mich -ob ich richtig liege, steht auf einem anderen Blatt- sieht es so aus, als habe er in den Mails seine Trauer aufarbeiten wollen. Und nur die; ohne das drumherum, was sich seit der Trennung alles verändert hat.

Wie gesagt, ich würde ihn auf die Mails ansprechen und sie wohl mit ihm noch einmal durchengehen. Wie hat er was gemeint? Warum nur die 'halbe Geschichte' erzählt? Welchen Platz nehme ich für ihn ein? Aber auch gleichzeitig erzählen, wie es mir seit dem Lesen geht, welche Ängste ich dadurch habe, welche Gedanken und was passieren müsste, damit ich dieser Beziehung auch wieder voll und ganz trauen könnte. Wenn man selbst offen über die eigenen Gefühle spricht, sich dadurch auch verletzbar macht, ebnet man immer auch den Weg für den anderen, es ebenso zu tun.

Alles Gute!
Dana